Unter dem Titel „Frankentornado 2010“ übten mehr als 500 Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen, der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks mit etwa 230 Verletztendarstellern in Bad Neustadt den Ernstfall. Als „professionell“ bezeichnet Kippnich die Entscheidung, die Übung nach zwei Stunden wegen extremer Hitze abzubrechen. Dennoch habe die Übung viele neue Erkenntnisse gebracht.
Bei Temperaturen von nahezu 40 Grad waren einige Einsatzkräfte und Mimen an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit gekommen: Zehn Ehrenamtliche wurden von Kollegen vor Ort versorgt, zwei Helfer mussten in die Klinik gebracht werden. Alle Betroffenen, heißt es in einer Pressemitteilung des BRK, haben am Samstag mit ihren Einsatzeinheiten gesund die Heimfahrt antreten können.
„Es kann und darf nicht sein, dass eine Übung zum Ernstfall wird, wenn dies in irgendeiner Form zu vermeiden ist“, erklärt Raimund Heiny, Bezirksbereitschaftsleiter des BRK-Bezirksverbands Unterfranken. Die Entscheidung abzubrechen sei zum richtigen Zeitpunkt gefallen.
Stark kommentiert wurde das Thema auch im Internet unter www.mainpost.de. Unter anderem kritisierten Kommentatoren dort die Terminwahl im Juli. „Wie wäre eine solche Übung im Mai oder September abgelaufen?“, fragt einer. Kippnich ist dieser Vorwurf nicht neu: 30 Führungskräfte, erklärt er, hätten im Januar gedoodelt, also übers Internet ihre Termine abgestimmt, um ein passendes Wochenende zu finden. Auf verschiedenste Großereignisse – Rock im Park, Rakozcy-Fest, Public-Viewings – habe Rücksicht genommen werden müssen. Mehr als ein Jahr Vorbereitung sei für die Übung nötig gewesen, ein Verschieben damit unmöglich. Die Führungskräfte seien außerdem aufgefordert gewesen, die Helfer ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen: 6600 Liter wurden insgesamt verbraucht.
Trotz des frühzeitigen Übungsendes könne man verschiedenste Schlüsse aus der Übung ziehen, die künftig umgesetzt werden sollen, so Kippnich. „Wir können beispielsweise Zelte heizen, wie aber können wir sie auch kühlen? Eine von vielen Fragen, die uns die nächste Zeit beschäftigen werden“, so Rudi Cemak, Geschäftsführer der BRK-Bereitschaften und Katastrophenschutzbeauftragter. Über 80 Prozent des Szenarios, zu dem bereits das Sammeln der Einsatzkräfte am Vortag gehörte, habe erfolgreich geübt werden können. Die zwei Einsatzstellen, die letztlich wegfielen, wären nur noch das „Sahnehäubchen“ gewesen.
1200 Messpunkte habe die Fachhochschule Köln generieren können. Mit einem TED-Gerät hatten Verletztendarsteller die Einsatzkräfte bewertet. Ersichtlich werde daraus beispielsweise, ob die Helfer in der richtigen Reihenfolge, erst schwerer, dann leichter Verletzte, gerettet haben. Eine wissenschaftlich fundierte Auswertung der Übung im Herbst soll Verbesserungspotenziale aufdecken.