"Ich bin ein deutscher Dichter" hieß das Thema des Abends, Lyrik, aber auch Prosatexte von Heinrich Heine standen im Mittelpunkt, es wurde rezitiert, agiert und vor allem beste instrumentale Untermalung geboten.
Es war ein verblüffendes Erlebnis für alle. Ein Dichter, 1797 geboren, schrieb Texte, die gar nicht verstaubt, sondern so modern sind, dass sie nahtlos in unsere heutige Zeit zu passen scheinen. Detlev Rose als Tausendsassa, rezitiert, singt, spielt Gitarre und das Keyboard, ist also nicht nur ein Meister des Vortrags, sondern auch ein exzellenter Musiker, der alle Kompositionen selber schreibt. An seiner Seite steht Christian Georgi, der Herr über eine Vielzahl von Flöten, Saxophonen und den Blaswandler, seine Zauberflöte, wie er das Instrument liebevoll nennt, mit dem er wahrhaft fulminant eine Vielzahl von Instrumenten synthetisch erklingen lassen kann.
So untermalt er Texte höchst einfühlsam, kommentiert mal spöttisch, mal pointiert er Dramatik. Der Abend war also alles andere als ein statischer Textvortrag, bei dem einer dasteht und deklamiert, während der andere ein bisschen Musikbegleitung bietet. Heines Texte wurden wahrhaft zum Leben erweckt. Detlev Rose sprach völlig frei, er wanderte durch die Aula, nahm nicht nur Blickkontakt auf mit Zuhörern, er verwickelte sie auch in Gespräche, und alles war Heine im Original. Da gab es Spöttisches, ja "Lästerliches" über Religion, Heiteres über die Liebe.
Heines Witz und Ironie
Heine selbst nannte sich gerne einen entlaufenen Romantiker und das kommt besonders gut in seinen Liebesgedichten zum Ausdruck, die von Witz und Ironie erfüllt sind, aber auch gerne einen Hauch von Wehmut anklingen lassen: "Der Schmetterling ist in die Rose verliebt..... jedoch in wen ist die Rose verliebt?"
Da ist Trauer über seinen Verlust der Heimat, der ihn als politisch Verfolgten ins Exil nach Frankreich zwang. "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht." Doch es gibt auch bitterböse Satire, politische Anklagen oder Kritik an gesellschaftlichen Zuständen wie in dem Gedicht über die schlesischen Weber oder das Sklavenschiff mit der lebendigen Fracht, die so unerhört gewinnträchtig ist. Immer wieder werden die Gedichte auch in politische Rocksongs umgesetzt, brillante Text mit aggressiver Musik, die deren Bitterkeit unterstreichen. So erlebten die Zuhörer, Schüler, Lehrer und interessierte Öffentlichkeit einen spannenden und anregenden Abend, der die Aktualität eines Dichters bewies, auch wenn der schon 150 Jahre tot ist.
Zur Person

Rose & Georgi
Detlev Rose und Christian Georgi
besuchten beide die Berliner
Musikhochschule Hanns Eisler. Det-
lev Rose hat zusätzlich auch eine
Ausbildung als Schauspieler absol-
viert. Die beiden Künstler arbeiten
seit vielen Jahren zusammen. Eins
ihrer wichtigsten Anliegen ist es,
Literatur und Musik in die Schulen
zu bringen, und so etwas "gegen
den weitverbreiteten Mangel an
musischer Bildung zu tun."