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Frickenhausen: Frickenhausen: Was Alfred Schmitt in 73 Jahren als Organist erlebt hat

Frickenhausen

Frickenhausen: Was Alfred Schmitt in 73 Jahren als Organist erlebt hat

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    Seit 73 Jahren spielt Alfred Schmitt in Frickenhausen die Orgel. Aus gesundheitlichen Gründen muss er dieses Amt nun allerdings niederlegen.
    Seit 73 Jahren spielt Alfred Schmitt in Frickenhausen die Orgel. Aus gesundheitlichen Gründen muss er dieses Amt nun allerdings niederlegen. Foto: Björn Hein

    Die Töne aus der Orgel klingen wohlbekannt. In schneller Tonfolge setzt die "Toccata und Fuge in d-Moll" von Johann Sebastian Bach ein, geradezu leichtfüßig kommen die ersten Noten daher. Nach wenigen Sekunden jedoch nimmt das Volumen des anschwellenden Spiels den gesamten Kirchenraum ein. Der Zuhörer merkt unwillkürlich, wie das Gotteshaus in Frickenhausen zu einem Klangkörper wird, der den Tönen der Orgel eine wahrhaft überirdische Majestät verleiht.

    Die Hände von Alfred Schmitt gleiten mit schlafwandlerischer Sicherheit über die Tasten, er ist ganz in das Spiel vertieft. Es ist wohl genau dieser Moment, der auch Laien geradezu bildlich vor Augen führt, warum die Orgel auch als die "Königin der Instrumente" bezeichnet wird. Allein schon die technischen Daten der Orgel in Frickenhausen, die von der Firma Hoffmann & Schindler aus Ostheim gebaut worden ist, sind beeindruckend. Das Gesamtwerk verfügt über 26 klingende Register mit 1635 Pfeifen. Herr über dieses außergewöhnliche Instrument ist Alfred Schmitt.

    Beim "Toccata und Fuge in d-Moll" von Johann Sebastian Bach gleiten die Finger von Alfred Schmitt leichtfertig über die Tasten.
    Beim "Toccata und Fuge in d-Moll" von Johann Sebastian Bach gleiten die Finger von Alfred Schmitt leichtfertig über die Tasten. Foto: Björn Hein

    Seit sage und schreibe 73 Jahren spielt er in den Gottesdiensten bereits dieses Instrument. "Leider muss ich aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören", sagt er mit einem Bedauern in der Stimme. Die Musik war und ist sein Leben.

    Musik in den Genen

    Geboren wurde er am 7. März 1932 in Frickenhausen, unweit der Kirche, in der die Orgel steht. Von frühester Jugend an bestimmte die Musik sein Leben. "Meine Eltern waren sehr musikalisch und wir hatten schon damals ein Klavier im Haus, was äußerst selten war. Ich habe die Musik wohl einfach in den Genen", erzählt Schmitt gutgelaunt. Aus diesem Grund absolvierte er von September 1946 bis zum Sommer 1948 in der Diözesan-Musikschule in Münnerstadt, die einen hervorragenden Ruf genoss, seine Ausbildung. Dabei war die Schulzeit aufgeteilt in einen Unter- und Oberkurs. Nach zwei Jahren legte er die C-Prüfung ab. Diese qualifiziert für den nebenberuflichen Dienst als Organist und Chorleiter. Ab dem 1. Juli 1948 übernahm er in Frickenhausen das Amt des Organisten, das er bis heute ununterbrochen ausübt.

    Doch nicht nur die Orgel spielte er. Er gründete auch die Musikkapelle in Frickenhausen, welche er 28 Jahre lang leitete. Dort spielte er Trompete und weitere Instrumente wie das Horn. "Halt das, was gebraucht wurde", sagt Schmitt. Die Liebe zur Musik hat er auch auf seine fünf Buben übertragen. So spielt ein Sohn seit 40 Jahren selbst Orgel in der Kirche und hat, wie Alfred Schmitt sagt, das absolute Gehör. Alfred Schmitts Frau, die leider schon verstorben ist, war ebenso musikalisch und hat im Chor gesungen. "Ich hatte immer die Unterstützung meiner Familie. Als Organist muss man ja sozusagen Tag und Nacht für die Kirchenmusik da sein", erinnert sich Schmitt zurück.

    Der besondere Klang der Orgel

    "Der Klang einer Orgel ist einfach wunderbar", schwärmt er, "Sie ist ein besonderes Instrument". Besonders die vielfältigen Möglichkeiten, die sie bietet, fasziniert ihn bis heute. Ein besonderes Faible hat er für das Improvisieren entwickelt. "Das fiel mir schon immer besonders leicht und macht mir bis heute viel Freude", sagt er mit einem Strahlen.

    Darüber hinaus hat er Frickenhausen etwas ganz besonderes geschenkt. "Ich habe 1995 im Diözesanarchiv nachgeforscht. Dort habe ich ein Gedicht von einem Geistlichen über Frickenhausen gefunden", so Schmitt. Er vertonte es für Chor und Bläser, und es wurde noch im selben Jahr aufgeführt. Es ist so etwas wie die Hymne des Ortes geworden.

    Vieles hat sich verändert

    Wenn Alfred Schmitt auf die 73 Jahre zurückschaut, in denen er schon die Kirchenorgel spielt, so hat sich seither einiges verändert. "Es gibt viel weniger Organisten als früher. Beruflich ist es heute meist nicht mehr möglich, über Jahrzehnte am selben Ort zu sein", sagt er. Andererseits gab es früher viel mehr Gottesdienste als heute, sodass man als Organist mehr gefordert war. "Und auch die Musik hat sich geändert", findet er. Es wurde alles moderner und dadurch auch schneller. Auch wenn sich manches durchaus positiv entwickelt habe, so gefallen Alfred Schmitt die alten und traditionellen Kirchenlieder doch am besten.

    Die Aufgabe als Organist hat ihm immer sehr viel Freude bereitet. Aber aus gesundheitlichen Gründen gehe es einfach nicht mehr, sagt er. Die Liebe zur Musik wird aber auch weiterhin eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. "Ich habe daheim schließlich noch ein Klavier, ein Schifferklavier und eine Trompete. Musizieren werde ich auch weiterhin."

    Im Rahmen des Gottesdienstes wird Alfred Schmitt aus seinem Dienst verabschiedet und für sein außergewöhnlich langes Engagement geehrt. Dieser findet am Sonntag, 27. Juni, um 8.30 Uhr in der Kirche in Frickenhausen statt.

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