Langsam werden die Finger klamm und die Füße fühlen sich wie Eisklumpen an. Franz-Josef Hasenclever steht auf seiner Holzleiter und verbindet Drahtgeflechte in Aluminiumrahmen miteinander. Es gibt angenehmere Tätigkeiten bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Der Mann mit dem Vollbart ist Mitarbeiter der Firma Ascheberg aus Emsdetten im Münsterland. Sie hat sich auf Volieren- und Käfigbau spezialisiert, wie auf der Visitenkarte von Chef Ralf Ascheberg steht. Sein Unternehmen zählt bundesweit zu den relativ wenigen Betrieben, die sich auf diesem Markt etabliert haben. Bei der Ausschreibung für die neue Anlage in Ipthausen erhielt sie den Zuschlag.
Gut 9000 Euro investiert die Stadt in die neuen Volieren am ehemaligen Hühnerhaus am Ortseingang, in dem die Sittiche und Beos in der kalten Jahreszeit untergebracht sind. Sie ersetzt die alte Draht-Holzkonstruktion, die seit Ende 1992 zunächst jene Waldvögel beherbergt hatten, die aus der damaligen Landwirtschaftsschule in Bad Königshofen umgesiedelt werden mussten.
Holzkonstruktion wurde ersetzt
Danach zogen die Tiere aber wieder um, während auf Initiative des im Dezember vor sechs Jahen verstorbenen Stadt- und Kreisrats Jörg Fliegauf andere Vögel hinzukamen. Seit 1994 jedenfalls hat die Stadt das Gelände von Gerhard Funsch gepachtet. Fliegauf, immer darauf bedacht, publikumsträchtige Attraktionen für Touristen aufzutun, hatte vor allem an sprechenden Beos einen Narren gefressen, seit er die Exoten zusammen mit seiner Frau Ingeborg im Palmengarten in Coburg gesehen hatte.
Der Beo hatte seinen eigenen Kopf
An den ersten Beo erinnert sich Ingeborg Fliegauf, die sich im übrigen sehr darüber freut, dass die Stadt die 9000 Euro investiert, noch ganz genau. Der war zunächst in einem Zimmer ihres Hauses in Ipthausen untergebracht. Dort hatte ihr Mann ein Tonbandgeräte mit einer Endlosspule aufgestellt, mit dem das Federvieh dazu gebracht werden sollte „Grüß Gott hier in Bad Königshofen“ aufzusagen. Doch der eigentlich in den Tropen beheimatete Beo hatte anderes im Sinn. Weil die Vögel aus der Familie der Stare zwar intelligent sind, aber auch eine Menge Dreck machen, musste er schließlich in die Voliere umziehen. Fliegauf sorgte in den folgenden Jahren unablässig für Nachschub. Immer wieder durchforstete er das Internet nach Beos, die günstig verkauft wurden.
Aus geplantem Umzug wurde nichts
Im Sommer vergangenen Jahres sah es zunächst danach aus, dass die Vogelschar in den Klostergarten nach Bad Königshofen umziehen sollte. Dann aber verlängerte Gerhard Funsch den Pachtvertrag, was zur Folge hat, dass „Schatzi“, wie der Beo von Brigitte Benkert genannt wird, samt der Sittiche in gewohnter Umgebung bleiben können. Von Nachbar Thomas Wirsching gibt es über einen Zwischenzähler jetzt sogar Strom für das Vogelhaus.
Viel ehrenamtliche Arbeit
Brigitte Benkert, die von der Kurbetriebs GmbH geringfügig beschäftigt wird, kümmert sich seit Jahren um die Vögel, wobei die Tierliebhaberin nicht auf die Uhr schaut. „Den größten Teil der Arbeit leistet sie ehrenamtlich“, freut sich Kurdirektor Werner Angermüller über das Engagement der Mitarbeiterin. Die Frau, die selbst einen sprachbegabten Papagei besitzt, fährt täglich von ihrem Wohnort Aub nach Ipthausen, um die Tiere zu füttern und die Käfige sauber zu machen. Wenn sie mal keine Zeit hat, übernimmt Fabian Hahn aus Bad Königshofen diese Aufgaben. Das Futter wird von der Kurbetriebs GmbH bezahlt. Andere Ausgaben finanziert Brigitte Benkert über Spenden oder aus Einnahmen einer Tombola, die sie zur langen Einkaufsnacht im Sommer veranstaltet hatte.
60 Vögel im ehemaligen Hühnerhaus
Rund 60 Vögel, aufgeteilt auf 13 Arten, leben zurzeit im beheizten ehemaligen Hühnerhaus, weil es draußen zu kalt ist. Darunter neuerdings auch Wachteln, die Brigitte Benkert anschafft hat und ein zweiter Beo, den der Lionsclub gestiftet hat. Bald kommt auch noch ein Glanzstar-Hahn dazu, der dann mit der Henne für Nachwuchs sorgen soll. Den erhofft sich die Vogelliebhaberin auch von den Wachteln, weil die kleinen Nachkommen besonders putzig sind und Kinder begeistern.