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Freizeitspaß und Überlebenskampf auf engstem Raum

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Freizeitspaß und Überlebenskampf auf engstem Raum

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    Gerade auch im Winter gelten für Besucher in der Langen Rhön Einschränkungen, die sich an den Bedürfnissen von empfindlichen Tierarten orientieren.
    Gerade auch im Winter gelten für Besucher in der Langen Rhön Einschränkungen, die sich an den Bedürfnissen von empfindlichen Tierarten orientieren. Foto: FOTOs (4) Torsten Kirchner

    Lange Rhön

    Viele zieht es auf die oft vollen Pisten zum alpinen Skivergnügen. Den puren Naturgenuss suchen und finden Skilangläufer und Winterwanderer dort, wo die Ruhe groß, die Landschaft einzigartig und die Aussicht herrlich ist: in der Langen Rhön. Aufgrund ihrer Höhenlage mit relativer Schneesicherheit bietet sie für Erholungssuchende zahlreiche Möglichkeiten gerade auch im Winter.

    Gleichzeitig ist die Lange Rhön aber auch Rückzugsgebiet für Tierarten, die offene Landschaftsteile und ausgedehnte Ruhezonen zum Überwintern benötigen. Es kommt dann häufig, wie es kommen muss: Die berechtigten Interessen der Menschen auf Freizeitgenuss in „unberührter“ Natur stehen dem überlebensnotwendigen Ruhebedürfnis der Wildtiere entgegen.

    Um ein Miteinander dieser unterschiedlichen Ansprüche zu ermöglichen, hat man für das Naturschutzgebiet Konzepte entwickelt. So präpariert der Naturpark neben attraktiven Langlaufloipen inzwischen auch „Winterwanderwege“ dort, wo sie die Wildtiere möglichst wenig stören.

    Zur Umsetzung dieser „Besucherlenkungskonzepte“ und zur Information der Besucher sind haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Naturwacht im Gelände unterwegs oder an Infomobilen auf den bekanntesten Wanderparkplätzen präsent. Dieser Job an der frischen Luft hat durchaus einiges für sich. An besagten winterlichen Wochenenden, an denen die Rhön von Tausenden Besuchern erstürmt wird, ist es allerdings kein Zuckerschlecken, geduldig und immer wieder zu erklären, dass Wanderwege im Sommer zu begehen sind und im Winter nur Loipen sowie präparierte Winterwanderwege genutzt werden sollen. Viele Menschen wollen einfach raus und ihre Freiheit genießen – bitte keine lästigen Belehrungen!

    Energiesparen überlebenswichtig

    Die Angebote für Rhönbesucher sind so konzipiert, dass auf die jeweiligen Bedürfnisse von Birkhuhn und Co. in den unterschiedlichen Jahreszeiten Rücksicht genommen wird. Deren wichtigste Überlebensstrategie im Winter ist nämlich das Energiesparen. Die bekannteste Methode dazu haben wohl Winterschläfer wie der Igel entwickelt. Sie verschwinden für ein paar Monate von der Bildfläche und stellen jegliche Aktivität ein. Die Zugvögel haben die Flucht nach Süden ergriffen und sind dann einfach mal für einige Zeit weg.

    Neue Mode Schneeschuhlaufen

    Während die kälte- und schneeangepassten Birkhühner vorwiegend mit wenig Energieverbrauch zu Fuß unterwegs sind und sich in bis zu 1,50 Meter tiefen Schneehöhlen vor der Kälte schützen, haben andere Tiere weitere interessante Strategien zum Energiesparen entwickelt. Forscher haben erst vor Kurzem herausgefunden, dass das heimische Rotwild, wenn seine Energiereserven gegen Ende des Winters fast aufgebraucht sind, in eine Art Kältestarre fällt. Die Körpertemperatur in den äußeren Körperteilen sinkt dabei auf – für andere Warmblüter absolut tödliche – 15 Grad und weniger. In den Beinen wurden gar nur drei Grad gemessen.

    Jede Flucht, ausgelöst durch hungrige Feinde oder Erholungssuchende, die nichts Böses im Schilde führen, lässt die Fettreserven dramatisch schmelzen und kann durchaus zum Verhungern führen.

    In der freien Landschaft wird die plötzlich auftauchende Silhouette eines aufrecht gehenden Menschen von den Wildtieren mit „Gefahr“ verknüpft. Die Entfernung, bei der Tiere dann mit Flucht reagieren, ist abhängig von Art, Jahreszeit und Geländeverhältnissen. Sie kann im winterlichen, deckungsarmen Gelände durchaus 300 Meter (nach jeder Seite!) betragen. Das bedeutet, dass von einem querfeldein laufenden Zweibeiner eine 600 Meter breite „Störschneise“ ausgeht.

    Anders bei Straßen und Loipen. Im Laufe der Zeit hat sich ein Teil der Wildtierarten an den „Verkehr“ gewöhnt und die Fluchtdistanz vermindert sich deutlich. Die Gefahr ist dann kalkulierbar geworden und verursacht deutlich weniger Stress.

    In den vergangenen Jahren hat sich eine neue Mode nicht nur in der Rhön entwickelt. Touren über die großen unberührten Schneeflächen mit Schneeschuhen sind innerhalb kürzester Zeit zum Trend geworden. Der Reiz liegt darin, dort laufen zu können, wo der Wanderer und auch der Skilangläufer im Schnee versinken. Diese Art der winterlichen Freizeitgestaltung abseits der präparierten Winterwanderwege und Loipen ist im Naturschutzgebiet nicht zu tolerieren, auch wenn das Erlebnis nachvollziehbar einzigartig ist. In Landschaftsteilen, die nicht dem Naturschutz gewidmet sind, besteht diese Problematik ebenfalls.

    Vernünftige Lösungen für das naturverträgliche Schneeschuhlaufen wurden bisher in der Rhön noch nicht gefunden. Bis dahin muss an die Einsicht eines jeden Einzelnen appelliert werden, zumindest die Naturschutzgebiete nicht abseits der abgestimmten Wege zu durchwandern – das gilt selbstverständlich für alle Besucher der Langen Rhön.

    Im Blickpunkt

    Unter dem Titel „Miteinander geht's besser“ – Die Rhön genießen – ihren Lebensraum respektieren ist ein Faltblatt der Wildland Stiftung Bayern in der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön und den Infostellen des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat erhältlich.

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