Vor Grundstücksausfahrten darf man nicht parken. An Taxiständen und auf Fußgängerüberwegen auch nicht. Das Wissen über diese und andere Stellen, an denen das Parken untersagt ist, lernen Fahrschüler in ihrem theoretischen und praktischen Fahrunterricht. Seit Dezember 2020 waren auch Walter Hartfelder mit seiner "Academy"-Fahrschule in Burglauer und Maßbach und Tim Haueisen, Kreisvorsitzender Rhön-Grabfeld des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer und Inhaber der Bischofsheimer Fahrschule "Tim Haueisen", wieder zum "Parken" gezwungen. Und das galt nicht nur für ihre Schulungs-Fahrzeuge. Auch jeglicher Theorieunterricht in Präsenz war erneut untersagt, praktische Fahrstunden durften ebenfalls nicht stattfinden. Ab Montag, 22. Februar, dürfen Walter Hartfelder und Tim Haueisen ebenso wie alle anderen bayerischen Fahrschulen nun aber wieder ihre Türen öffnen.
Das Telefon steht nicht mehr still
"Unser Telefon steht nicht mehr still", sagt Walter Hartfelder am Tag nach der Bekanntgabe des Wiedereröffnungs-Termins. "Es gibt seit gestern Abend ein großes Juhu auch in unseren Whatsapp-Gruppen, in denen wir Fahrlehrer im Landkreis vernetzt sind. Und die Fahrschüler freuen sich natürlich ganz besonders", fügt Tim Haueisen hinzu. "Die Planungen laufen auf Hochtouren". Dass man dann wohl mit FFP2-Maske unterrichten muss, sei laut Hartfelder zwar anstrengend. Ebenso die doch kosten- und zeitintensiven Regeln, die man bereits seit Beginn der Pandemie gewohnt sei: unter anderem regelmäßiges Lüften und Desinfizieren, reduzierte Teilnehmerzahl in den Theoriestunden. Aber das nehme man in Kauf.
"Die Erlaubnis zur Wiedereröffnung kommt genau zur richtigen Zeit. Viele Fahrschulen sind am Ende", sagt Tim Haueisen. Zwar gebe es staatliche Hilfe, diese sieht er aber eher als einen Tropfen auf dem heißen Stein. Denn in Fahrschulen habe man, auch wenn sie geschlossen sind, weiterhin hohe Kosten. Steuern und Versicherung, Instandhaltung des Fuhrparks und Raummiete müssten schließlich weiterhin gezahlt werden. Gleiches gelte für die Löhne der Mitarbeiter - bei Walter Hartfelder sind es drei, bei Tim Haueisen ein Festangestellter und vier Aushilfen - wenn auch nur teilweise, weil sie in Kurzarbeit sind. In vielen Fahrschulen seien während der Schließung liegengebliebene Büro- oder Renovierungsarbeiten erledigt worden, zu tun gehabt habe man also durchaus, so Haueisen.
"Die Erlaubnis zur Wiedereröffnung kommt genau zur richtigen Zeit. Viele Fahrschulen sind am Ende.",
Tim Haueisen, Inhaber der Bischofsheimer Fahrschule "Tim Haueisen" und Kreisvorsitzender Rhön-Grabfeld des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer
Doch nicht nur für die Fahrschulen, sondern vor allem auch für die Fahrschüler ist die Situation laut Walter Hartfelder außergewöhnlich: "Die Schüler wollen einfach nur so schnell wie möglich fahren lernen". Hier sieht er den Theoriestoff weniger als Problem, denn diesen könnten die Schüler mit einem Online-Programm zu Hause einüben, wie es schon vor Corona möglich war. Die Praxis aber sei der Knackpunkt. Tim Haueisen berichtet von Fahrschülern, die zu Beginn des Lockdown drei Tage vor ihrer praktischen Prüfung standen, die dann nicht stattfinden konnte. Wenn die Fahrschulen wieder geöffnet sind, müssten diese Schüler dann noch einmal Auffrischungs-Stunden nehmen, was weitere Zeit und Kosten für sie bedeute.
"Ich müsste im Online-Theorieunterricht extra eine Person abstellen, die aufpasst, dass niemand zu Hause seinen Bildschirm verlässt.",
Walter Hartfelder, Inhaber der Academy-Fahrschule in Burglauer und Maßbach
Seit dem 15. Januar ist Online-Theorieunterricht zwar auch in Bayern erlaubt. Generell spreche man sich im Fahrlehrerverband Rhön-Grabfeld aber seit Jahren gegen Online-Theoriestunden aus, sagt Tim Haueisen. "Das Beantragen ist hier langwierig und kompliziert. Für mich macht das ohnehin nur dann Sinn, wenn man auch praktisch ausbilden darf. Der Face-to-Face-Kontakt fehlt dabei außerdem völlig. Aus meiner Sicht ist in dieser Form keine feinfühlige theoretische Fahrausbildung möglich." Einen weiteren Aspekt gibt Walter Hartfelder zu bedenken: "Online-Theorieunterricht wäre ein riesiger Zeit- und Geldaufwand. Ich müsste extra eine Person abstellen, die aufpasst, dass niemand zu Hause seinen Bildschirm verlässt. Wir müssten also zu zweit unterrichten."
Einige Neuerungen in diesem Jahr
Derzeit beschäftigen auch einige deutschlandweite Neuerungen die Fahrschulen. So dauert die Prüfungsfahrt aufgrund des elektronischen Prüfprotokolls seit 1. Januar zehn Minuten länger. Außerdem kann sie ab dem 1. April auch in einem Automatik-Auto absolviert werden, wenn zehn Fahrstunden in einem Schalt-Fahrzeug genommen wurden. Insbesondere der Automatik-Führerschein mache die Ausbildung zwar für manchen besser, leichter und senke den Prüfungsdruck, doch es seien wiederum zusätzliche Kosten damit verbunden. Schließlich müssten Automatikautos extra bestellt werden. Und das in der schwierigen finanziellen Situation der Fahrschulen momentan.
Auch deshalb sind sowohl Walter Hartfelder als auch Tim Haueisen froh, wenn es ab Montag, 22. Februar, wieder losgehen kann mit dem Theorie- und Praxisunterricht. Dann können die Fahrschulen wieder Fahrt aufnehmen.