Wenn die Niere versagt, können Menschen nur mit einer regelmäßigen Blutreinigung überleben. Seit 40 Jahren unterhält die Kreisklinik eine eigene Dialyseabteilung, Grund mit den ehemaligen Leitern der Dialyseabteilung und Patienten zu feiern.
Als 1972 die Dialyseabteilung ihre dringend notwendige Arbeit aufnahm, herrschte noch Versorgungsnotstand für die wachsende Zahl der Nierenpatienten. In Pionierarbeit hat Dr. Georg Habermann diese Spezialeinheit vor vier Jahrzehnten aufgebaut. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Abteilung den wachsenden Ansprüchen angepasst.
In den Grußworten zeigte sich deutlich, wie wichtig die Dialyseabteilung für die schwerkranke, häufig auch älteren Patienten ist. Für sie ist die regelmäßige Blutwäsche drei Mal in der Woche überlebenswichtig, denn das kranke Organ kann die Aufgabe nicht mehr übernehmen.
Landrat Thomas Habermann sieht die Einrichtung der Dialyseabteilung als wichtige Einrichtung, um das Leben in einer guten Qualität weiterzuführen. 40 Jahre Dialyse in der Kreisklinik ist auch 40 Jahre Hilfe für chronisch kranke Patienten.
Gute Versorgung sichergestellt
Noch gut habe Habermann verinnerlicht, wie weit damals die Patienten fahren mussten, bis sein Vater die Dialyseabteilung in der Kreisklinik gründete. „Es war ein enormer Zuwachs an Lebensqualität“. Zudem ist im Bewusstsein der Bevölkerung, dass es im Landkreis Rhön-Grabfeld eine gute Versorgung gibt.
Auch Dr. Waldemar Hohm, Geschäftsführer der Kreisklinik, spricht in seinem Grußwort an, wie umständlich es für Dialysepatienten früher war. Die einzige Dialyse in Unterfranken gab es in Würzburg. Als junger Rot-Kreuzler hat er einen Patienten aus Hainbuchental im Spessart nach Neustadt zur Dialyse gebracht. Eine Alternative gab es damals nicht.
Stetig ist die Dialyseabteilung weiterentwickelt worden. Dr. Elmar Söllner übernahm die Leitung von Dr. Habermann und leitete die Station über 20 Jahre. Seit Bestehen ist die Dialyseabteilung drei Mal umgezogen, zuletzt 1993. Seit 2010 ist Dr. Gholam Nabi Fakeri Leiter der Abteilung. Das Angebot für die Patienten habe sich stetig erweitert, so Hohm.
Auch im stationären Bereich können mittlerweile viele Krankheitsbilder aus der Nephrologie behandelt werden. Neben dem breit gefächerten diagnostischen Angebot mit Laboruntersuchungen, Nierenpunktion, Sonografie und der Anlage von Spezialkathetern stehen acht Dialyseplätze zur Verfügung.
„Dr. Habermann hat damals unheimlich Weitblick gezeigt, als er die Dialyseabteilung gegründet hat“, sagt Dr. Rainer Kuhn, ärztlicher Direktor der Kreisklinik. Noch heute hat diese Abteilung Leuchtturmfunktion und ist ein wesentliches Aushängeschild des Krankenhauses. „Wir bieten Nephrologie auf sehr hohem Niveau.“
Das ganze Haus und viele Ärzte profitieren von dem Angebot. Zudem würde die Kreisklinik Patienten dazugewinnen, was eine große Bedeutung für die Positionierung des Hauses hat. „Die wirtschaftliche Bedeutung dürfen wir auch nicht vergessen“, so der ärztliche Leiter.
Kuhn spricht auch die Patientenperspektive an. Man gibt einen wichtigen Teil der Autonomie auf, man ist fremdbestimmt, wenn man auf Dialyse angewiesen ist. „Viele Patienten führen ein positives Leben und fühlen sich in der Kreisklinik wie zu Hause“, sagt Kuhn. Wichtiger als alle Technik ist der gute Geist in der Patientenversorgung. Freundlichkeit, Freundschaft und Mitgefühl seien das wichtigste.
„Die Dialyse ist neben der Nierentransplantation die wichtigste Nierenersatz-Therapie sowohl bei chronischem als auch bei akutem Nierenversagen“, führt Dr. Gholam Nabi Fakeri (Leiter der Dialysestation) aus.
Eine zweite Heimat
1926 wurde die erste Dialyse an einem Menschen durchgeführt, der Patient starb aber kurz danach. Heute hingegen steht die Dialyse vor den Herausforderungen des demographischen Wandels und der stetigen Zunahme von Diabetes und Bluthochdruck.
Dass man den Lebensmut nicht verliert, wenn man auf Dialyse angewiesen ist, zeigt Gerlinde Schauderna. Die Ostheimerin ist seit 27 Jahren auf die lebensnotwendige Blutwäsche angewiesen. Im Dialyse-Team gehe es familiär zu, auch wenn durch das höhere Patientenaufkommen eine ganz so intensive Zuwendung wie früher nicht mehr jeden Tag möglich ist. Trotzdem ist die Dialyse zu ihrer zweiten Heimat geworden. „Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben und versorgt.“