Das wäre eine Freude für Asterix und Konsorten gewesen: Ein römischer Soldat diesseits des Limes, groß gewachsen, in voller Uniform, bereit zum Kampf. "Nein, Nein", winkt Dr. Marcus Junkelmann ab.
Mit der verulkenden Darstellung in dem Gallier-Comic hat der tatsächliche römische Legionär wenig gemein. Um ein wirklicheres Bild zu zeichnen, hat er das Heeresleben der einstigen Weltmacht wieder lebendig gemacht, in dem er und einige Freunde von ihm selbst das Leben der römischen Krieger so authentisch wie möglich nach empfanden. Die Geschichtserfahrungen aus erster Hand gab er jetzt bei einem Vortrag an die Schüler der 5. und 6. Klasse des Gymnasiums Mellrichstadt weiter.
Auf Initiative von Studienrat Claus Beck referierte der anerkannte Militärhistoriker Junkelmann über das Thema römisches Soldatum, das zu seinem Spezialgebiet geworden ist. Ideal ergänzt er damit den derzeitigen Lehrplan der Unterstufe, auf dem die Römerzeit steht.
Um möglichst gut das Leben der Krieger nachvollziehen zu können, hat er selbst größte Strapazen auf sich genommen, erzählt er zur Einführung. Zu acht hat sich eine Gruppe zu einer Alpenüberquerung aufgemacht und dabei die Route eingeschlagen, die 2000 Jahre zuvor Kaiser Tiberius und sein Feldherr Drusus genommen hatten. Für die 550 Kilometer lange Strecke von Verona nach Augsburg benötigten sie 24 Tage.
Damit aber nicht genug. Um möglichst exakt die Situation zu rekonstruieren, haben sie die schweren Uniformen der Eroberer von der italienischen Halbinsel getragen. Und damit immer noch nicht genug. Sie haben auch den Marsch und die täglichen Verrichtungen auf einem Heereszug nachgeahmt.
Am unangenehmsten war das Schanzen abends nach dem Marsch. Denn wie ihre Vorbilder befestigten sie ihr Lager vor dem Schlafengehen mit einem ein Meter tiefen Graben und etwa 80 Zentimeter hohen Wall, auf dem sie auch noch eine etwa ein Meter hohe Pallisade anbrachten.
Ihre Ausrüstung glich exakt der ihrer Vorgänger vor zwei Jahrtausenden. An den Füßen Schnür-sandalen, bewaffnet mit Lanzen und Schwertern, zum Schutz Schild, Kettenhemd, Helm und Gesichtsmaske. Dazu die Utensilien fürs tägliche Leben: Trinkflasche, Kochtöpfe, etc..
Die besonders schweren Gegenstände wie Zelt und Mühlsteine - um das mitgebrachte Getreide zu mahlen - trugen Packesel. So legten sie täglich rund 20 Kilometer zurück.
Und genauso, wie sie manch staunenden Touristen oder Alpenbewohner begegneten, präsentierte sich Junkelmann den Pennälern. Stück für Stück seiner Montur erklärte er seinen jungen Zuhörern, die, dem Applaus nach zu urteilen, von dieser Art von Geschichtsunterricht begeistert waren.
So berichtete er ferner von Gladiatoren und ihren Kämpfen und dass jeder fünfte die Arena nicht mehr lebend verließ. Dazu hatte er ebenfalls einige Gegenstände und Waffen mitgebracht, die die "Todgeweihten" damals getragen haben. Er erzählte von der berühmten Daumenbewegung, mit der die Zuschauer über das Schicksal eines Kämpfers bestimmen konnten. Und er zeigte Dias über weitere militärische Aktionen, die er und seine Truppe nach ahmten. So wurden selbst Pferde eingerüstet und Angriffe trainiert.