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BAD NEUSTADT: Erste Hilfe in ganz schlimmen Fällen

BAD NEUSTADT

Erste Hilfe in ganz schlimmen Fällen

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    Anders als ein Humanmediziner kann der Puppendoktor auch mal eben einen Kopf abnehmen und behandeln. Oder ihn ganz austauschen.
    Anders als ein Humanmediziner kann der Puppendoktor auch mal eben einen Kopf abnehmen und behandeln. Oder ihn ganz austauschen. Foto: FOTO: Brigitte Chellouche

    Rot ist der Teppich, der im Schlosshotel zum Spiegelsaal führt. Rot ist auch das T-Shirt mit der Aufschrift „Notarzt“. Doch der Zusatz ist anders als üblich – „für Puppen und Teddys“ steht drauf. Der Träger des Leibchens ist ein älterer, freundlicher Herr mit einem Stethoskop um den Hals.

    Günter Geier aus Altendorf bei Bamberg ist wieder da. Der Puppen- und Bärendoktor ist der Einladung des Schlosshotels gefolgt und hat nun für drei Tage sein Domizil in dem repräsentativen Gebäude gleich gegenüber der Rhön-Klinikum-Konzernzentrale aufgeschlagen.

    Da liegen sie, die armen Puppen. Ohne Kopf, ohne Beine oder mit zertrümmertem Schädel. Doch dafür ist ja Geier hier. Er kann fast alles reparieren, und Ersatz hat er allemal dabei. „Die braucht einen neuen Kopf“, sagte er fachmännisch, zieht den Kopf aus dem Körper, nimmt die Haare ab, sucht in der passenden Kiste nach einem Kopf und wird schnell fündig. Kopf drauf, Haare festgeklebt und die Lieblingspuppe lachte wieder wie neu ihre Besitzerin an.

    „Ich habe immer viel zu tun“, sagt der sympathische Mann, und schon wird die nächste Patientin gebracht. Teddys kommen sehr wenige zur Reparatur, sagt Geier, doch alle Arten von Puppen erleiden halt ab und zu Unfälle. „Ich übe meinen Beruf mit Liebe und Leidenschaft aus“, betont Geier, „doch jetzt wird es Zeit aufzuhören. Ich hatte einen Herzinfarkt, und außerdem bin ich schon 76 Jahre alt.“

    Gelernter Schneider

    Günter Geier ist gelernter Schneider. Mit 19 lernt er einen Puppendoktor aus Oberhausen kennen, der ihm über ein Praktikum das Reparieren von Puppen und Teddys näherbringt. Zuerst sei er skeptisch gewesen, erzählt er, doch mit der Zeit sei er in die handwerkliche Arbeit hineingewachsen. Seit dieser Zeit tourt er durch ganz Deutschland und Österreich. Er wird von Hotels oder Supermärkten eingeladen und schlägt dann dort für ein paar Tage seine Zelte auf, meist von Donnerstag bis Samstag. Am Wochenende fährt er nach Hause in die Nähe von Bamberg. Montag, Dienstag und Mittwoch repariert er dann Puppen und Teddys in seiner Puppenklinik in Altendorf. Durch seinen erlernten Beruf kann er auch Kleidung nach Wunsch für Puppen zuschneiden, seine Frau Ute häkelt Kleidchen dazu.

    Glücklich ist Günter Geier darüber, dass er eine Nachfolgerin gefunden hat. Durch einen Zufall lernte er bei einem Arbeitsaufenthalt in Braunschweig Laura Proest kennen. Die 22-Jährige zeigte sich sehr interessiert an seiner Arbeit und auch sehr geschickt im handwerklichen Bereich. Sie wird die Arbeit des Puppen- und Teddydoktors von Günter Geier in seinem Sinne fortsetzen. In Bad Neustadt ist sie nicht dabei, weil sie einen Autounfall hatte.

    Doch Laura Proest wird im nächsten Jahr vom Schlosshotel eingeladen werden, damit es dann heißt: „Der Puppen- und Bärendoktor ist da.“ Besser gesagt: Frau Doktor.

    Sprechstunde: Am Freitag und am Samstag von 9 bis 18 Uhr. Es ist keine Anmeldung nötig.

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