(hjs) Zehnmal Kiesbett – so lautet die Bilanz der Notfallspur bei Gersfeld seit der Eröffnung am 17. August. Darunter waren drei Lastwagen. Der Vorwurf von Auto- und Lkw-Fahrern: Die Verkehrsführung an der B 279 vor dem Ortseingang Gersfeld ist irreführend. Denn die Notfallspur geht geradeaus und die Straße macht eine Doppelkurve. „Das ist genauso gewollt“, so Markus Wagner vom Straßenbauamt Fulda.
Nur wer die Geschwindigkeit auf Tempo 30 senke, komme um die Kurve. Das bedeutet: jeder Verkehrsteilnehmer muss sein Fahrzeug abbremsen. Funktionieren die Bremsen nicht, geht es zwangsläufig auf die Notfallspur und ins Kiesbett, so Wagner. Mit erhöhter Geschwindigkeit ist die enge Kurve vor der Notfallspur nicht zu durchfahren.
Wagner verweist auf eine ähnliche Notfallspur im nordhessischen Melsungen. Dort seien nach Einführung der Extraspur auch an den ersten Tagen einige Fahrzeuge im Kiesbett gelandet. Danach habe sich dies aber gelegt. Damit sich die Verkehrssteilnehmer in Gersfeld besser orientieren können, haben die Mitarbeiter des Straßenbauamts nochmals nachgebessert. So ist auf der Fahrbahn ein deutlich sichtbarer Pfeil nach rechts aufgemalt. Zudem wurde ein zusätzliches Tempo-50-Schild aufgestellt. Auf dem großen weißen Notfallspurschild wurden der Lkw und der Geradeaus-Pfeil entfernt.
Der Straßenexperte unterstreicht, dass die Notfallspur gebaut wurde, damit nicht ein Fahrzeug ungebremst nach Gersfeld reinfährt – mit unabsehbaren Folgen etwa im Ampelbereich im Zentrum der Kurstadt. Dies unterstreicht auch Gerhard Brink von der Polizeistation Hilders. Er hat als junger Polizist vor Jahren einen schweren Unfall in Gersfeld erlebt, als ein Lkw in ein Haus raste.
„Das letzte Fahrzeug landete am 20. September um 0.45 Uhr im Kiesbett“, berichtet Brink. Es handelte sich um einen Sattelzug aus Marokko, der aus der Schweiz kam. Der Fahrer gab an, sein Navigationsgerät habe Richtung Kiesbett angezeigt.
Brink gibt zu bedenken, dass viele Lastwagen aus Osteuropa technisch in einem sehr bedenklichen Zustand sind. Dies zeigten Untersuchungen immer wieder. Und es sei bekannt, dass die B 279 von Lkw aus vielen Ländern etwa für Holztransporte genutzt werde. „Wenn es dann drei Tote in Gersfeld gibt, heißt es: Warum habt ihr nicht genug für die Sicherheit getan.“