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GROßBARDORF: Energie und Genossenschaft in den Genen

GROßBARDORF

Energie und Genossenschaft in den Genen

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    Genialen Eigensinn: Das bescheinigte Ann-Morla Meyer den Großbardorfern, die noch heute die eigene Energieversorgung und den Genossenschaftsgedanken hochhalten.
    Genialen Eigensinn: Das bescheinigte Ann-Morla Meyer den Großbardorfern, die noch heute die eigene Energieversorgung und den Genossenschaftsgedanken hochhalten. Foto: FOTO: Vossenkaul

    Auf großes Interesse stieß die Präsentation eines Teils der Dorfgeschichte: Im vollen Pfarrsaal stellte Ann-Morla Meyer ihre Masterarbeit „Feuer und Flamme für die Elektrizitätsversorgung mittels Windmotor – die Geschichte vom genialen Eigensinn Großbardorfs“ vor.

    Damals gehörten die Großbardorfer zu den Vorreitern in Sachen Elektrifizierung mit Genossenschaft und Windgenerator, heute sind sie Bio-Energiedorf 2012. Liegt die Begeisterung für erneuerbare Energien und für die genossenschaftliche Zusammenarbeit in den Genen? Das ist eine der Fragen, die sich die 27-Jährige bei ihren Recherchen stellte.

    Wie aus den vorhandenen Unterlagen hervorgeht, schafften es die Großbardorfer gegen den Willen des Bezirksamtes ihre Selbstversorgung zu organisieren. In einem Schreiben des Bezirksamtes an die Kreis AG heißt es im Februar 1922: „Bei der geradezu fanatischen Haltung des Gemeinderats Großbardorf dürfte jeder Schritt aussichtslos, ja geradezu gefährlich, sein.“ Für die Eigenversorgung griffen die Großbardorfer tief in die Tasche: Die Windkraftanlage kostete 336 612 Mark, dazu kam das Ortsnetz für rund 120 000 Mark. Für den Ortsnetzbau wurde eine Firma gegründet (Scheucher & Kirchner), deren Einnahmen blieben im Dorf.

    Das Ortsnetz wurde als Ring gebaut und alle Anschlussnehmer konnten melden, wie viele Lampen (meist drei bis fünf) und Maschinen sie anschließen wollten. Besonders für die Landwirte, die nun ihre Maschinen elektrisch betreiben konnten, bedeutete das eine große Arbeitserleichterung. Auch im Haushalt gab es Erleichterungen, beispielsweise beim Bügeln.

    Windrad wurde 1939 abgerissen

    Mit zunehmender Ausstattung der Haushalte und Betriebe mit mehr elektrisch betriebenen Maschinen reichte die Versorgung durch den Windgenerator und mittels Batterien nicht mehr aus. Das Dorf schloss sich nach und nach einem regionalen Stromversorger an. Im August 1939 berichtet der „Bote von Unterfranken“ vom Abriss des Windrads.

    Fazit von Ann-Morla Meyer: Die Vorteile der Großbardorfer Stromversorgung lagen in der Schnelligkeit, der lokalen Wertschöpfung und in der Sicherung der Entscheidungshoheit. „Die Errichtung von erneuerbaren Energieanlagen in den jüngsten Jahren zeigt: Der geniale Eigensinn der Großbardorfer wurde bewahrt.“

    Neben der Masterarbeit und der Präsentation für den Vortrag hat Meyer auch eine Broschüre mit den interessantesten Fakten erstellt, sie ist beim Bürgermeister erhältlich. Zum Abschluss des Vortrags erklang ein Lied, das 1936 entstand und zur Melodie „Auf de Schwäb'sche Eisenbahne“ gesungen wird. Es dokumentiert, wie sehr die Großbardorfer Feuer und Flamme für die Elektrifizierung in Eigenregie waren.

    Bürgermeister Josef Demar überreichte Meyer das Dorf-Wappen als Dank. Mit ihren Recherchen hat sie einen Teil der Dorfgeschichte festgehalten zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch Zeitzeugen gibt. Ihre Arbeit wird auch in die geplante Dorfchronik einfließen. Meyer bedankte sich bei allen, die sie bei ihren Recherchen unterstützt haben, vor allem bei Mathias Klöffel.

    Das Großbardorf-Lied

    Text-Auszug, zur Verfügung gestellt von Mechthild Demar:

    „Dreht mer on Vinzenz sein Schalter leuchts vo die Schul bis no zun Walter 1,2,3 in Windeseil brennt der Strom dann allerweil.

    Früh um vier scho im Winter muss mer in die Scheuer hinter alleweil geht's schnell dahie mit die Mähdreschermaschin.

    Und wos hatte mir zu leide mit dem vielen Futterschneide allweil schreit's uns hurtig vor der elektrisch Kraftmotor.

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