Fritz Pawelzik, auch bekannt als S.K.H. Nana Kofi Marfo, Häuptling der Aschanti, feierte seinen 85. Geburtstag in der Christlichen Tagungsstätte Gästehäuser Hohe Rhön.
Doch nicht er ließ sich beschenken, sondern er beschenkte seine Freunde und die Gäste im Rahmen des Projekts „Zeiträume“ mit seiner Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 1945. Fritz Pawelzik war Bergmann im Ruhrgebiet, CVJM-Sekretär in Ghana und ist heute noch Häuptling der Aschanti.
Fritz Schroth ließ es sich dennoch nicht nehmen, Fritz Pawelzik zum 85. Geburtstag zu gratulieren, und überreichte ihm ein afrikanisches Gewand mit seinen Initialen und einer Krone als Zeichen seiner königlichen Würde.
1945 war Pawelzik kein afrikanischer König, da war er gerade mal 18 Jahre und in Russland. „Aber nicht als Tourist. Ich erlebte meinen Geburtstag und das Weihnachtsfest in Kriegsgefangenschaft. Unsere Tagesration war eine Dose Kartoffelschalensuppe und zwei Stückchen Brot. Wenn eine Kartoffelschale in der Suppe war, waren wir schon froh.“
Harte körperliche Arbeit, ständiger Hunger und immerzu währende Müdigkeit plagten die Gefangenen. „Es war bitterkalt 1945 und wir hatten nur unsere Sommeruniformen. Ich stopfte mir Stroh und Zeitung in die Uniform, um nicht zu erfrieren.“
Dann kam der Heilige Abend 1945. „Wir haben gearbeitet, bis es dunkel wurde. Keiner konnte mehr allein gehen, Arm in Arm hielten wir uns, um am Leben zu bleiben. Die Russen haben uns beschimpft. Wer stürzte und liegenblieb, wurde erschossen, es hieß dann: auf der Flucht erschossen.“
Die Soldaten wollten damals nichts von Weihnachten wissen, erinnert sich Pawelzik. „Wir hatten kein Abendessen, wir wurden einfach nur in unsere Baracken getrieben.“
Das, was wohl viele seiner Kameraden taten: „Ich dachte an zu Hause. Bei diesem Hunger konnte ich nur ans Essen denken. Zu Hause in Herne gab es an Weihnachten immer Kartoffelsalat und Sülze mit einer dicken Schmalzschicht. Ich dachte an Vater und Mutter, die Schwester und den Weihnachtsbaum – und ich lag in Russland, es war kaum zu ertragen.“
Auf einmal betraten zwei Russen die Baracke, sie hatten eine Wanne mit Pellkartoffeln bei sich. „Die Russen, die uns immer geschlagen haben, wünschten uns frohe Weihnachten und jeder bekam eine Pellkartoffel. Das war für uns etwas ganz Besonderes.“
Er und seine Mitgefangenen waren so glücklich, sie schworen sich, lebend aus dieser Hölle herauszukommen und sich 1950 am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Kölner Dom zu treffen, jeder sollte eine Pellkartoffel mitbringen.
Nun, Fritz Pawelzik überlebte die Gefangenschaft, er konnte fliehen und kam auf abenteuerlichen Wegen zurück nach Deutschland. 1950 stand er mit seiner Pellkartoffel vor dem Kölner Dom und keiner seiner Mitgefangenen erschien. „Ich ging in den Dom und legte meine Pellkartoffel zum Kreuz und zur Bibel und dankte dem lieben Gott.“