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AUBSTADT: Eindringlich vor den Folgen des Alkoholmissbrauchs gewarnt

AUBSTADT

Eindringlich vor den Folgen des Alkoholmissbrauchs gewarnt

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    Ein Erfolg war die erste Jugend-Bürgerversammlung in Aubstadt, die im „Container Abscht“ stattfand. Hier berichtet Jürgen Hesselbach vom Kreisjugendring (vorne rechts) über die Organisation, Bürgermeister Wolfgang Abschütz (hinten rechts) beantwortete alle Fragen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
    Ein Erfolg war die erste Jugend-Bürgerversammlung in Aubstadt, die im „Container Abscht“ stattfand. Hier berichtet Jürgen Hesselbach vom Kreisjugendring (vorne rechts) über die Organisation, Bürgermeister Wolfgang Abschütz (hinten rechts) beantwortete alle Fragen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Foto: FOTO Regina Vossenkaul

    (reg) Ein gutes Verhältnis zwischen Jugend und Gemeinderat bestätigte Bürgermeister Wolfgang Abschütz am Samstag im Jugendtreff „Container Abscht“, wo zum ersten Mal eine Jugend-Bürgerversammlung stattfand, nachdem am Abend zuvor die normale Bürgerversammlung durchgeführt worden war. Organisiert hatte das Ganze der Jugendbeauftragte der Gemeinde, Burkard Wachenbrönner.

    Keine tiefgründigen Einblicke in den Haushalt der Gemeinde standen im Mittelpunkt, sondern Themen, die für die Jugend interessanter sind, außerdem hatten die jungen Leute Gelegenheit Fragen zu stellen.

    Als Gast war Dieter Schwenkert, Leiter der Suchtberatung der Caritas in Bad Neustadt, anwesend, der trockene Alkoholiker und einen ehemals Medikamentenabhängigen mitgebracht hatte. Sie konnten aus erster Hand berichten, wie man in den Teufelskreis der Abhängigkeit gerät.

    Das Thema Alkoholmissbrauch sei nicht neu, stellte Schwenkert fest. Es gebe jedoch bedenkliche, neue Entwicklungen wie das Koma-Saufen von sehr jungen Jugendlichen, die dann im Krankenhaus landen. Das seien qualitative Unterschiede zu früheren Zeiten. Kinder, die noch nicht ausgewachsen sind, nehmen mehr Schaden als Erwachsene, wen sie sich das antun.

    Vieles könnten die Erwachsenen sich einfach nicht erklären, so der Suchtberater. Warum ist es plötzlich „in“, erst nach 22 Uhr auf Partys und Tanzveranstaltungen zu erscheinen und warum verschenkt man einen großen Teil des Abends? Warum trifft man sich vorher schon mal zum „Vorglühen“ und wie wird ein „Opagetränk“ wie der „Jägermeister“ plötzlich zum Kultgetränk? Wenn es den Jugendlichen darum geht, auf Veranstaltungen Leute zu treffen und vielleicht Kontakte zu knüpfen, warum trinken sie sich so „hackedicht“, dass sie nichts mehr mitbekommen und nicht wissen, was abläuft? Fragen über Fragen, die sich Erwachsene einfach nicht beantworten können.

    Bürgermeister Abschütz erinnerte daran, dass bis auf eine Kommune im Landkreis alle beschlossen haben, den Ausschank um drei Uhr enden zu lassen, in der Hoffnung, dass damit die Gewalttätigkeiten, die meist am Morgen vorkommen, abnehmen. Das habe sich bisher bewährt.

    Einer der Gäste berichtete, wie er mit 15 Jahren mit dem Alkoholkonsum angefangen habe und in die Abhängigkeit gerutscht sei. Als Quartalssäufer bezeichnete er sich, darunter habe er selbst und seine Familie sehr gelitten. „Ich wollte aufhören und hatte auch den festen Vorsatz, aber ich konnte mein Versprechen nicht halten“, berichtete der Betroffene. Er hat dann die Hilfe der Caritas-Beratungsstelle in Anspruch genommen und eine Therapie gemacht.

    Er habe erst lernen müssen, sich um sich selbst zu kümmern, auch mal etwas auszuhalten und nicht alles als Vorwand für den Alkoholkonsum zu nehmen. Jetzt, als Abstinenzler habe er viel mehr Lebensqualität.

    Eine andere, ehemalige Alkoholabhängige, berichtete, wie sie erst auf Festen und dann heimlich getrunken habe. Gesundheitlich ging es steil bergab und als ihr Mann starb, war ihr alles egal. Auch die Diagnose „Leberschaden“ konnte sie nicht vom Alkohol abbringen. Schließlich fand sie doch den Weg in eine Therapie und fing noch einmal „bei Null“ an. Jetzt ist sie seit acht Jahren trocken und hat erfahren, wie schön das Leben ohne Alkohol sein kann. Demnächst will sie sogar wieder heiraten.

    An den Folgen der Alkoholsucht sterben in Deutschland pro Jahr rund 50 000 Menschen, berichtete Schwenkert. Geredet werde aber viel mehr über die rund 1449 Drogentoten (2008). Alkohol sei in der Gesellschaft eine anerkannte Droge. Bei einigen Menschen führe sie jedoch in die Sucht, so Schwenkert. Kritisch werde es dann, wenn der Konsument nicht mehr ohne Alkohol seinen Stress bewältigen, Kontakte knüpfen oder Entspannen kann. „Wer Schwierigkeiten hat, sollte nicht zögern, die Suchtberatungsstelle aufzusuchen“, bot Schwenkert an.

    Anschließend hatte Jürgen Hesselbach Gelegenheit, den Aufbau des Kreisjugendringes zu erklären und aufzuzeigen, welche Vorteile es für Jugendorganisationen hat, wenn sie sich dort beitragsfrei anschließen. Es gibt dann nicht nur Zuschüsse für Veranstaltungen und Ausflüge, sondern auch Fortbildungen für die Leiter, Material und Spielmöglichkeiten zum Ausleihen und Nachlässe bei vielen Veranstaltungen durch die Jugendleiter-Card.

    Mit trockenem Zahlenmaterial wollte der Bürgermeister die Jugendlichen nicht langweilen. Zum Haushalt der Gemeinde bemerkte er lediglich, dass man schuldenfrei stehe und 400 000 Euro auf der „hohen Kante“ habe. Einen gut funktionierenden Treffpunkt nannte Abschütz den „Container Abscht“ und er dankte den Verantwortlichen, die dort alles organisieren. Gefragt wurde seitens der Jugendlichen nach den Kosten für die geplante Be- und Entwässerung für den Jugendtreff. Besonders interessierte sie, wann mit dem schnellen DSL zu rechnen sei, der durch eine Funklösung innerhalb des Landkreises demnächst realisiert werden soll. Dazu gab Abschütz ausführlich Auskunft. Er erklärte sich bereit, aufgrund der guten Erfahrungen mit der ersten Jugend-Bürgerversammlung, diese im nächsten Jahr wieder anzubieten.

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