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SULZFELD: Enkel wichtiger als der Kamin

SULZFELD

Enkel wichtiger als der Kamin

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    Kaminkehrer-Trio: Wenn der Fotograf nicht aufs Dach will, dann sucht er sich einen Kamin, der in Bodennähe seinen Dienst verrichtet. Im Bild Bezirkskaminkehrermeister Helmut Schuldes, der nach knapp 50 Jahren in Rente geht (links) und seine beiden Söhne Harald (Mitte) und Tobias, die ebenfalls Bezirkskaminkehrermeister sind.
    Kaminkehrer-Trio: Wenn der Fotograf nicht aufs Dach will, dann sucht er sich einen Kamin, der in Bodennähe seinen Dienst verrichtet. Im Bild Bezirkskaminkehrermeister Helmut Schuldes, der nach knapp 50 Jahren in Rente geht (links) und seine beiden Söhne Harald (Mitte) und Tobias, die ebenfalls Bezirkskaminkehrermeister sind. Foto: Foto: Thomas Hälker

    „Darf ich sie einmal anfassen“ fragt eine ältere Damen und streicht Helmut Schuldes über den Arm. Was für Außenstehende etwas seltsam anmutet, ist für Schuldes seit 49 Jahren Alltag und lässt ihn immer noch ein wenig stolz werden.

    Helmut Schuldes war Bezirkskaminkehrermeister im Kehrbezirk Schweinfurt Land 10 und ein Schornsteinfeger, der mit ganzem Herzen bei der Sache war. „Viele Leute sind immer noch mit alten Traditionen verbunden und freuen sich, wenn sie uns sehen“, sagt der frisch gebackene Rentner, der für das Zeitungsfoto noch einmal seine Ausgehuniform angezogen hat – auch wenn sie schon ein wenig zwickt, wie er schmunzelnd zugibt.

    Angefangen hat die Leidenschaft 1965 mit einer Ausbildung in Stadtlauringen bei Hans Koch, seinem Lehrmeister. „Wir haben damals alles noch mit dem Fahrrad erledigt“, schwelgt Schuldes in Erinnerungen und berichtet von Touren bis nach Aidhausen, Kerbfeld oder Friesenhausen. Grund der ungewöhnlichen Fortbewegungsart war, dass der Lehrgeselle keinen Führerschein hatte. Gefahren wurde mit dem Werkzeug auf dem Rücken, in Pantoffeln oder barfuß. Heimwärts wurde es schwieriger, weil meistens der Zylinder voll mit Eiern war, den man in der einen Hand halten musste, um mit der anderen Hand zu lenken. Auch das ist eine alte Tradition, Schornsteinfegern als Lohn Eier mit nach Hause zu geben.

    Seinen Lehrmeister hat er noch in guter Erinnerung, immer menschlich und ein offenes Ohr für die Auszubildenden. 1968 war dann Gesellenprüfung und das damalige Bild des Schornsteinfegers war einzig und allein geprägt von der Kaminreinigung. Später kam dann die Immissionsmessung hinzu. „Wir haben immer in einem grauen Arbeitsmantel gearbeitet“, erinnert sich Schuldes, der 1973 seine Meisterprüfung bestand und 1986 seinen ersten eigenen Kehrbezirk im Miltenberger Land 13 übernehmen konnte. Das hieß für die ganze Familie Umzug nach Mömlingen, wo Schuldes bis 1992 tätig war, bevor er seinen Kehrbezirk Schweinfurt Land 10 übernehmen konnte.

    Neun Lehrlinge hat der Bezirkskaminkehrmeister in der Zeit ausgebildet. Auch seine beiden Söhne Harald und Tobias sind in die Fußtapfen des Vaters getreten und sind Kaminkehrmeister, oder, wie sie heute genannt werden, bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger. 2003 kam noch die Prüfung zum Energieberater dazu, außerdem die Feuerstättenschau, Energieberatung, Messungen an den Brennstoffkesseln, das Erstellen von Feuerstättenbescheiden und nicht zuletzt die Umstellung auf den freien Wettbewerb. „Es wird aber kaum gewechselt, die Leute halten an ihrem Schornsteinfeger fest und halten ihm die Treue“, erklärt Schuldes.

    2015 wären es 50 Jahre es geworden, dass Schuldes seinen Beruf ausübt. Seine Enkelkinder sind ihm aber wichtiger, weshalb er schon nach 49 Jahren den Weg in den Ruhestand geht.

    Ausgezeichnet wurde Schuldes übrigens mehrfach. So hat er für sein Engagement die Ehrenurkunde für hohe Verdienste um die Ausbildung im Handwerk durch die Handwerkskammer vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft erhalten.

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