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GABOLSHAUSEN (HG): Ein Meisterstück seiner Zeit

GABOLSHAUSEN (HG)

Ein Meisterstück seiner Zeit

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    Allerdings nicht als Original, sondern als detailgetreue Kopie, die von dem Würzburger Bildhauer Ernst Singer aus Sandstein geschaffen wurde.

    Der Original-Bildstock, der 1767 von dem jungen, ortsansässigen Bildhauer Karl Albert gemeißelt wurde, ist wegen seiner Einzigartigkeit viel zu wertvoll um weiterhin der Witterung ausgesetzt zu sein. Der Königsberger Bildhauer Pedro Schiller hat das Original an dem der Zahn der Zeit recht genagt hat, restauriert.

    Stellvertretend für die Bildstock-Kunst und die Geschichte Frankens steht die künstlerisch wertvolle Bildhauerarbeit nun im neuen Diözesanmuseum Kartause Astheim.

    Im Rahmen eines "Open-Air-Gottesdienstes", den der zur Zeit Pfarrer Gregor Weinbeer vertretende polnische Pater Waldemar Murach hielt, wurde das Sandsteinduplikat gesegnet. Der Missionar des Ordens von der Heiligen Familie hielt den Gottesdienst zusammen mit Diakon Konrad Hutzler.

    Der Ortsprecher und Stadtrat Arnold Werner nutzte die Gelegenheit seine Nachforschungen zur Geschichte des Bildstockes und des Künstlers vorzutragen. Warum der Bildstock vor mehr als 230 Jahren in Auftrag gegeben wurde, bleibt trotz intensiver Nachforschungen im Dunkeln. Ein Hinweis auf den Stifter findet sich auch am Sockel nicht. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Bildstock im Auftrag der Gemeinde für einen selbständigen Bildhauer namens Peter Polder geschaffen wurde.

    Karl Albert selbst durfte lange keinen eigenen Bildhauer-Betrieb anmelden, weil er nicht verheiratet war. Ledigen war es nicht gestattet einen solchen Betrieb zu führen. Der nun wieder aufgestellte Bildstock ist zwar ein Frühwerk von Karl Albert, gilt aber als eines seiner ausgefeiltesten Werke .

    Der Künstler selbst war nicht gerade vom Glück verfolgt, die Anerkennung als großer Bildhauer seiner Zeit blieb ihm versagt, seine Auftragsbücher waren nicht immer so voll, wie er sich das vielleicht gewünscht hätte. Als achtes Kind eines Gabolshäuser Bauern wurde er 1743 geboren. Schon früh erkannte er sein Talent für die Bildhauerei. Beim Steinmetz-Betrieb von Peter Polder absolvierte er seine Lehre und schon bald schuf er erste eigene Bildstöcke.

    Einer davon steht vor dem Nebengebäude des Hotels "Vier Jahreszeiten" in Bad Königshofen. Doch die Zeit war gegen den jungen Bildhauer, der sich der verspielten Kunstform des Rokoko verschrieben hatte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam seine Kunstform immer mehr aus der Mode.

    Ihm fehlte ein Fürsprecher und damit die Möglichkeit in einer der großen Werkstätten eine Ausbildung zu machen. Alles Gründe, die verhinderten, dass der junge Albert mit in den Genuss der großen Auftragsvergaben kam, die ihn vielleicht in die obere Liga der Bildhauer hätte aufsteigen lassen. Andere Bildhauer wie Kessler, Herbig oder Hippeli, traten nach dem Tod ihrer Lehrmeister in deren Fußstapfen und schafften mit eigenen Werkstätten den Sprung in die Geschichtsbücher. Als Karl Albert 1775 heiratete, durfte er zwar eine eigene Werkstatt eröffnen, aber eigentlich war es für ihn schon zu spät. Der Klassizismus hatte in weiten Teilen den Rokoko-Stil abgelöst.

    Als Witwer und armer Mann starb er 1819 im Alter von 76 Jahren. Nach einer kalten Winternacht wurde er erfroren auf einem Feldweg nach Rügheim gefunden. Vermutlich hatte ihn der Schlag getroffen.

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