Einen sehr langen Atem haben Gerhard Höhn und seine Mannschaft von der Kameradschaft und des Freundeskreises der Garnison Mellrichstadt (KFG) bei der Einrichtung eines militärischen Dokumentationszentrums im Hainberg-Areal bewiesen, galt es im Vorfeld doch eine Menge Hürden zu nehmen und Schwierigkeiten zu überwinden. Doch die Beharrlichkeit des Traditionsvereins hat sich nun endlich bezahlt gemacht. Am Donnerstag feierte die KFG ein kleines Richtfest mit Empfang im Stabsgebäude der ehemaligen Hainberg-Kaserne.
Dass das Projekt endlich in trockenen Tüchern ist – noch im Oktober existierten weder eine Heizungsanlage noch Wasser- und Stromanschlüsse – verdankt die KFG der Mitwirkung zahlreicher Freunde und Gönner, wie der Vorsitzende Höhn in seiner Ansprache deutlich machte. Unter den Ehrengästen durfte er auch Landrat Thomas Habermann begrüßen. Beim Anzapfen der Förderquellen bis hin nach München habe das Landratsamt die KFG tatkräftig unterstützt, hieß es. Seine Dankesworte richteten sich ebenso an Bürgermeister Eberhard Streit und damit an die Stadt, die das Gebäude für acht Jahre gemietet und dem Verein zur Verfügung gestellt hat. Der Nutzungsvertrag, der der Stadt nach Ablauf der Mietzeit auch ein Vorverkaufsrecht einräumt, schließt im Übrigen auch die Jagdhornbläser der Kreisgruppe Mellrichstadt ein, die das Zentrum künftig mitnutzen wird.
Des Weiteren dankte der Vorsitzende dem Besitzer des Stabsgebäudes, Alexander Wannenwetsch, der sich im August sehr schnell entschlossen hat, den Bau der KFG zu überlassen. Auch Architekt Jörg Streng, Bereichsleiter der Bayerischen Landessiedlung GmbH als Eigentümerin des Hainberg-Areals, habe dem Verein stets hilfreich zur Seite gestanden, sagte Höhn. Vertreten waren außerdem die am Umbau beteiligten Handwerksbetriebe Streit, Manger und Büchs, die laut dem Vorsitzenden alle sehr schnelle Arbeit geleistet hätten.
Dank ging auch an den Streck-Bräu-Inhaber Axel Kochinki. Die Ostheimer Brauerei hat die Finanzierung einer kleinen Cafeteria im Museum übernommen, die bereits mit Hilfe von Mitarbeitern der Firma Reich nach dem Plan von Elmar Markert eingebaut wurde. Ein besonderer Dank ging an den, so Höhn, „Spiritus Rector“ Karl-Hermann Reich, Mitgastgeber des Empfangs und vor allem Hauptsponsor des Doku-Zentrums. Reich hat den Bau eines Modells mit 10 000 Euro subventioniert, das die ehemalige Hainberg-Kaserne detailgetreu im Maßstab 1:87 auf einer Fläche von 12,5 Quadratmetern zeigt. Bevor das Modell zur Besichtigung freigegeben wurde, erläuterte Höhn das Konzept und die Ziele des künftigen Zentrums, die zusammen mit wissenschaftlichen Beratern erarbeitet wurden.
Als Ergänzung zu Fronhofmuseum – dort soll der rein theoretische Teil „Kalter Krieg“ gezeigt werden – beabsichtigt die KFG, das Stabsgebäude in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und in diesem ein Militär-Museum am Originalschauplatz mit Originalausstattung unterzubringen. Unter anderem soll es die Operationszentrale des Bataillons zeigen sowie Arbeits-, Traditions- und Unterkunftsräume und einen Teil des Bataillonsarchivs. Auch Filmvorführungen soll es dort geben. Mit einem Dokumentationszentrum in der ehemaligen Kaserne will die KFG auf 44 Jahre Garnisonsstadt Mellrichstadt hinweisen und zumindest ein Gebäude für künftige Generationen sicht- und nachvollziehbar machen.
