1999 hatte sich Sven Johannsen für Brückenau und damit gegen Aschaffenburg entschieden. Jetzt geht er nach Lohr. Der Übergang ist ohne Pause, am 4. Mai verabschiedet ihn die Gemeinde in Brückenau, am Sonntag drauf ist Amtseinführung in Lohr. „Es wird nicht viel Zeit für Wehmut bleiben“, sagte der 36-Jährige. Und fügt an: „Mir werden die Brückenauer schon fehlen.“
Die Jahre in Brückenau haben ihm gezeigt, dass die Entscheidung fürs Priesteramt richtig war, seine Vorstellungen haben sich erfüllt. „Ja, völlig“, antwortet er prompt, „ich gehe darin auch auf“. Sein Wunsch, mitten in der Gemeinde zu sein, ist wahr geworden: „Ich kam mir nie vor wie der Manager dieser Pfarrei.“ Was nicht heißt, dass es in Bad Brückenau nicht viel zu organisieren gab.
Die Schulden der Kirchenrenovierung 1994 abzubauen, war schwierig. Genau wie Geld für eine neue Orgel zusammen zu bekommen. Da war Sven Johannsen auch zu ungewöhnlichen Wegen bereit und bot sich bei einer Versteigerung zugunsten der neuen Orgel als Fensterputzer an.
Kontaktbetont nennt er seine Art, den Beruf zu auszufüllen. Klar und transparent für die Gemeinde will er sein: „Sie haben gewusst, was der Pfarrer denkt, was der Pfarrer will.“ Das hat wohl meist mit den Zielen von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung übereingestimmt, denn die Zusammenarbeit war erfolgreich.
„Sie haben gewusst, was der Pfarrer denkt, was der Pfarrer will.“
Pfarrer Sven Johannsen
In Lohr wird Pfarrer Johannsen anders arbeiten, die Pfarrei ist etwa doppelt so groß, er ist in einem größeren Team mit anderen Seelsorgern: „Das muss ich auch erst lernen.“ Diese andere Arbeit ist es, die ihn reizt, Brückenau zu verlassen. Zumal er von Anfang an gesagt hat, nach zehn Jahren gehen zu wollen. Er hätte das eine Jahr noch gern gemacht und vor allem die neue Orgel eingeweiht. So sieht er sie als Antrittsgeschenk an seinen Nachfolger.
Den erwartet in Brückenau eine angenehme Zusammenarbeit, wenn man Pfarrer Johannsen von seiner Noch-Gemeinde erzählen hört. Eine Wohltat sei es gewesen, mit dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung zu arbeiten. Er schwärmt von den Kinderbibeltagen, „wenn die ganze Kirche plötzlich zur Arche Noah umgestaltet war“. Im Erinnerungsschatz aus Brückenau bleiben die Erzählcafes und die Altarweihe nach der Sanierung der Römershager Kirche. Die erste Osternacht nach der Verlegung von Samstagabend auf Sonntagmorgen um 5.30 Uhr, „das war der schönste Moment, den ich hier erlebt habe.“
„Ich habe hier nicht einmal das Wort gehört: Das haben wir schon immer so gemacht.“ Immer wieder hat sich die Gemeinde auf Neues eingelassen. Die Georgi-Prozession wurde zur ökumenischen Veranstaltung, eine Fahrrad-Wallfahrt wurde kreiert. „Wir waren hier nicht die Überflieger“, sagt Pfarrer Johannsen und betont die solide Arbeit der Pfarrgemeinde, für die die Liturgie sehr zentral ist: „Die Pfarrei hat gewusst, wo ihr Zentrum ist.“
Bis Pfarrer Alfred Bauer im September die Nachfolge antritt, kommt Sven Johannsen immer wieder mal nach Brückenau. Er wird noch einige Paare hier trauen, mit einem Ehepaar Goldene Hochzeit feiern. In diesen Tagen, zwischen Packen und Organisieren, macht der Pfarrer viele Besuche, persönliche Abschiede. „Ich wünsche der Pfarrei nicht, dass ihr jetzt etwas fehlt“, sagt er und weiß doch, dass ihm manche Menschen fehlen werden. Er hofft, dass die Verbindungen bleiben: „Es ist ein Abschied und kein Abbruch.“