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SCHWARZES MOOR: Grenzturm als zweiter Point Alpha?

SCHWARZES MOOR

Grenzturm als zweiter Point Alpha?

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    Im November eher trist: Dabei könnte der alte Wachturm der Museumsgrenze Grabenberg im Dreiländereck ein weiterer Rhöner Magnetpunkt für Touristen werden.
    Im November eher trist: Dabei könnte der alte Wachturm der Museumsgrenze Grabenberg im Dreiländereck ein weiterer Rhöner Magnetpunkt für Touristen werden. Foto: Foto: Steffen Standke

    Nebel umhüllt die Reste der deutsch-deutschen Grenze am Dreiländereck: ein maroder Grenzturm, ein umsturzgefährdeter Maschendrahtzaun, ein wie angenagt wirkender Grenzpfosten. Der Wind pfeift – ein ungemütlicher Ort. Für Klaus Spitzl vom Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön hat dieser Platz riesiges touristisches Potenzial. Doch es zu nutzen, ist genau das Problem.

    Drüben, im Thüringischen, stimmten sie kürzlich über einen schiefen Turm auf der Hohen Geba ab. Die Gegner bezweifelten, dass, wie von den Befürwortern erhofft, 100 000 Menschen im Jahr die Touristenattraktion besuchen würden.

    Solcherlei Zweifel bestehen bei der Museumsgrenze Grabenberg – so heißen die Überbleibsel zwischen dem Schwarzen Moor und Frankenheim – nicht. Die Besucher sind schon da.

    „Die Museumsgrenze Grabenberg wäre ein wunderbarer weiterer Magnetpunkt in der Rhön.“

    Einige wandern die 700 Meter von der Infostelle am Moor hinüber zur alten Grenzbefestigung. Nach Spitzls Worten könnten es noch mehr sein – wenn das Potenzial der Anlage endlich genutzt würde.

    Ein alter Grenzturm an der Elbe dient ihm als Vorbild. Ähnlich wie dort könnte sich eine filigrane Wendeltreppe aus Stahl um den Betonklotz winden. „Besucher hätten dann einen wunderbaren Blick ins Schwarze Moor, nach Thüringen und Hessen.“ Teuer wäre das wohl nicht. Spitzl rechnet mit „Kosten von 50 000 bis 100 000 Euro“, nicht 14 Millionen wie beim Schiefen Turm auf der Hohen Geba.

    Eine Miniausstellung könnte mit einem weiteren Pfund wuchern – skurrilen Grenzgeschichten. Zum Beispiel die, dass der Turm zu 90 Prozent auf bayerischem Gebiet steht – eine Enklave in der damaligen DDR. Der „Sieg des Sozialismus“ wurde also von Bayern aus abgesichert.

    Oder die Geschichte des Wasserhochbehälters neben dem Grenzturm. Der wiederum stand auf DDR-Gebiet. Das Kuriose daran: Jahrzehntelang versorgte der Hochbehälter den in der Nazizeit gebauten Dr-Siebert-Hof, heute als Rhönhof bekannt. Sollte der Hochbehälter nach Schließung der Grenze 1961 gewartet oder etwas repariert werden, durften die Monteure laut Spitzl nicht einfach die paar Hundert Meter hinüberspazieren. Sie mussten umständlich nach Berlin fahren, um von dort aus zum Einsatzort zu gelangen. Ein Umweg von 1000 Kilometern. Heute besitzt der Rhönhof – zwischenzeitlich eine landwirtschaftliche Versuchsstelle – eine eigene Wasserversorgung.

    Von DDR-Seite schien die schier undurchdringliche Grenze erstaunlich durchlässig. Zumindest ein paar Mal im Jahr. Dann machten sich Mitglieder der Frankenheimer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) unter strenger Bewachung auf, um ihre Felder auf bayerischer Seite zu betreuen. „Badehose“ nennt Klaus Spitzl dieses Sieben-Hektar-Gelände wegen seiner Form.

    Der Journalist Mathias Schmidt besuchte kürzlich die Infostelle am Schwarzen Moor. Er sieht in der Museumsgrenze „einen zweiten Point Alpha“. Nach eigenen Worten hat er an der ersten Konzeption dieser Groß-Gedenkstätte im hessischen Rasdorf mitgearbeitet.

    Soweit will Klaus Spitzl nicht gehen. Am Grabenberg könne man „das Prickeln am elektrischen Zaun noch spüren“; die militärische Dimension des Point Alpha fehle.

    Über Details des neuen Touristenmagneten macht sich Spitzl derzeit keine Gedanken. Seit zwei Jahren kämpft er an anderen Fronten. Eigentümerin des Grenzturms ist die landeseigene Gesellschaft Immobilien Freistaat Bayern. Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen würde ihn gerne von ihr erwerben. Die Bedingung: Der Asphaltweg vom Infozentrum Schwarzes Moor dorthin wird ins Bayerische überführt. Aus historischen Gründen zeichnet bisher der thüringische Landkreis verantwortlich.

    „Seit zwei Jahren dreht es sich um die Baulastträgerschaft“, klingt Spitzl ernüchtert. Denn während sich andere streiten, verfallen die Reste der Grenze weiter. Zaun und Tor bräuchten Stützen, sonst fallen sie um.

    Andreas Trautvetter, Kreistagsmitglied der CDU in Schmalkalden-Meiningen, regte nach dem scheitern des Geba-Turms an, die Achse Schwarzes Moor–Frankenheim touristisch zu stärken. Seine Kreistagskollegen lehnten das ab.

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