Nach dem Wegfall der Wehrpflicht werde die Darstellung von Ausbildung und Leben Wehrpflichtiger in der Kaserne sowie im Kalten Krieg und die Geschichte der Wehrpflicht von 1956 bis 2011 eine wichtige Aufgabe des Zentrums sein, erklärte der Vorsitzende. Ferner sei eine Dokumentation dieser Art bisher nicht bekannt und daher für eine ganze Reihe von Interessengruppen attraktiv, ist Höhn überzeugt, zumal das bereits vorhandene und noch zu erweiternde Archiv die Möglichkeit des wissenschaftlichen Arbeitens und der Forschung bietet.
Schließlich spannte Höhn die Anwesenden nicht länger auf die Folter und ließ den ersten Raum durch Karl-Hermann Reich eröffnen. Beim Durchschneiden des Bandes betonte Reich, dass es ihm eine Ehre und Verpflichtung sei, für den ehemaligen Bundeswehrstandort in Mellrichstadt etwas Besonderes beigetragen zu haben. Die Einrichtung stelle wieder ein Alleinstellungsmerkmal für Mellrichstadt dar und soll in Erinnerung an den Bundeswehr-Standort wach gehalten werden. Damit übergab Reich das Kasernen-Modell offiziell dem Traditionsverein. Gebaut haben es Wolfgang Dietz von der Firma Modellbau Dietz in Mellrichstadt sowie die Mitarbeiter der Firma Reich, Jürgen Klüber und Gerd Menz. Viele lobende Worte erhielten die Baumeister für die Detailgenauigkeit des Modells, für das bis jetzt mehr als 200 Arbeitsstunden aufgewendet wurden und das sicherlich das Herzstück des neuen Militärmuseums werden wird.
Wie Höhn berichtete, sind für das Projekt insgesamt 41 500 Euro veranschlagt, wobei die durch die Reichstiftung abdeckten Kosten für den Modellbau schon mit eingeschlossen sind. Aber auch sonst ist die Finanzierung sichergestellt. Nahezu 20 000 Euro an Spenden- und Fördergeldern sind bereits geflossen beziehungsweise bewilligt worden. Daran beteiligt sind der Landkreis, die Kulturstiftung in Unterfranken, die Landesstelle für nichtstaatliche Museen, die Genobank und die Sparkasse. Wie der KFG-Vorsitzende weiter erklärte, hat sich der 250 Mitglieder zählende Verein außerdem verpflichtet, jährlich 400 Arbeitsstunden für das Dokumentationszentrum aufzubringen. Auch ein Spendenkonto wurde von der KFG bereits eingerichtet.
Und dann gab es beim anschließenden Umtrunk in der gemütlichen Cafeteria eine weitere Überraschung. Angelika Zotter, Direktorin der Sparkasse Bad Neustadt, und Gebietsdirektor Wolfgang Sauer übergaben Höhn einen Spendenscheck über 3000 Euro. Wie Zotter unterstrich, sei es faszinierend gewesen, welche Hartnäckigkeit Höhn und seine Mannschaft bei der Verwirklichung ihrer Idee bewiesen hätten – „obwohl Sie dicke Bretter durchbohren mussten“, wie sie sagte. „Ein solches Ehrenamt unterstützt die Sparkasse sehr gerne“, hob Zotter hervor.
„Hier stehen gute Leute hinter einer guten Sache“, ergänzte auch der Landrat das Lob. Mit einem solchen Dokumentationszentrum habe die KFG die Möglichkeit geschaffen, Weltgeschichte abzulesen und politische Bildung zu betreiben. Und Eberhard Streit sagte, dass es ihm immer in trauriger Erinnerung bleiben werde, wie er als frisch gewählter Bürgermeister die Schließung der Hainberg-Kaserne habe vollziehen müssen. Deshalb habe die Stadt Gerhard Höhn, der für das Museum mit Herzblut kämpfe, auch unbedingt unterstützen wollen, so der Bürgermeister.
Nach einer musikalischen Einlage der Jagdhornbläser bedankte sich Gerhard Höhn stellvertretend für alle Sponsoren bei Karl-Hermann Reich für seine großzügige Spende mit einem Präsent. Alle Anwesenden ließen den Freund und Gönner mit einem von Karl Naumann gedichteten Ständchen hochleben.
Im Übrigen steht der Termin für die offizielle Einweihung bereits fest. Am 15. September 2012 öffnet das neue Dokumentationszentrum Hainberg-Kaserne erstmals seine Pforten.