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BAD NEUSTADT: Ein Herz(chirurg) für Laos

BAD NEUSTADT

Ein Herz(chirurg) für Laos

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    Glückliche Gesichter nach der OP im fernen Land: Professor Ortwin Friesewinkel besucht einen Patienten in Laos
    Glückliche Gesichter nach der OP im fernen Land: Professor Ortwin Friesewinkel besucht einen Patienten in Laos Foto: Foto: Rhön-klinikum

    (sb) Lange Reisen ist Professor Ortwin Friesewinkel, Herzchirurg an der Herz- und Gefäß-Klinik Bad Neustadt, gewohnt: 14 Stunden Flugzeit liegen zwischen Deutschland und dem südostasiatischen Staat Laos, der zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Seit neun Jahren nimmt Friesewinkel die Strecke ein- bis dreimal pro Jahr auf sich.

    Im Rahmen des luxemburgischen Hilfsprojekts ADS (Aide au Développement de la Santé) führt er im Herzzentrum der laotischen Hauptstadt Vientiane ehrenamtlich Operationen durch. Dieses bislang einzige Zentrum im Land hat er selbst mit aufgebaut. Darüber hinaus bildet er in Laos Herzchirurgen, Kardiologen, Krankenschwestern und Kardiotechniker aus. Dafür verwendet er zum Teil eigene Urlaubstage. Manchmal wird er auch von seiner Tätigkeit in der Herz- und Gefäß-Klinik Bad Neustadt freigestellt.

    Für seine jahrelange Tätigkeit hat ihm die Universität Laos einen Gastprofessorentitel verliehen. Kürzlich ist Friesewinkel von seinem aktuellen Aufenthalt zurückgekehrt, der zehn Tage beanspruchte. Er hat zahlreiche Operationen durchgeführt, Vorlesungen gehalten und sich ein eigenes Bild von der neuesten Entwicklung des Herzzentrums gemacht. Seit 2001 wurden Herzoperationen in einem örtlichen Krankenhaus durchgeführt. 2004 wurde das Herzzentrum „Institut du Coeur Lao-Luxembourgois“ mit dem Ziel eröffnet, die kardiologische und herzchirurgische Versorgung in Laos in einem neuen und modernen Gebäude zu vereinen.

    Das Gründungsteam, das den Auf- und Ausbau des Herzzentrums seitdem leitet, setzt sich aus Medizinern verschiedener Disziplinen aus Frankreich, Luxemburg und Deutschland zusammen. Bis zu sechs Mal pro Jahr sind Vertreter des Teams vor Ort, um die Entwicklung zu begleiten. „Seit der Gründung des Herzzentrums hat sich viel getan“, berichtet Professor Friesewinkel. Bis Mediziner und Fachpersonal vor Ort ausgebildet waren, konnten Operationen nur durchgeführt werden, solange die Fachleute anwesend waren. Auf der Warteliste standen jeweils bis zu tausend Patienten, die vom Hilfsteam medizinisch versorgt wurden, darunter vor allem herzkranke Menschen, aber auch andere Notfälle. „Der erste Patient, den ich dort operiert habe, war ein kleiner Junge, dem eine Harpune im Hals steckte.“

    Wartelisten gibt es zwar immer noch, aber Routineoperationen werden mittlerweile von den laotischen Medizinern selbst durchgeführt. Zwei OP-Säle stehen im Herzzentrum dafür zur Verfügung. Bis zu vier Patienten werden dort täglich operiert. Das Ärzteteam vor Ort umfasst inzwischen vier Chirurgen und eine Kardiologin.

    Das Projekt hat in den vergangenen sieben Jahren Erfolgsgeschichte geschrieben. Der Blick richtet sich weiter nach vorn: „Eine räumliche Erweiterung ist dringend notwendig geworden“, sagt Friesewinkel. „Auch die Installation eines Linksherzkatheterplatzes ist geplant. Ein ganz wichtiges Ziel ist außerdem die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Herzzentrums, denn bislang kann es sich noch nicht selbst finanzieren.“

    Der Erfolg des Engagements ist augenfällig – und motiviert Friesewinkel, die mit den Einsätzen verbundenen Strapazen auf sich zu nehmen: „Für die medizinische Versorgung in Laos war der Aufbau des Herzzentrums ein extrem wichtiger Schritt“, so der Professor. „Die meisten Patienten, die hier operiert werden, sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: Jede erfolgreiche Operation zeigt mir aufs Neue, wie sehr sich der Aufwand lohnt.“

    ADS

    Die französische Hilfsorganisation Aide au Développement de la Santé, kurz ADS, wurde 1996 von sechs französischen und luxemburgischen Ärzten gegründet. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, in den südostasiatischen Ländern wie Vietnam, Laos und Kambodscha medizinische und humanitäre Hilfe zu leisten. Die Ausbildung von Fachpersonal, die Verbreitung und Entwicklung der Vorbeugungs-, Diagnostik- und Mitteltherapeutik sind weitere wichtige Tätigkeitsfelder von ADS. Die Mobilisierung aller Mittel zugunsten der asiatischen Bevölkerung steht im Fokus dieser Assoziation. Zudem pflegt ADS intensive Kontakte zu Universitäten, Medizininstituten und Fachpersonal, um noch mehr Unterstützung zu erhalten. Weitere Informationen unter www.ads-ong.lu

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