Eines kann man Martin Hörnlein bestimmt nicht vorwerfen: dass er seinen Beruf nicht von der Pike auf gelernt hat. Als Lehrling hat Hörnlein bei der damaligen Firma Euring und Seufert angefangen und diese später zum international agierenden Unternehmen Rhönland Gesundheitstechnik, kurz: RGT, ausgebaut. Im Erzählcafé berichtete der Unternehmer von seinem und vom Werdegang seines Betriebs.
Ein Erlebnis aus Kindestagen wird Martin Hörnlein nie vergessen. Als kleiner Junge musste er miterleben, wie die Amerikaner 1945 sein Elternhaus in Suhl kurzerhand konfiszierten. Die Familie Hörnlein musste raus, sofort, egal wohin. Nach etlichen Wochen gelang die Übersiedlung nach Westdeutschland, genauer, nach Bad Neustadt, wo Martin Hörnlein zuerst zur Schule ging, einen Beruf erlernte und dann eine außergewöhnliche Unternehmerkarriere hinlegte.
Im Erzählcafé begrüßte Wolfgang Kitscha vor – wie stets – großer Kulisse im Gewölbekeller den Seniorchef der Firma RGT. Und der war nicht alleine gekommen: Seine Ehefrau hatte er genauso mitgebracht in den Gewölbekeller des Caritas-Hauses Edith Stein wie Sohn Klaus, Enkel, weitere Verwandte, Weggefährten und Freunde.
Martin Hörnlein ließ sich nicht lange bitten und erzählte spannend seine Lebensgeschichte. Von der Kindheit in Suhl, von der Vertreibung aus den eigenen vier Wänden, vom Neuanfang in Bad Neustadt, von seinem sportlichen Talent – er lief die 100 Meter in 11,2 Sekunden – und von dem Tag, als er sich bei der Heizungsfirma Euring und Seufert vorstellte. Eine halbe Stunde zu spät war er zum Bewerbungsgespräch gekommen, weil er noch beim Handballspielen war. Die Lehrstelle als Industriekaufmann bekam er trotzdem, als Buchhalter schon bald ein festes Gehalt und kurz darauf sogar Gewinnbeteiligung. Sein Lehrherr Herman Euring musste damals schon geahnt haben, was dieser Martin Hörnlein draufhat. Auf die Zahlen des Betriebes blieb Hörnlein aber nicht beschränkt: „Die Grundlagen, wie eine Heizungsanlage funktioniert, hat Euring mir auch beigebracht.“
Immer größere Aufträge
Gemeinsam mit Herman Euring baute Hörnlein das Unternehmen immer weiter auf, das 1969 den Namen Rhönland Gesundheitstechnik GmbH & Co. KG erhielt. Nach Eurings Tod 1980 übernahm Hörnlein allein die Geschäftsführung. Ruf und Qualität der Firma rund um Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro zahlten sich bald überregional aus. „Wir bekamen ständig größere Aufträge“, sagt Martin Hörnlein. Waren es in den 1970ern und 1980ern die Schulen in der Region, so expandierte die Firma nach der Deutschen Einheit vor allem nach Thüringen, wo so mancher Plattenbau eine neue Heizung aus Bad Neustadt bekam.
Heute ist die Firma RGT vor allem in Deutschland, aber auch international tätig. Kaum eine größere Baustelle in und um Bad Neustadt, an der nicht ein Schild mit dem Unternehmenslogo prangt.
Das Elternhaus in Suhl, das er als kleiner Junge so fluchtartig verlassen musste, hat er übrigens nach der Wende gekauft. Heute gehört es zum Unternehmen.