Welche Rolle spielen extensive Tierhaltungen für die Biodiversität? Dieser Frage ging eine Gruppe aus aktiven Naturschützern des BUND, Wissenschaftlern, Politikern und Interessierten auf Einladung der Familien Faulstich, Köstler und Schönner aus Frankenheim auf den Grund.
Dabei war Tobias Gerlach von der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, der im Laufe der Exkursion gleich mehrere seltene bedrohte Rote-Liste-Tiere entdeckte.
„Seit Jahren schon betreiben wir eine gemischte ganzjährige Viehhaltung auf dem Himmeldunkberg auf einer Fläche von insgesamt etwa 80 Hektar“, berichtet Paul Schönner, der Initiator dieser Multispeziesweide. „Dabei war es uns von Anfang an wichtig, unsere Theorien der Förderung von Tier- und Pflanzenschutz durch diese Art der Bewirtschaftung auch wissenschaftlich zu belegen“, ergänzt er.
Viele Zeichen sprechen für einen dramatischen Umbruch im heutigen Lebensraum für Menschen und Tiere. Wissenschaftliche Studien belegen einen starken Rückgang vieler Arten in der Pflanzen- und Tierwelt, so könne aktuell mancherorts ein Insektensterben von bis zu 80 Prozent verzeichnet werden. Die Folgen in einem auf Diversität ausgerichteten Ökosystem seien nicht absehbar.
Biologe Karl-Heinz Kolb von der BBV-Landsiedlung begleitete das Landschaftspflegeprojekt von Anfang an, genauso wie Professor Eckhard Jedicke von der Universität Geisenheim. Bei der dreistündigen Begehung der Fläche wurde die Gruppe von Kolb begleitet, der an etlichen Punkten über die sichtbare Anwesenheit von Wiesenpieper, Neuntöter und Raubwürger als bedrohte Vogelarten informierte.
Besonders hob er die Bedeutung der Ganzjährigkeit hervor, da die Weidetiere durch die ganzjährige, extensive Beweidung bewirken, dass über die ganze Vegetationsperiode blühende Pflanzen, die verschiedensten Insekten als Nahrung dienen, vorhanden sind. Gleichzeitig halten sie die sonst stetig fortschreitende Verbuschung in Schach.
Interessiert lernten die Gäste beispielsweise, dass die Rhön einer der letzten Orte Deutschlands sei, an dem sich Kreuzottern noch ungestört vermehren. Diese sonnen sich gerne auf den von den Tieren freigelegten Basaltsteinen, und können dort regelmäßig beobachtet werden.
Zu Beginn der Wanderung von der Würzburger Hütte bis nach Frankenheim betonte Landrat Thomas Habermann, der die Gruppe begleitete, wie wichtig Arten- und Naturschutz sei und welche bedeutende Rolle die extensive Tierhaltung dabei spiele. Das werde durch das Grünlandprojekt Rhön, für das er selbst die Schirmherrschaft übernommen habe, belegt.