„Es wird aussehen, als wäre ich tot; aber das wird nicht wahr sein. Und wenn du in der Nacht zum Himmel aufsiehst, so wird es sein, als lachen alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen bin, weil ich auf einem von ihnen lache.“ Dieses Zitat aus „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exepuéry ist offensichtlich für Rudolf H. Herget geschrieben worden. „Er hat uns verlassen, er hat seine letzte Reise angetreten. Es wird keine Nächte der Poesie mehr geben, aber in unseren Herzen da lebt er weiter“. Sein Organisator Thomas Bayer aus Poppenhausen (Kreis Fulda) gibt die Todesnachricht bekannt. „Wir trauern um unseren guten Freund Rudolf H. Herget, der am 8. Februar im Alter von 74 Jahren verstorben ist.“ Dieser schlichte Satz ist auf der Homepage der „Nächte der Poesie“ zu lesen. Rudolf H. Herget ist in der Region bekannt durch die „Nächte der Poesie“, die er seit 17 Jahren von Juni bis August an unterschiedlichen Orten in der Region aufführte. Es waren über 350 Veranstaltungen bei denen er es verstand die Menschen zu begeistern. Höhepunkte waren stets die Nächte der Poesie auf der Milseburg und auf dem Kreuzberg. 33 Nächte der Poesie hätte es wieder in der Rhön und im Vogelsberg geben sollen. „Die Veranstaltungen müssen wir absagen. Das bereits fertige Programmheft werden wir dennoch ausgeben, als Erinnerung an Rudolf H. Herget“, sagte Bayer. Anfang August werde es vermutlich einen Gedenkabend für den Schauspieler geben.
Freitag und Samstag wird ab 20 Uhr im Antoniusheim Fulda ein Film mit Helen Hunt gezeigt, ab 21.45 Uhr findet ein Gedenken an Herget statt. Welche Betroffenheit sein Tod in der Region ausgelöst hat ist auch vielfach im Gästebuch der Internetseite zu sehen. Die Menschen verabschieden sich im Gästebuch, danken ihm postum für die vielen Stunden und Nächte voller Träume.
Die Nächte der Poesie waren etwas ganz besonders und einmaliges, dass es sonst so nirgendwo gab. Herget rezitierte die Worte und Gedanken der großen Dichter und Denker. Menschen aus nach und fern kamen zu seinen Veranstaltungen, manche nahmen extra Urlaub um dem „Erzähler der Nacht“, wie er von seinen Fans genannt wurde, lauschen zu können. Unvergessen wird der Kleine Prinz mit der Wasserkuppe verbunden bleiben, wenn die Segelflieger über dem Berg kreisten und der Geschichte den passenden Rahmen gaben. In den Sonnenuntergang hinein sprach er Liebeslyrik, unter dem Sternenzelt führte er das Schauspiel des Galileo Galilei auf. Stets lud er die Menschen ein, die Stimmung aufzunehmen, die Gedanken auf Wanderschaft zu schicken und sich auf die Atmosphäre einzulassen.
Die Nacht der Poesie auf dem Kreuzberg bezeichnete Herget im Juni vorigen Jahres, als die für ihn reizvollste Veranstaltung der Veranstaltungsreihe. Hier hatte er über neun Stunden hinweg erzählt. Sein Programm blieb das Gleiche, er wollte Beständigkeit bieten und das schätzten die Menschen. So gab es Jahr für Jahr ein Wiederhören mit dem kleinen Prinz und der Möwe Jonathan, mit Liebeslyrik, der Schöpfungsgeschichte, den Texten der Ureinwohner, den Gedanken eines Astronauten beim Blick auf die Erde und vieles mehr. Sein Programm beschloss er immer mit Schillers „Ode an die Freude“.