Als die Bilder laufen lernten im Bad Königshöfer Kino, war der Zweite Weltkrieg erst wenige Jahre vorüber: Im Jahr 1947 warfen Alfons und Babette Hahn im Stadtsaal an der Ecke Kellereistraße/Schnellerstraße die ersten, damals noch recht wackeligen Bilder auf die Kinoleinwand.
Trotz der für heutige Ansprüche schlechten Bild- und Tonqualität strömten die Kinofans damals in Scharen in den Königshöfer Stadtsaal, wie der heutige Betreiber und Sohn des Kinogründers Lorenz Hahn aus Erzählungen weiß. „Bis in die 1960er Jahre hinein hatten wir ein treues Kinopublikum“, sagt er. Dann hätten die Verbreitung des Fernsehens und später die Videokassette den Kinobetreibern das Leben schwer gemacht.
Die Folge: Immer mehr Kinos wurden geschlossen, weil die Besucher ausblieben. Auch die Stadtsaal-Lichtspiele in Bad Königshofen mussten kleinere Brötchen backen. „Die Schließung unseres Kinos war aber zu keiner Zeit ein Thema“, betont Lorenz Hahn.
Nach der Krise haben die Hahns in den 80er Jahren damit begonnen, ihr Lichtspieltheater zu modernisieren und um zwei Säle zu erweitern. Bis dahin war ein Kinobesuch angesichts so attraktiver Streifen wie „Aristocats“, „Männer“ oder Dirty Dancing“ zwar immer lohnend, aber bei Weitem nicht so komfortabel wie heute. So mussten die Kinobesucher noch bis zum Jahr 1986 auf harten Holzsitzen mit starrer Rückenlehne Platz nehmen, was bei Filmen mit Überlänge mitunter zu einer Belastungsprobe fürs Sitzfleisch werden konnte. „Beschwert hat sich deshalb kaum jemand“, sagt Marianne Hahn, Ehefrau des Kinobetreibers. Auch das „kulinarische Angebot“ für die Kinobesucher war in den 80ern noch überschaubar, zumal das Mitnehmen von Getränken nicht gestattet war. Grund: Es gab an der alten Holzbestuhlung keine Getränkehalter. Das änderte sich erst mit dem Einbau der neuen, bequemen Polstersitze im Jahr 1987. Auch eine Popcorn-Maschine, wie sie heute in praktisch allen Lichtspieltheatern üblich ist, gab es noch nicht. Dafür wurden Eiskonfekt, Schokolinsen und Erfrischungsstäbchen angeboten. Und auch bei der Kinotechnik gab es erst Ende der 80er Jahre wieder die ersten größeren Neuerungen. „1987 haben wir von Stereo auf Dolby Surround umgestellt“, nennt Lorenz Hahn ein Beispiel. Im gleichen Jahr erfolgte die Modernisierung der Heizungsanlage. Die Hahns können sich noch gut an die Zeiten zurückerinnern, als der große Kinosaal noch über einen Holzofen beheizt wurde. „Im Winter mussten wir zwei, drei Stunden vor dem Vorstellungsbeginn anschüren, damit es richtig warm wurde“, erzählt Marianne Hahn.
Dass der Komfort in deutschen Kinos in den 80er Jahren nicht dem heutigen Standard entsprach, hat die Kinobesucher nicht gestört, im Gegenteil. Viele Filme wie „Dirty Dancing“, „Männer“ oder „Der Name der Rose“ erreichten rekordverdächtige Besucherzahlen. Auch in den Königshöfer Stadtsaal-Lichtspielen war das nicht anders. „Außerdem war der Kinobesucher in den 80er Jahren noch etwas härter im Nehmen als heute“, so Marianne Hahn schmunzelnd.
Die Top-Filme der 80er Jahre
Die 80er Jahre bescherten den Kinos in Deutschland eine ganze Reihe von Filmen, die fünf Millionen Besucher oder mehr erzielten und auch in den Stadtsaal-Lichtspielen an vielen Tagen für einen vollen Kinosaal sorgten. Kinobetreiber Lorenz Hahn bezeichnet das Jahrzehnt deshalb als ein ganz starkes Kinojahr. Am meisten Besucher lockte mit deutschlandweit 8,78 Millionen Besuchern „Otto - Der Film“ an, gefolgt von „Dirty Dancing“ (8,70 Besucher), E.T. – Der Außerirdische“ (8,32 Millionen Besucher), „Otto – Der neue Film“ (6,45 Besucher) und Rain Man“ (6 Millionen Besucher). Auf den weiteren Plätzen landeten „Der Name der Rose“ (5,89 Besucher), Crocodile Dundee“ (5,75 Millionen Besucher) und „Das Dschungelbuch“ (5,47 Millionen Besucher).