Unter dem Motto „Gottesdienst für Verliebte“ stand das zauberhafte Event. „Verliebt sind wir doch alle immer wieder, immer neu und möglichst auf ewig“, dachte ich mir.
„Wie kann man die persönliche Liebe in die Kirche bringen, in der doch immer so viel von der Liebe Gottes geredet wird“, war für mich die spannende Frage.
Man kann - einfühlsam und direkt, musikalisch und mit Worten. Andreas Mildner, ein 26jähriges Ausnahme-Talent an der Harfe, demonstrierte, wie sich Liebe in Musik verwandeln kann. Mal zart und zerbrechlich, mal voller Akkorde der Leidenschaft und Sehnsucht, aber auch voller traurig-wehmütiger Töne war seine Musik und damit fast wie eine musikalische Schwester der Liebe, um die es an diesem Abend, bei diesem außergewöhnlichem Gottesdienst ging.
Pfarrer Lutz Mertten konnte sich freuen, nicht nur, weil die Liebe außerhalb der Blumenläden ein Fest feierte, sondern auch, weil das Gotteshaus „fast voll“ war, weil viele es gewagt haben, sich als Paar oder auch alleine im Namen der Liebe segnen zu lassen. „Die Liebe ist ein Wunder, das alle Vernunft besiegt, sie ist ein wertvolles Geschenk für die Menschen, sie bereitet Leidenschaft, Lust, aber auch Schmerz“, so der Pfarrer, der sich zusammen mit den Konfirmanden sehr viel Mühe mit der Dekoration der Kirche gemacht hatte.
Die Liebe – ein Geschenk, das gehegt und gepflegt sein will, eben weil das Haus, in dem die Liebe wohnt, ein äußerst filigranes Gebäude ist. Pfarrer Lutz Mertten erinnerte daran, wie schön es sein kann, wenn man sich tatsächlich und wirklich nicht alleine fühlen muss, wenn man sich geliebt und angenommen weiß, so wie man ist und dies oft jenseits aller angeblichen Normen.
„Die Liebe ist ein Wunder, das manchmal alle Vernunft besiegt“
Pfarrer Lutz Mertten beim Valentinstags-Gottesdienst
Und vielleicht gerade deshalb sprach er auch alle diejenigen an, die an diesem Abend alleine gekommen waren, um mit ihrer Liebe zu sich selbst innerlich den Weg zu öffnen für Neues und Schönes.
„Die Liebe sieht durch alle Masken hindurch direkt ins Herz, geht mit liebevollem Blick durch alle harten Schalen hin zum weichen Kern“. Das gilt für die Liebe Gottes genauso wie für die Liebe, die die Menschen untereinander empfinden.
Tröstende Worte hatte Pfarrer Mertten auch für diejenigen, die am Ende einer Liebe angekommen sind, die Kraft brauchen für die endgültige Trennung oder einen Neuanfang, denn wie alle Dinge, die Licht ins Leben oder Schmetterlinge in den Bauch bringen, hat auch die Liebe ihre Schattenseiten, ihre Sackgassen. Menschen in solchen Situationen wünschte er nicht nur die Einsicht das Richtige zu tun, sondern vor allem die Weisheit, die es braucht, um Wunden nicht größer zu reißen als unbedingt nötig.
Die Liebe, ein Wunder, das alle Vernunft besiegt, das manchmal gegen Sinn und Verstand gelebt werden will, war auch das Thema der weiteren Beiträge an diesem Abend. Robert Decker las Andersens Märchen von der „Prinzessin auf der Erbse“, das auf den ersten Blick weniger von Liebe als vielmehr von den Überempfindlichkeiten einer „Zimtzicke“ erzählt. Die kleine Prinzessin, die durch „20 Matratzen und zwanzig Daunendecken“ hindurch die winzige Erbse so sehr spürt, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen kann, ist ein Symbol für das „Haar in der Suppe“, das viele Menschen, denen die wahre echte Liebe versagt bleibt, immer wieder suchen. Des Prinzen Mutter, die angetreten ist, die mögliche Schwiegertochter durch den Matratzen-Test auf ihre Tauglichkeit hin zu testen, steht auch für ein Symbol, das der Liebe das Leben schwer machen kann. Wäre der Prinz seiner Mutter mit einem entschiedenen „Mutter, so nicht!“ entgegengetreten, hätte er gezeigt, dass er für seine Liebe, für „seine Prinzessin“ einsteht und sich nicht von Kleinigkeiten wie einer Erbse beeinflussen lässt. Darum geht es eben in der Liebe ,um das „sich so annehmen wie man ist“ und darum sich in Herzensdingen nicht durch äußere Einflüsse und das, was andere sagen, beirren zu lassen. Wolfgang und Ines Klör trugen mit passenden Lesungen zum Gelingen des Abends bei und Monika Oser ergänzte das musikalische Angebot durch ihr Orgelspiel.
Die Konfirmanden, die manchen Luftballon zur Dekoration der Kirche aufgeblasen hatten, verteilten am Ende des Gottesdienstes Schoko–Herzen an die Besucher und erinnerten so daran, wie süß die Liebe sein kann und wie sie alle Sinne erfasst.
Stichwort
Valentinstag Der Valentinstag geht auf die Sage um den Bischof Valentin von Terni zurück, der als Märtyrer starb. Der Heilige ist in Krumbach begraben. Valentin war im 3. Jahrhundert Bischof der italienischen Stadt Terni. Er hatte Verliebte christlich getraut, darunter Soldaten, die laut kaiserlichem Befehl unverheiratet bleiben mussten. Er habe, so heißt es, den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, standen unter einem guten Stern.