So richtig weiß in Irmelshausen keiner, welchen Ursprung die Tradition des Glücksbrot-Verteilens zu Neujahr hat. Einig sind sich alle, dass die Tradition, das Glücksbrot durch die jeweiligen Gutsbesitzer zu bekommen, wunderbar ist. Auch die derzeitigen Besitzer, Tina und Sebastian Schmutz, haben den Brauch fest übernommen und überreichen den Irmelshäuser Kindern nach der Kirche das Neujahrssymbol.
„Früher war es bei uns im Pachtvertrag gestanden, dass wir das Glücksbrot verteilen mussten, seit gut 50 Jahren machen wir das freiwillig und halten die Tradition aufrecht“, erklärt Sebastian Schmutz den Brauch, den er von seinem Vater Werner übernommen hat.
Kreisheimatpfleger Reinhold Albert hat nach neuesten Erkenntnissen herausgefunden, dass die Tradition auf ein Gelöbnis einer kranken Baronin von Bibra zurückzuführen sei. Wenn sie genese, werde sie an jeden Neujahrsmorgen an schulpflichtige Kinder Brot verteilen als Dank dafür, dass sie wieder gesund geworden ist. Andere Quellen sprechen von einer Hungersnot, der man mit dem Verteilen des Brotes entgegenwirken wollte. Alteingesessene Irmelshäuser sprechen davon, dass die Tradition von den Gutsherren ausgegangen ist, die ihre Untertanen gnädig stimmen wollten und Brot verteilt hätten. Da das Schloss nur als Sommersitz verwendet wurde, ist die Aufgabe wahrscheinlich an den jeweiligen Gutsverwalter übergeben worden. „Woher dies alles ganz genau kommt, wissen wir nicht, wir halten aber an der Tradition fest und freuen uns jedes Jahr erneut darauf“, so Sebastian Schmutz. „Wir verteilen das Brot in der Familie und geben jeden einen Teil davon ab“, erklärt Anita Sturdza. Sie hatte die Lieder und die Gedichte mit den Kindern einstudiert, um sich für die Glückbrots-Gabe zu bedanken. Denn nach dem Kirchgang treffen sich die Kinder an der Kirche, um gemeinsam zum Gutshof zu laufen und dort den Besitzern ein gutes neues Jahr zu wünschen. Mit Liedern, Sprüchen und Gedichten tragen sie ihren Wunsch vor, das Glücksbrot zu bekommen. Ganz der Tradition verpflichtet, wurden die alten Neujahrsgrüße vorgetragen: „Was wünsch mer euch zum Neujahr, was wünsch mer euch heut, viel Gsundheit, Glück und Frieden und im Leben viel Freud“. Mit Inbrunst und Begeisterung trugen die Kinder ihre Wünsche vor. Herzhaft bissen sie dann in das Glücksbrot und verteilten es an Familie, Freunde und Bekannte, die sich diesen den Brauch angeschaut hatten. „Brot ist wertvoll und hatte früher einen ganz anderen Stellenwert als heute“, erklärt ein älterer Irmelshäuser seinen Enkelkinder, dass Brot früher schwer und hart zu verdienen war. Daher sei dies eine besondere Geste von den Gutsbesitzern. Neugierig hören die Kinder ihrem Opa zu und verteilen daraufhin sichtlich stolz einen Teil ihres Brotes. Lecker ist das Glücksschweinchen, das mit Sesamkörnern verziert, Glück und Wohlstand bringen soll.
Dass die Tradition von der Familie Schmutz weitergeben wird, steht schon jetzt fest. Tochter Julia packte tüchtig mit an und half das Brot an die Kinder zu verteilen. Sie freute sich sichtlich darüber, dass die alte Tradition in Irmelshausen aufrechterhalten wird.