Alle vier Jahre werden auch in der Diözese Würzburg die Pfarrgemeinderäte gewählt. Das Problem ist dabei allerdings oft, Frauen und Männer zu finden, die sich einer Wahl stellen und für vier Jahre verpflichten wollen.
Grundsätzlich, so Diözesanrat Florian Liebler, ist laut Wahlordnung die PGR-Wahl in gewohnter Art und Weise durchzuführen. Das heißt, alle Gemeindemitglieder ab 14 Jahren, die ihren ständigen Wohnsitz in der jeweiligen Pfarreiengemeinschaft haben, dürfen wählen. Viele Pfarreien nutzen dabei die Möglichkeit der allgemeinen Briefwahl. Das heißt, alle wahlberechtigten Katholiken bekommen automatisch die Briefwahlunterlagen, und sie können auch nur per Brief wählen. Wenn keine allgemeine Briefwahl durchgeführt wird, erhalten alle Wahlberechtigten eine Wahlbenachrichtigungskarte und können dann direkt am Wahltag oder bereits am Vortag der Wahl wählen gehen.
Versuchsweise
Aufgrund mangelnder Kandidatinnen oder Kandidaten erreichten die Diözesanleitung in Würzburg jedoch Anträge aus Pfarrgemeinden, ob alternative Möglichkeiten in Betracht gezogen werden können. Dies, so Diözesanrat Liebler, wurde vom stellvertretenden Diözesanadministrator, Domkapitular Thomas Keßler, versuchsweise für diese Wahl so bewilligt. Dies sei jedoch nicht allgemein gültig für alle Pfarreien, sondern komme immer auf die jeweiligen Situation in den Pfarreien an.
So ist das zum Beispiel in den Gemeinden Mellrichstadt, Fladungen, Nordheim, Frickenhausen, Brüchs und Neustädtles. Zwar gab es dort bei vielen die prinzipielle Bereitschaft, sich einzubringen oder bei Bedarf zu unterstützen, heißt es aus dem Seelsorgeteam, die Bindung auf vier Jahre Pfarrgemeinderat war aufgrund der individuellen Lebenssituation oft nicht realistisch.
Ohne Verpflichtung auf vier Jahre
Damit es auch in diesen Gemeinden weiter gehen kann, hat sich Pfarrer Thomas Menzel mit seinem Seelsorgeteam Gedanken über Alternativmodelle gemacht. In Gemeinden ohne Pfarrgemeinderat soll ein alternatives Gremium, ein Gemeindeforum, die Lösung sein. Das soll diejenigen bündeln, die sich in irgendeiner Form für die Kirche engagieren, allerdings ohne die Verpflichtung, vier Jahre einem Pfarrgemeinderat angehören zu müssen.
Mit Blick auf die Wahl am 25. Februar gibt es in den Gemeinden im Norden des Dekanats, in denen die alternative Form etabliert werden soll, für engagierte Kräfte jeweils ein Auftakttreffen, bei dem dieses Modell vorgestellt und um Mitarbeit geworben wird. Die Namen der Mitwirkenden am künftigen Gemeindeforum werden anschließend in der Vermeldung beziehungsweise durch Aushang bekannt gegeben. Erfolgt nach 14 Tagen kein Einspruch vonseiten der Gemeindemitglieder, gilt das Gemeindeforum in dieser Zusammensetzung als legitime Form der pastoralen Gestaltung für die Kirchengemeinde. Mit allen, die bereit sind, sich in diesem alternativen Gremium zu engagieren, soll die Arbeit im Gemeindeforum über die Modellphase von zunächst einem Jahr erprobt werden.
Kompetenzen Ehrenamtlicher stärken
Insofern wird es wichtig sein, die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen in allen Gremien über die bisher gewohnte Terminarbeit hinaus auch um thematische Ansätze zu erweitern. Unter anderem soll in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Befähigung und Stärkung von Kompetenzen der Ehrenamtlichen gelegt werden, etwa durch eigene Kursangebote für Wortgottesbeauftragte und Mesnerteams, die das Angebot des Dekanats oder des Bistums ergänzen sollen.
Für alle neuen Gremien, ob nun Pfarrgemeinderat oder Gemeindeforum, wird es am Samstag, 10. März, in Fladungen einen Startertag geben mit dem Ziel, beide Modelle – klassischer Pfarrgemeinderat und alternatives „Gemeindeforum“ – zusammenzuführen. Nach der Konstituierung aller Gremien erfolgt deren Vorstellung in den jeweiligen Gemeinde-Gottesdiensten.
Auch in anderen Gemeinden ohne Wahl
Auch in einigen anderen Pfarreien im Dekanat Rhön-Grabfeld wird nicht mehr gewählt, erklärt Ilka Seichter, Leiterin des Diözesanbüros Bad Neustadt. Einen Pfarrgemeinderat gibt es dort allerdings trotzdem. „Denn was hat es für einen Sinn, wählen zu lassen, wenn die mögliche Anzahl der Kandidaten nicht erreicht wird?“, fragt sie. Dann werden diejenigen, die sich bereit erklären, im Pfarrgemeinderat mitzuarbeiten, einfach bekannt gegeben. In diese alternative Richtung wird es wohl immer stärker gehen, ist sich Seichter angesichts des immer größeren Mangels an Kandidaten sicher.