Die Tage des Vhs-Bildungszentrums am Sambachshof sind gezählt: Nach der Einleitung einer Insolvenzverfahrens Mitte diesen Jahres und vergeblichen Bemühungen, die Finanzierung des Betriebs zu sichern, muss die Einrichtung zum 31. Oktober geschlossen werden.
Die Volkshochschule Sambachshof nahm 1967 ihren Betrieb auf – damals noch unter der Trägerschaft des Unterfränkischen Volkshochschulheims Königshofen. Von 1975 bis 2013 war der „Vhs Bildungszentrum Bad Königshofen e. V.“ Trägerverein. Zuletzt arbeiten neben Geschäftsführer Ulrich Rümenapp 18 Mitarbeiter in den Gebäuden der Bildungseinrichtung auf dem Sambach, die dem Bayerischen Volkshochschulverband gehören.
Während ein Teil der gekündigten Belegschaft bereits wieder einen Job gefunden hat, ist völlig offen, wie es mit dem Gebäude nach dem 1. November weitergehen wird und ob es in Zukunft an anderer Stelle im Grabfeld wieder ähnliche Angebote zur politischen Bildung geben wird.
Verband strebt Verkauf an
„Wir werden in der nächsten Woche Gespräche mit der Stadt Bad Königshofen und dem Landratsamt führen, in denen es auch um einen möglichen Verkauf des Bildungszentrums an die Kommune gehen wird“, sagt Ingo Kozlik, Referent für das Vhs-Management im Bayerischen Volkshochschulverband, am Freitag gegenüber dieser Zeitung. „Denn wir werden in Zukunft definitiv keine Bildungsangebote mehr auf dem Sambach machen.“
Zeitweise war das Vhs-Bildungszentrum als Unterkunft für Asylbewerber im Gespräch, was mittlerweile aber wieder vom Tisch sein dürfte. Eine solche Verwendung wäre nach Auskunft von Ingo Kozlik nur dann möglich, wenn sich der Volkshochschulverband von dem Gebäude trennen würde. „Wir dürfen die Einrichtung nur für Bildungszwecke nutzen“, erklärt er. Nach einem Verkauf sehe das aber anders aus. „Was der neue Eigentümer dann mit der Immobilie macht, ist seine Sache.“
Für Asylbewerber geeignet
Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken bestätigt, dass er im August das Vhs-Bildungszentrum im Hinblick auf eine Nutzung als Asylbewerber-Unterkunft inspiziert hat. „Prinzipiell sind die Räumlichkeiten geeignet“, so Menzel. Derzeit suche man auch im Landkreis Rhön-Grabfeld nach Gebäuden für die Unterbringung von Flüchtlingen. Dass es in Bad Königshofen bereits ein Asylbewerberheim gibt, spiele bei der Standortwahl keine Rolle. „Alleine das Objekt ist für uns ausschlaggebend“, so Menzel. Eine Asylbewerber-Unterkunft auf dem Sambachshof hält Bad Königshofens Bürgermeister dagegen für unwahrscheinlich. „Die abgeschiedene Lage würde ja dem Integrationsgedanken total zuwider laufen“, so der Rathauschef, der bestätigt, dass es in der kommenden Woche im Landratsamt ein Gespräch geben wird, bei dem es auch um das Vhs-Bildungszentrum geht.
An diesem Treffen wird auch Landrat Thomas Habermann teilnehmen, der wie Helbling eine Unterbringung von Asylbewerben auf dem Sambachshof als sehr problematisch ansieht. Er betont aber, dass es ausschließlich Sache des Volkshochschulverbandes und der Stadt Bad Königshofen als Grundstückseigentümerin ist, darüber zu befinden, was mit der Immobilie geschieht. „Trotzdem wollen wir natürlich unsere Hilfe anbieten“, so der Landrat. Er habe Bürgermeister Helbling einen Brief geschrieben, in dem einige Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die auch die seit Jahren leer stehende Waldgaststätte miteinbeziehen.
Dieser Brief werde bei dem Gespräch in der kommenden Woche ein Thema sein. „Wichtig ist jetzt eine professionelle Vorgehensweise mit dem Ziel, ein schlüssiges Gesamtkonzept auszuarbeiten und Investoren zu finden.“
Ungewiss ist auch die berufliche Zukunft von Ulrich Rümenapp. Der langjährige Geschäftsführer des Vhs-Bildungszentrums Sambachshof kämpft darum, an anderer Stelle im Grabfeld Seminare zur politischen Bildung anbieten zu können. „Momentan sieht es aber eher schlecht aus“, sagt er. Hauptproblem sei, dass es ab dem 1. November keinen rechtsfähigen Verein mehr gibt. „Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf“.
Rümenapp und seine Mitarbeiter verabschieden sich indes auf der Homepage des Vhs-Bildungszentrums von allen Freunden des Hauses. Unter der Überschrift „Auf Wiedersehen“ wird mitgeteilt, dass sich die Pforten des Sambachshofs am 31. Oktober endgültig schließen. „Finanzielle Gründe, die der Verein Sambachshof e. V. nicht zu verantworten hat, zwingen uns dazu“, heißt es wörtlich. Die gute Arbeit, die man in den vergangenen Jahren geleistet habe, werde nicht honoriert. „Das ist für uns sehr enttäuschend“.
Griechische Tänze zum Finale
Bis zur Schließung am 31. Oktober finden im Vhs-Bildungszentrum noch zwei Seminare statt: Ein Lehrgang „Griechischer Tanz“ vom 25. bis 27. Oktober und ein politisches Seminar für Schüler aus Nordrhein-Westfalen vom 28. bis 30. Oktober. Beide Veranstaltungen sind wie viele andere in den zurückliegenden Monaten sehr gut gebucht. „Das ist ja das Traurige an der Sache“, so eine Mitarbeiterin des Haues sechs Tage vor der Schließung des Vhs-Bildungszentrums.
Vhs-Bildungszentrum: Von der Gründung bis zur Schließung
Auf einer Tagung der Volksbildungswerke im Mai 1965 wurde beschlossen, auf dem Gelände des Sambachshofs ein Volkshochschulheim zu errichten. Am 11. November 1967 konnte das Heim bezogen werden. Schnell stieg die Auslastung – von 35 Seminaren mit 961 Teilnehmern im Jahr 1968 auf 80 Seminare mit 2745 Teilnehmern nur drei Jahre später. Auch in den 1980er und 1990er Jahren erfreute sich die Einrichtung großer Beliebtheit. Sie wurde mehrfach renoviert und erweitert. Zuletzt lagen die Schwerpunkte der politischen Arbeit in der Europapolitik, der Außen- und Sicherheitspolitik sowie der deutsche Geschichte. Für die Seminarteilnehmer standen 32 Zimmer mit insgesamt 67 Betten sowie zwei Seminarräume zur Verfügung. Ende Juni diesen Jahres musste das Bildungszentrum dann einen Insolvenzantrag stellen, nachdem eine Stiftung als Zuschussgeber ausgefallen war. Dies führte letztendlich zur Schließung der Einrichtung zum 31. Oktober 2013.