Sein 80. Geburtstag ist für Fritz Schroth ein Meilenstein in einem bewegten und engagierten Leben, in der Evangelisch-Lutherischen Kirche wie auch in der Gesellschaft insgesamt. Den Eintritt in das achte Lebensjahrzehnt bezeichnet er als "Einstieg in das Ewigkeitsjahrzehnt". "Der Abend hat andere Aufgaben", beschreibt er das Älterwerden. Dabei ist es ihm wichtig zu betonen, dass es nicht darum gehe, "nicht loslassen zu können", sondern die von Gott geschenkten Gaben auch nach Eintritt in den "Ruhestand" nicht ruhen zu lassen, denn weder Gesellschaft noch Kirche können auf die ältere Generation verzichten.
Das Wort Ruhestand möchte Fritz Schroth nicht hören, es ist für ihn ein Unwort, das in eine Sackgasse führe. Ruhestand setzt er mit Langeweile gleich. "Auch der oder die 90-Jährige werden gebraucht, auch wenn die Kräfte nichts mehr außer Gebet und Fürbitte zulassen." Fritz Schroth schmunzelt: "Alter ist nichts für Feiglinge. Ich selbst merke nichts vom Alter, allerdings bestimmte Gaben und Fähigkeiten sind schon etwas eingeschränkt. Wichtig ist, den Humor nicht zu verlieren."
Blick auf das, was sein Leben prägte und heute noch trägt
Der 80. Geburtstag ist für Fritz Schroth auch Anlass Bilanz zu ziehen, nicht in Form einer Auflistung aller Verdienste und Leistungen, sondern vielmehr im verdichteten Blick auf das, was sein Leben prägte, heute noch trägt und Ansporn ist. Fritz und Kriemhild Schroth kamen 1970 in die Rhön und machten aus dem heruntergekommenen Heim des bayerischen CVJM-Sozialdienstes die Gästehäuser Hohe Rhön, eine christliche Tagungsstätte mit Strahlkraft weit über die Region und Deutschlands hinaus. Das Leben in der Gemeinschaft der Familie und den Mitarbeitenden ist für ihn die "geistliche Keimzelle" allen weiteren Engagements. Ihm sei es nie darum gegangen, um sich selbst und die Gästehäuser zu kreisen, sondern von hier aus in Gesellschaft und Kirche hinein zu wirken. Dabei verstand und versteht es sich als "Brückenbauer", sowohl zwischen verschiedenen theologischen Prägungen, zwischen den Ballungsräumen und dem ländlichen Raum, zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen und nicht zuletzt im Gefüge der Gesamtkirchenleitung.
30 Jahre war Fritz Schroth Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Zudem war er Vorsitzender des Ausschuss Weltmission und Ökumene sowie Mitglied in verschiedenen Ausschüssen und Gremien. Bereits in der ersten Wahlperiode rief er den Unterausschuss "Der ländliche Raum in der Wende der Industriegesellschaft" ins Leben. Die jährlichen Tagungen in den Gästehäusern führten in Rhön-Grabfeld zu einer Konnektion zwischen dem Bayerischen Bauernverband und dem BUND. "Das ist einzigartig in Bayern. Normalerweise sind die beiden Vereinigungen 'natürliche Feinde'."
Christen sollen "Taktgeber" der Gesellschaft sein, anstatt dem Zeitgeist hinterherzulaufen
Über 25 Jahre war Fritz Schroth Gastgeber beim jährlichen synodalen Neujahrsempfang in der Tagungsstätte, die er als "ein Fenster in die Öffentlichkeit" bezeichnet. Denn nach Schroths Überzeugung sollen Christen "Taktgeber" der Gesellschaft sein, anstatt dem Zeitgeist hinterherzulaufen. So entwickelte er über Jahrzehnte hinweg zahlreiche missionarische und gesellschaftspolitische Initiativen. Als weiteres Beispiel sei das Missio-Camp genannt, das weit in die Region und Gesellschaft hineinwirkt.
Er rief ein "Freiwilliges Soziales Jahr für Ältere" ins Leben, das als Vorbereiter für den Bundesfreiwilligendienst gilt. Gerade der Umgang mit älteren Menschen war ihm schon lange, bevor er selbst ins Alter kam, ein Herzensanliegen. "Nirgendwo steht geschrieben, handelt bis zum Rentenbescheid und wartet danach auf den Tod." Vielmehr gehe es um die die Anweisung Jesu Christi: "Handelt bis ich wiederkomme."
Daraus resultiert auch sein heutiges Engagement. Fritz Schroth hat den Vorsitz des Evangelischen Seniorenwerks Deutschland und in Bayern übernommen. Außerdem ist er seit Frühjahr 2020 stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für ökumenische Theologie in Straßburg.
Ein Thema treibt Fritz Schroth schon seit Jahren um, der Umgang mit den Ehrenamtlichen in den Gremien der Kirche, wenn sie aus dem Amt geschieden sind. Fritz Schroth Engagement wurde in der Vergangenheit schon umfassend gewürdigt und geehrt, 2010 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Kritik an zum Teil "unmenschlichen" Besuchsregeln in Alten- und Pflegeheimen während der Pandemie
Die Basis für sein vielfältige Wirken fasst Schroth zusammen: "Das geistliche Leben hier im Haus und der Auftrag in die Gesellschaft." So habe er 2009 zwar die aktive Leitung der Tagungsstätte an seinen Sohn Stefan und dessen Frau Anke weiter gegeben, doch ihre geistliche Berufung habe kein Verfallsdatum. Er und sein Frau Kriemhild, leben nach der "Benedikt-Option", nach der Christen, ausgehend von einer Art "klösterlicher Zelle" in die Welt hineinwirken. So möchte er auch seine Kritik an zum Teil "unmenschlichen" Besuchsregeln in Alten- und Pflegeheimen während der Pandemie verstanden wissen, die Schroth als "kleinlich-strangulierende Hygienevorschriften" brandmarkt und mehr Herzlichkeit, Menschlichkeit und Nächstenliebe gegenüber alten und schwachen Menschen fordert.
Ebenso kritisiert er das Verhalten der Kirchen in der Pandemie, die seiner Ansicht nach kaum Worte des Trostes und der klärenden Einordnung hätten. Er selbst möchte hier Zeichen setzen und sieht in der geplanten ökumenischen Wallfahrt zum Kreuzberg in diesem Jahr eine Chance, Mut und Zuversicht zu vermitteln. "Gerade in Zeiten wie diesen brauchen wir solche Gebetsbewegungen dringend, in denen wir gemeinsam bekennen, dass unser Gott größer ist als diese Pandemie."