Schon viele Jahre zuvor hatten im Winter der Kreuzberg und die Osterburg mit ihren tief verschneiten Hängen die Wintersportler angelockt. Mit Sonderzügen kamen die ersten Skitouristen der Rhön von Schweinfurt und Würzburg mit dem Schi-Express. Vom Bischofsheimer Bahnhof aus fuhren die Sportbegeisterten mit Bussen zum Kreuzberg oder sie marschierten durch Haselbach und dann den Kreuzberg hinauf. Sie stapften durch den Tiefschnee den Berg hoch, um über die Abfahrt „Wieslich“ mit den Skiern wieder ins Tal zu fahren. So schön auch das Skifahren sein mochte, mehr als drei Abfahrten am Tag waren kaum möglich.
Die „Wieslich“ sind schmale steile Waldwiesen. Sie wurden im Sommer mit der Sense gemäht, Gras und Heu konnten nur mit Mühe zu Tal gebracht werden. Im Herbst waren sie Viehweide, aber im Winter verlief über diese Wiesen die einzige Skiabfahrt des Kreuzbergs nach Haselbach.
Sennerles-Erb
Die Haselbacher Jugend fand ihren täglichen Winterspass auf dem Sennerles-Erb, wo sich heute die Osterburgsiedlung befindet. Der Hang, deutlich kürzer als die Wieslich, war unbebaut und bot sich zum Schlitten- wie zum Skifahren an.
Das Hochlaufen mit Skiern auf dem Rücken war anstrengend. Einfacher war es jedoch auch damals schon für diejenigen, die die ersten „Lifte“ zur Bergfahrt benutzten. Diese „Lifte“ hatten vier Räder und waren Omnibusse. An der alten Linde in Haselbach standen sie bereit und brachten im Pendelverkehr die Skifahrer nach jeder Abfahrt wieder zum Kreuzberg hinauf. Die Ski wurden auf das Dach verladen. Skischuhe waren damals lederne Bergschuhe, deshalb war es einfach, in voller Skiausrüstung im Bus Platz zu nehmen. Sieben Busse waren zu Hoch-Zeiten im Einsatz. Eine Bergfahrt kostete eine Mark.
Gusti Geis aus Bischofsheim erinnert sich an die Zeit, in der er als Busfahrer sonntags bis zu 14-mal die Skifahrer von Haselbach zum Kreuzberg hinaufgefahren hatte. „Wenn ich in Haselbach wieder mit dem leeren Magirus angekommen war, standen meine Fahrgäste auch schon zur nächsten Bergfahrt bereit. Schneller als ich mit dem Bus waren sie mit den Skiern nach Haselbach runter gefahren.“ Damals in den schneereichen Wintern war die Kreuzbergstraße nicht so geräumt wie heutzutage, deshalb mussten die Fahrgäste an schneeverwehten Stellen manchmal aussteigen, den Bus ein Stück anschieben und während der Fahrt wieder einsteigen. „Weil mein Magirus ohne Anschieben zum Kreuzberg hochfahren konnte, haben sie ihn den Neckermann-Bus genannt – bezogen auf den Werbeslogan ,Neckermann macht's möglich.“
1958: Neue Ära beginnt
Mit dem Bau des ersten Schlepplifts in der Rhön begann eine neue Ära des Wintersports. Im Jahr 1958 errichtete der Fabrikant Otto Willert aus Neuendorf bei Lohr den Blicklift. In zweieinhalb Minuten beförderte dieser die Skifahrer von der Talstation zur Bergkuppe am „Bischofsheimer Blick“. Im Eröffnungswinter mangelte es etwas an Schnee, was jedoch die Skifahrer nicht davon abhielt, die neue Liftanlage zu benutzen.
Um den Lift zu erreichen, hatten Wintersportler wie Liftpersonal jedoch zuerst einen längeren Fußmarsch von Haselbach aus über die Fischzucht und Wieslich zu bewältigen. Denn einen Parkplatz am Berg hat es damals noch nicht gegeben. Erst als fünf Jahre später der Rothhanglift mit eigenem Parkplatz eröffnet wurde, konnte man die Aufstiegshilfen mit dem Auto erreichen. Die Pisten wurden noch mit Muskelkraft präpariert – mit den Skiern! Der Fortschritt machte aber auch hier nicht halt. Bereits zehn Jahre später schaffte Otto Willert die erste Pistenwalze an. Im Laufe der Jahre wurde der Blicklift kaum verändert. Das Kassenhäuschen wurde später neben das Liftgebäude gestellt. Die alten Holzbügel wurden gegen Selbstbedienungsbügel aus Kunststoff ausgetauscht. Nach wie vor ist die 50 Jahre alte Liftanlage in Schuss und hält jeder TÜV-Prüfung stand.
Das Skigebiet hat sich entwickelt. Der Kreuzberg bietet mit Blick- und Rothhanglift, Dreitannenlift und dem Fischzuchtlift fast fünfzehn Kilometer Pisten, die Liftpächter Thomas Fuß mit seiner Mannschaft in Schuss hält. Und zum Jubiläum hält Fuß eine Überraschung bereit. „Jede 50. Tageskarte, die in dieser Saison gekauft wird, ist frei!“