Das ist eine gute Nachricht: Die Entwicklung und Produktion von Glasbearbeitungsmaschinen in der Reichenbacher Straße 16 wird weitergehen. Das Insolvenzverfahren der Firma Löwinger GmbH ist zwar angelaufen. Aber mit der Hilgenberg GmbH aus Malsfeld (Hessen) fand sich ein Investor, der das Familienunternehmen jetzt übernimmt. Am Dienstag wurde bereits der Kaufvertrag für Maschinen und Betriebsausstattung unterzeichnet. Die 60 Mitarbeiter, die vormals bei Löwinger tätig waren, wurden fast alle übernommen.
Dass über das Vermögen der Löwinger GmbH am 28. Mai dieses Jahres das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, ist nur ein formeller Akt. Dieser kann jedoch erst vollzogen werden, wenn feststeht, dass Vermögen da ist und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Im März hatte die Firma beim Amtsgericht Schweinfurt Insolvenz angemeldet und stand seitdem unter vorläufiger Insolvenzverwaltung des Coburger Fachanwalts Thomas Linse (wir berichteten). Die Auftragslage des Traditionsbetriebs sei eigentlich recht gut gewesen, sagt Monique Kolb, die im Büro des Insolvenzverwalters, der aktuell im Urlaub weilt, mit der Angelegenheit betraut ist. Dennoch habe man bei dem Münnerstädter Betrieb auch immer wieder mit Verlusten umgehen müssen, weil sich nicht immer alle Aufträge auch als wirtschaftlich erwiesen, beschreibt Kolb vorsichtig den Grund, warum das Unternehmen finanziell in die Schieflage geriet.
Natürlich hatten auch die 60 Beschäftigten eine Zeit lang bangen müssen. Bis Ende April hatte die Agentur für Arbeit die Monatslöhne der Arbeitnehmer, darunter zehn Auszubildende, noch übernommen. Dann wurde diese Bewilligungsfrist bis 31. Mai ausgedehnt. Seit klar war, dass die hessische Firma Hilgenberg in Münnerstadt einsteigt, hatten auch die Beschäftigten wieder Hoffnung. Inzwischen hat das Malsfelder Unternehmen erklärt, nahezu alle Mitarbeiter zu übernehmen, sagt Kolb im Gespräch mit der Main-Post.
Mitte Juni soll dann auch der Kaufvertrag für die Immobilie an der Reichenbacher Straße unter Dach und Fach gebracht werden. Damit ist die Produktion gesichert. „Die Firma Löwinger ist in guten Händen“, beschreibt Kolb ihren Eindruck vom künftigen Besitzer des Betriebs in Münnerstadt. Am 28. Juli findet in Schweinfurt die Gläubigerversammlung statt, in der die neuen Besitzverhältnisse dargestellt werden sollen. Denn es sind letztlich die Gläubiger, die entscheiden, was passiert. Insofern ist beispielsweise der am 3. Juni geschlossene Kaufvertrag zwischen Löwinger und Hilgenberg nur gültig, wenn man bei der Versammlung im Juli zustimmt. Nach Kolbs Angaben steht jedoch nicht zu erwarten, dass man sich bei der Zusammenkunft gegen die vorgeschlagene Lösung äußert.
Betrieb mit Tradition
Schließlich sind unter den Gläubigern auch die 60 Mitarbeiter der Firma, sowie Kranken- und Sozialkassen. Diese müssten ein Interesse haben, dass der Betrieb weiterläuft. „Wir mussten solche Verträge noch nie rückabwickeln.“
Damit stünde dem Fortbestand des Unternehmens, das es seit mehr als 60 Jahren in Münnerstadt gibt, nichts mehr im Wege. Bei der Löwinger GmbH wurden Glasbearbeitungsmaschinen für die Glasindustrie hergestellt. Zudem bekam man dort unter anderem auch Gläser für die Pharmazie.