Roswitha Hesselbach vom Bayerischen Bauernverband, der zum ersten Mal solch einen Hauswirtschaftskurs anbietet, ist selbst überrascht, wie gut die Veranstaltung angenommen wird: „In den Pfingstferien bieten wir diesen Kurs für 13- bis 14-Jährige an und haben bereits jetzt 18 Anmeldungen.“
Die große Nachfrage erklärt sich ihrer Meinung nach so: „Da viele Eltern berufstätig sind, haben sie keine Zeit, solche Dinge zu erklären. Auch die Kinder haben heute viele Termine. Alles muss schnell, schnell gehen.“ Hauswirtschaft habe nicht mehr den Stellenwert wie früher. „Vielleicht fängt man in der Wirtschaftskrise wieder an, mehr selbst zu kochen. So spart man Geld, denn Fertiggerichte sind teuer“, so Hesselbach.
Unter den 15 Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren sind auch vier Jungs, die sich im zweitägigen Hauswirtschaftskurs weiterbilden wollen. Kursteilnehmer Florian Braun (19) wurde von seiner Mutter auf den Kurs hingewiesen. „Vorher habe ich mich noch nicht mit Kochen beschäftigt, aber wenn ich mit dem Studieren anfange, muss ich es eh lernen.“
Knopf annähen
Im ersten Teil des Kurses stehen Hygiene, Arbeitsplatzgestaltung, Ernährungslehre und Kochen auf dem Plan. Zwei Tage später lernen die Jugendlichen dann, wie man einen Knopf annäht, Wäsche wäscht, bügelt, Tische deckt und dekoriert und sich an selbigem richtig benimmt.
Die Frau, die ihnen das alles beibringt, ist Hauswirtschaftsmeisterin und Ernährungsfachfrau Eva Kalla. Sie ist Referentin des Bauernverbands und arbeitet auch mit Kindergärten und Schulen zusammen. Sie möchte erreichen, dass Jugendliche sich an Rezepte herantrauen und Hemmungen überwinden. „Ernährungslehre und damit auch Gesundheitsprävention ist wichtig. In Sachen gesunder Ernährung oder Haushaltstipps fehlt häufig schon der Elterngeneration das Wissen“, erklärt Kalla.
Teilnehmerin Marie Gensler findet, dass es Spaß macht, mit Freunden zu kochen. „Ich hatte schon einen Hauswirtschaftskurs in der Schule. Daheim mache ich mir zwar was Kleines zu essen, bekomme aber vom Kochen nicht so viel mit“, so die 15-Jährige.
Eva Kalla lehrt die Teenager unter anderem, wie man mit Hilfe eines Kochlöffels prüft, ob das Fett in der Pfanne schon heiß genug ist, dass man auch die Schale von Bananen und Orangen waschen sollte, wie man richtig Zwiebeln schneidet und dass ein Schneidebrett, auf dem Putenfleisch lag, anschließend nicht für die Zubereitung anderer Lebensmittel geeignet ist.
Defizite
Auch die ernährungsphysiologischen Vorteile von Bananenmilch und Vollkornprodukten werden erklärt. Die 16-jährige Tanja Noe wurde von Freunden über den Kurs informiert und sagt dazu: „Ich würde ihn weiterempfehlen, das mit dem Arbeitsplatzeinrichten kannte ich noch nicht. Die Jugendlichen haben heute eher andere Interessen.“ Sie koche zu Hause schon ab und zu, hat aber Defizite beim Waschen und Knöpfe annähen.
Die Jugendlichen können sich an einer Reihe von Gerichten versuchen: Gyros, Schweinerouladen, Semmelknödel mit Champignonsoße, Spätzle, Ofenkartoffeln, Tiramisu, Biskuitrolle und zwei Salate werden zubereitet. Beim anschließenden Essen sitzen alle vereint am Tisch und genießen die selbst gekochten Speisen. Es schmeckt anscheinend, denn nach kürzester Zeit ist nicht mehr viel übrig.
Damit das gerade erworbene Wissen nicht wieder sofort verfliegt, bekommen die Teens nach Abschluss des Kurses noch ein paar Heftchen mit auf den Weg: „Kleines Einmaleins der Hauswirtschaft“, „Kleines Einmaleins der Wäschepflege“ und „Crashkurs-Rezepte“. So sind die Jugendlichen hoffentlich fürs Leben gerüstet und kommen zurecht, wenn sie auf eigenen Füßen stehen müssen.
Online-Tipp
Weitere Bilder von den jungen Köchen unter http://rhoengrabfeld.mainpost.de