(ak) Hat es Ende vergangenen Monats im Grabfeld eine versuchte Kindesentführung gegeben? Die Gerüchteküche kocht jedenfalls ordentlich, seit ein besorgter Vater am 26. Januar bei der Polizei in Bad Königshofen gemeldet hat, dass sein Sohn in Großeibstadt auf offener Straße aus einem roten Caddy heraus angesprochen und darauf hin sofort weggelaufen sei.
Seit einem ähnlichen Vorkommnis Ende vergangenen Jahres in Langenleiten in der Rhön, als ein Mädchen aus einem weißen Lieferfahrzeug heraus angesprochen und sogar angefasst worden sein soll, und einem tatsächlichen Entführungsfall vor 13 Jahren bei Großeibstadt sind viele Eltern und Kinder offenbar stark sensibilisiert. Der aktuelle Vorfall sprach sich jedenfalls schnell herum und nahm dabei immer dramatischere Züge an. So meldeten sich in den vergangenen Tagen Mütter und Väter nicht nur bei der Polizei, sondern auch in der Redaktion der Main-Post, um ihre Version der Geschichte zu erzählen, die sich zuletzt so anhörte: Das Kind befand sich bereits in der Gewalt seines mutmaßlichen Entführers und hat sich nur mit viel Glück aus dem Auto befreien können, in das er bereits hineingezogen worden worden war.
Polizei nimmt Hinweise ernst
Dass an diesen und ähnlich gearteten Schilderungen irgendetwas dran sein könnte, schließt die Polizei auf Grund der Aussage des Jungen aus. Wahrscheinlicher sei ein eher harmloser Hintergrund, indem der Ortsfremde beispielsweise nach dem Weg fragen wollte. „Es liegt jedenfalls kein strafrechtlicher Hintergrund vor“, betont PHK Rolf Schmidt, stellvertretender Leiter der Bad Königshöfer Polizeidienststelle. Deshalb habe man den Vorfall zunächst auch nicht öffentlich gemacht – auch um zu vermeiden, dass eventuell Panik bei Eltern und Schulkindern entsteht. Bei entsprechenden Hinweisen auf verdächtige Personen oder Fahrzeuge nehme die Polizei selbstverständlich Ermittlungen auf. „Erst vor ein paar Tagen haben wir nach einem Anruf einen weißen Transporter mit auswärtigem Kennzeichen kontrolliert.“ Verdachtsmomente hätten sich nicht ergeben.
Kein Grund zur Panik
Dass es für überzogene Reaktionen oder gar Panik keinen Grund gibt, das sieht nicht nur Rolf Schmidt so, sondern auch Rudi Dümpert, Leiter der Bad Königshöfer Grabfeldschule. Er wisse um den Vorfall in Großeibstadt und dass an seiner Schule darüber gesprochen wird. „Die Gerüchtewelle ist auch bis zu uns herüber geschwappt“, deutet er an, auch schon die eine oder andere Version von der „versuchten Entführung“ gehört zu haben. Er werde keinen groß angelegten Warnaufruf an seiner Schule starten. „Ich überlasse es den Kollegen, wie sie mit der Situation umgehen.“
Dümpert weist darauf hin, dass unabhängig von den aktuellen Geschehnissen seine Schüler regelmäßig an die allgemein gültigen Regeln im Umgang mit fremden Autofahrern erinnert werden. Wie die lauten, weiß auch der Schulleiter auswendig: „In keine Gespräche verwickeln lassen, Abstand vom Auto halten und sofort losrennen und schreien, wenn der Autofahrer aussteigt und auf einen zugeht.“