Wie in vielen ländlich geprägten Regionen räumen auch die Menschen der Heimat dem Erfahrungswissen früherer Generationen einen hohen Stellenwert ein. Nehmen Sie die sogenannten "Bauernregeln". Diese manchmal etwas holprig zusammengereimten Wetterweisheiten bieten auch in Zeiten des Klimawandels zahlreichen Ureinwohnern Orientierung.
Nicht umsonst erscheint allmonatlich ein großer Artikel in der Heimatzeitung, in dem die jeweils aktuellen Wettersprüche samt des unvermeidlichen "Hundertjährigen Kalenders" in aller Ausführlichkeit erörtert werden. "Laurentius heiter und gut, einen schönen Herbst verheißen tut", ist da zu lesen. Tut, tut, tut! Ob die Generation Insta jemals etwas von einem Heiligen Laurentius gehört hat? Ob sie sein Namenstag interessiert? Aber was spielt das für eine Rolle? Wichtig ist doch, dass unsere Altvorderen der Natur mit großer Achtsamkeit begegneten. Sie wussten ihre Zeichen zu deuten. Von wegen "blöde Bauern".
Sicher, ein paar der Sprüche haben wahrscheinlich noch nie gestimmt. "Steht im Oktober noch das Korn, ist es scheint's vergessen worn“. Du liebe Güte! Aber stimmen denn die Vorhersagen der modernen Wetterfrösche immer? Prophezeite uns die lustige ARD-Wetter-Quasseltante Claudia Kleinert nicht noch im März einen weiteren Dürre-Sommer? Wurde in Teilen des Grabfelds daraufhin das Rasensprengverbot nicht bis heute verlängert? Und dann regnete es im Juli in unserem schönen Industriestädtchen fast 150 Liter pro Quadratmeter. Woanders waren es noch mehr. Viel mehr!
Zeitgleich rieten Virologen allen Ernstes dazu, den Urlaub diesmal doch in Deutschland zu verbringen. In Deutschland! Ausgerechnet. Im Ahrtal vielleicht? Oder in Berchtesgaden? Angeblich gibt es ja kein schlechtes Wetter. Nur falsche Kleidung. Warum also nicht eine Nachtwanderung im wolkenverhangenen "Sternenpark Rhön" unternehmen? Im Neoprenanzug. Die Sternbilder kann man dabei unter www.sternfreunde.de auf dem Handy bestaunen.
Auch Meteorologen können irren. Seit der ersten Weltklimakonferenz wollen sie uns weismachen, dass früher alles besser war - und künftig alles schlechter wird. Aber nur, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Wir ändern gar nichts. Dafür haben wir tausend Gründe. Seit Jahrzehnten predigen Wetterfrösche gebetsmühlenhaft, dass sich "Extremwetterlagen" häufen, dass Dürren, Waldbrände, Stürme und Flutkatastrophen von apokalyptischen Ausmaßen immer öfter auftreten. Auch bei uns. Alles sei nur eine Frage der Zeit.
Zugegeben: Momentan sieht es ganz so aus, als ob sie Recht behielten. Das Klima kippt. Und das dicke Ende kommt erst. Aber keine Panik! Bislang hatten wir ja immer Glück. Bis auf die Schlammlawine, die sich vor ein paar Jahren durch Ginolfs wälzte. Und wenn es uns doch irgendwann voll erwischt, sind wir bestens vorbereitet. Hundertprozentig! Unser Landrat hat mit Sicherheit längst einen akribisch ausgearbeiteten Katastrophenplan in der Schublade. Ein Notfallkonzept, das sich sehen lassen kann.
Jedes Kind kennt das Sirenensignal, das vor Überflutung warnt; jeder Landkreisbewohner weiß, welchen Radiosender er dann einschalten muss. Eine Karte der "Flut-Hotspots" im Landkreis ist in Arbeit. Sie kann demnächst auf der Homepage des Landratsamts eingesehen werden. Und eine regionale "Emergency-App" steht sicher auch bald zur Verfügung. Sicher.
Sogar die "Bauernregeln" werden dem Klima anpasst. "Stürzt vom Turm der Wetterhahn, liegt's viel-leicht am Hurrikan." Oder: "Ist's windig am Laurentiustag, droht Sintflut, Blitz- und Hagelschlag." Oder: "Tornado im Mai - Ernte vorbei!" Oder: "Schneit's an Lichtmess auf die Saat, hat’s im Juli 50 Grad." Man muss sich das vorstellen.