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Bischofsheim: Ein Jahr nach der Flut im Ahrtal: Wie die Landfrauen in der Rhön neue Kraft tanken wollen

Bischofsheim

Ein Jahr nach der Flut im Ahrtal: Wie die Landfrauen in der Rhön neue Kraft tanken wollen

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    Landfrauen aus dem Ahrtal waren in der Rhön zu Gast. Hier wurden sie in Bischofsheim begrüßt, bevor dort eine Stadtführung auf dem Programm stand.
    Landfrauen aus dem Ahrtal waren in der Rhön zu Gast. Hier wurden sie in Bischofsheim begrüßt, bevor dort eine Stadtführung auf dem Programm stand. Foto: Marion Eckert

    Der Seele eine Auszeit gönnen und der Psyche etwas Gutes tun. Die Landfrauen aus dem Ahrtal verbringen einige entspannte Tage in der Rhön. Eine Station ist Bischofsheim. "Es ist für uns Landfrauen der erste Ausflug seit der Flutkatastrophe", berichtet die Vorsitzende des Landfrauen-Kreisverbandes aus dem Ahrtal, Ingrid Strohe. "Es ist für uns wichtig, einmal herauszukommen, neue Kraft zu tanken und die Seele zu pflegen."

    So hatte sie Kontakt zum Landfrauenverein in Flieden aufgenommen – mit der Bitte um Hilfe bei der Zusammenstellung eines Programms für einen Urlaub in der Rhön. Deren Geschäftsführerin Hedwig Otterbein war sofort bereit zu helfen. Über ihre Schwester, Elisabeth Frenzel, die in Bischofsheim lebt, konnte eine Stadtführung mit Frank Dickas für die Gäste organisiert werden.

    Der Kontakt kam durch das Stricken von Socken zustande

    Der Kontakt zwischen den Landfrauen im Ahrtal und in Flieden entstand nach der Flutkatastrophe. Die Fliedener Landfrauen begannen Socken für die dortigen Frauen und Familien zu stricken. 65 Paare konnten an die Landfrauen im Ahrtal übergeben werden, die die Verteilung an Betroffene und Bedürftige übernahmen. "Viele Leute haben gar nichts mehr. Auch die Kleidung ist weg. Alles ist weg", berichtete Strohe.

    Auf 42 Kilometer Länge sei im Ahrtal so unglaublich viel zerstört worden. Viele Landfrauenverbände aus dem Bundesgebiet haben sich an Strohe gewandt – mit der Bereitschaft zu helfen und zu unterstützen. "Manche haben privat gespendet. Sie wollten sicher gehen, dass das Geld direkt ankommt. Wir haben eine Liste erstellt, um besonders Betroffene zu unterstützen."

    Wie viele Landfrauen aus dem Ahrtal um ihre Existenz bangen müssen

    Aber auch Einladungen und Gutscheine habe Strohe entgegen nehmen können. "280 Landfrauen aus dem Ahrtal und ihre Familien sind existenziell betroffen. Viele haben Familienangehörige und Freunde verloren." Strohe berichtete von der schwierigen Zeit ohne Strom und Wasser, ohne Telefon und Handyempfang. "Wir haben unsere Mitglieder gesucht. Die Brücken waren weg, wir konnten nicht auf die andere Seite des Tals kommen."

    Riesige Freiflächen statt der mittlerweile abgerissenen Wohnhäuser prägen das Ortsbild des Dorfes Rech im Ahrtal (Luftaufnahme mit einer Drohne). Ein Jahr nach der Flut geht der Wiederaufbau im Ahrteil weiter.
    Riesige Freiflächen statt der mittlerweile abgerissenen Wohnhäuser prägen das Ortsbild des Dorfes Rech im Ahrtal (Luftaufnahme mit einer Drohne). Ein Jahr nach der Flut geht der Wiederaufbau im Ahrteil weiter. Foto: Boris Roessler/dpa

    Und wie sieht es ein Jahr nach der Flutkatastrophe aus? "Die Menschen sind traumatisiert", fasst sie die vielen Schicksale zusammen. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche sei der Flut zum Opfer gefallen. Die Tallagen der Weinbauer im Ahrtal seien zerstört. Vielen Betrieben wurde die Existenzgrundlage genommen. "Vor allem ältere Weinbauer werden nicht noch einmal von vorne beginnen. Jüngere bauen wieder auf", weiß Strohe.

    Dringend nötig sei ein Hochwasserschutzkonzept für das Ahrtal. "Da ist noch nichts gemacht. Wir wissen lediglich, dass die Brücken höher gebaut werden sollen, damit sich bei einem Hochwasser nicht mehr soviel Geröll stauen kann."

    Was es mit dem Projekt "Landfrauen pflanzen Zukunft" auf sich hat

    Vonseiten der Landfrauen wurde das Projekt "Landfrauen pflanzen Zukunft" initiiert, um das zerstörte Ahrtal wieder zum Blühen zu bringen. Unterstützt werden sie von einer Gartenexpertin und es gibt ein Sponsoring für Pflanzen. "Es geht uns darum, dass die richtigen Pflanzen in die Erde kommen, die Erosion entgegen wirken. Wir wollen Versickerungsflächen in den Gärten anlegen, damit wir unser Tal schützen."

    Das Programm laufe mehrere Jahre, denn bevor Gärten wieder angelegt werden können, gelte es Häuser und Wohnungen aufzubauen. Vielfach sei noch immer der Abriss im Gange und nicht klar, wo künftig gebaut werden könne.

    Der Ausflug soll noch einmal angeboten werden

    Der Ausflug in die Rhön sei für viele ein Moment des Innehaltens. "Der Bedarf ist da. Wir werden den Ausflug im September noch einmal anbieten." Strohe weiß aber auch, dass viele Landfrauen im Moment das Ahrtal und ihre Familien, die mitten im Wiederaufbau stecken, nicht verlassen möchten.

    Begrüßt und bewirtet wurden die Gäste aus dem Ahrtal in Fliedens Apfelgarten. Fulda, die Wasserkuppe, Point Alpha, Bischofsheim mit dem Kreuzberg und Bad Kissingen standen auf dem Programm. Untergebracht waren sie in Bad Brückenau. Auf dem Kreuzberg bekamen sie eine exklusive Klosterführung von Pater Korbinian.

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