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Erholung an der Birkighütte

Mellrichstadt

Erholung an der Birkighütte

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    Genügend Sitze: In der Birkighütte finden 40 Menschen Platz. Draußen noch mehr.
    Genügend Sitze: In der Birkighütte finden 40 Menschen Platz. Draußen noch mehr.

    Jörg Damm wirkt nicht wie ein Macher. Er spricht ruhig, gibt sich zurückhaltend. Doch der 38-Jährige aus Oberstreu steckt voller Ideen. Und beweist die nötige Beharrlichkeit, sie umzusetzen. Wie bei der Birkighütte. Wer hätte gedacht, dass sich das Ausflugslokal, mitten im Wald, an einem alten Munitionsdepot im früheren Truppenübungsplatz, entwickeln würde. Doch in ihrer zweiten Saison erfreut sich die Birkighütte wachsender Beliebtheit.

    Die militärische Vergangenheit ist noch zu spüren an diesem Ort. Die sehr breite Zufahrtsstraße, einst für Panzer gebaut. Die hohen Zäune, Munitionsbunker inmitten des großen, abgegrenzten Areals.

    Fast etwas aus der Art geschlagen wirkt da die große Hütte, holzverkleidet, mit einem großen, überhängenden Dach mit Grasbewuchs. Jörg Damm hat sie hier – wenige Hundert Meter hinter dem Solarpark an der Straße von Oberstreu nach Frickenhausen – um die Grundmauern eines alten Wachhäuschens herum gebaut. Ihren Namen entlehnte der Oberstreuer der Gemarkungsbezeichnung „Birkig“.

    Im Innern herrscht rustikale Gasthofatmosphäre, mehrere Räume für insgesamt 40 Gäste. Draußen, auf den Freisitz unterm breiten Dach, passen noch mehr. Kaum zu glauben, dass das mal ein schnödes steinernes Haus mit Teerdach war.

    Jörg Damm arbeitet die Woche über als Projektmanager bei Siemens in Erlangen, entwickelt für Geschäftspartner technische Lösungen, zum Beispiel für den ICE. Prüft, ob sie sich rechnen, zurrt sie mit den Kunden vertraglich fest. Ein Tüftler also. Einer, der zielorientiert schafft.

    Das große Ziel vor Augen hatte der 38-Jährige nicht, als er sich für das zehn Hektar große, eingezäunte Gelände zu interessieren begann.

    Als Oberstreuer hatte Damm die Entwicklung des früheren Bundeswehrareals beobachtet. Er wusste, dass das frühere Munitionsdepot lange leer stand und die Bayerische Landessiedlung es verkaufen wollte.

    Doch was damit anfangen? „Dort steht Niederwald. Das Holz ist forstwirtschaftlich schwer zu verwerten.“ Diese Nutzung schied also aus.

    Das Gelände bietet andere Vorzüge: intakte Natur mit viel Ruhe. Und trotzdem ist es über die Panzerstraße und Wanderwege gut erreichbar.

    Also folgte Damm einer Idee, die „mein Vater aus einer Schnapslaune heraus gebracht hat“: ein Wildgehege mit angeschlossener Gastwirtschaft und Vermarktung.

    Vor zwei Jahren schaffte es Damm, die Landessiedlung und den Gemeinderat von seinem Konzept zu überzeugen. Er erhielt den Zuschlag.

    Seitdem hat der Oberstreuer ordentlich investiert in seine Birkighütte. Wie viel, will er nicht sagen. Er erweiterte die Anlage um einen Spielbereich, eine kleine Wasserlandschaft mit Pumpen und Rinnsalen sowie Ställe für Kaninchen und andere kleine Tiere.

    Gastwirt im Haupterwerb will der 38-Jährige aber nicht sein. Und kann es wegen seines Berufes nicht. „Die Hütte“, sagt er, „ist mein Ausgleich.“

    Damm hält sie nur von Mai bis November offen, und dann an Sonntagen, ab 14 Uhr. Dazu kommen Feiertage, an denen er viel Publikum erwartet. An diesen Tagen öffnet die Birkighütte schon vormittags.

    Wanderer und Radfahrer, Familien mit Kindern und Senioren beglückt Damm (mit seinem Familienunternehmen) mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen, Brotzeitplatten, Sommergetränken, an stärker besuchten Tagen auch Bratwurst und Steak aus eigener Produktion.

    Sein Publikum: Menschen allen Alters aus der näheren Umgebung, aber auch aus Bad Neustadt und Münnerstadt. Besucher, „die Ruhe und das Grün erleben, die Vögel hören, durchatmen wollen“.

    Hauptattraktion dürfte das Gehege sein, das sich hinter der Hütte auf dem Großteil der Zehn-Hektar-Anlage erstreckt. Eine Rotwildherde äst dort zwischen den meist leeren Bunkern, ebenso 15 Mufflons.

    Vergangenes Jahr, in der Premierensaison, fuhr Damm Gäste mit Bulldog und Kutsche in das umzäunte Gelände. Die Hirsche akzeptierten das und die Besucher bekamen ein unvergessliches Naturerlebnis.

    Dieses Jahr tut der Oberstreuer das nicht. Im November riss ein morscher, umgefallener Baum ein Loch in den Zaun; die mühsam aufgebaute Herde aus 30 Rothirschen riss aus.

    Nur zwei Tiere fing Damm wieder ein; der Rest wurde für „herrenfrei“ erklärt und wird auf Anordnung erlegt. Das Gebiet um Mellrichstadt soll rotwildfrei bleiben.

    Zwar besitzt Damm seit einigen Wochen eine neue Herde. Aber zunächst lässt er sie in Ruhe. „Die Tiere müssen sich einleben.“ Überhaupt dauere es fünf bis sechs Jahre, bis die Herde auf dem Stand der alten sei.

    Den Verlust seiner Rotwildherde sieht der Oberstreuer als „ganz gewaltigen Rückschlag“, nicht nur wegen des Geldes: „Ich hatte mein Herz an sie gebunden.“

    Deswegen aufgeben kam für den 38-Jährigen nie in Frage. Warum auch. Im Ausflugslokal brummt es, auch ohne viel Werbung. Gäste buchen die Birkighütte gern für private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage. Der Rhönklub war da; die Handballer des HSC Bad Neustadt feierten dort Saisonabschluss.

    Könnte Damm sein Lokal da nicht auch samstags öffnen? „Dieses Jahr noch nicht, garantiert nicht.“

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