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JUNKERSHAUSEN: Großbrand: Was ist geblieben nach dem Feuer?

JUNKERSHAUSEN

Großbrand: Was ist geblieben nach dem Feuer?

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    . Foto: Gerharsd Fischer

    Der Wind weht am Dienstagmittag über die sanften Hügel vor Junkershausen. Graue Rauchschwaden steigen immer wieder auf. Brandgeruch liegt über dem ganzen Ort.

    Der Biohof der Familie May am Ortsrand gibt ein Bild des Jammers ab. Nichts ist geblieben von den Stallungen. Durch Mauerreste brechen Sonnenstrahlen, über die sich wieder Qualm legt. Eine Katze hat es sich auf einem Sessel bequem gemacht, ein Feuerwehrmann gibt ihr ein paar Streicheleinheiten.

    Klara May ist noch völlig aufgelöst. Eine Nacht dieses so schön begonnenen Novembers hat genügt, alles anders werden zu lassen im Hause May. „Wir müssen so froh sein, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist, dass unser Haus unversehrt geblieben ist“, sagt die Landwirtin.

    Sie und ihr Mann Dietmar haben dramatische Stunden hinter sich. Denn als gegen 1.30 Uhr der Brand bemerkt wurde, musste auch Ildefons May aus dem Haus evakuiert werden.

    Der ist im ganzen Landkreis als jahrzehntelanger Büttenredner bekannt. Dessen Frau Stilla war glücklicherweise in dieser Nacht in einer Kurzzeitpflege untergebracht. Auch Stilla May ist als langjährige Kreisbäuerin und Chordirigentin eine bekannte Figur im Landkreis.

    Dietmar May führt seit 1989 den bekannten Biohof, der zu den Pionieren der Ökolandwirtschaft in Rhön-Grabfeld zählt und dessen Hoffeste immer viele Gäste nach Junkershausen lockten.

    Nun sind die Wirtschaftsgebäude des landwirtschaftlichen Anwesens seit Dienstagnacht Schutt und Asche. 110 Bioschweine wurden ein Raub der Flammen. Einige schwer verletzte Tiere, die aus dem Stall fliehen konnten, mussten vom Tierarzt von ihren Leiden erlöst werden. Die in Panik geflohenen Tiere konnten auf dem freien Feld nur schwer eingefangen werden.

    Dietmar May muss am Dienstagmittag um Fassung ringen, aber auch schon die vielen Fragen klären, wie es mit dieser Tragödie für den Betrieb weitergeht. Die Versicherung hat die Brandstelle bereits freigegeben. Nun kann Stück für Stück der Brandruine abgearbeitet werden.

    „18 Muttersauen haben überlebt und ein Eber“, erzählt Klara May. Weil beim Kollegen Eberhard Räder in Bastheim kein Platz war, konnten die Tiere bei einem befreundeten Betrieb in Vachdorf in Thüringen erst einmal untergebracht werden.

    Immer wieder kommen Bekannte und Freunde der Familien vorbei. Tröstende Umarmungen, ermutigende Worte. „Jetzt weiß man zu schätzen, was Zusammenhalt bedeutet“, sagt Dietmar May in seinem grünen Overall. Zwischen den ersten Aufräumarbeiten und unablässigen Telefonaten ist Platz für menschliche Momente.

    Ein Feuerwehrmann aus Wargolshausen zeigt ein Handyfoto: „Schauen Sie, ich war erst vorgestern mit meiner Familie hier, etwas Wurst kaufen und kurz die Schweine besuchen“, erzählt er. „Mit dem Bauernhof bin ich aufgewachsen“, sagt der Mann.

    Über 220 Feuerwehrleute, BRK-Rettungskräfte und THW-Mitarbeiter waren in der Nacht zum Dienstag in Junkershausen im Einsatz. Auch der Katastrophenschutzbeauftragte des Landkreises, Gerald Söder, war vor Ort. Alarmiert waren unter anderem Feuerwehren aus Hollstadt, Junkershausen, Wargolshausen, Bad Neustadt, Mellrichstadt, Hendungen, Wülfershausen, Großeibstadt, Saal, Bad Königshofen. Neben zwei Drehleiter-Fahrzeugen war auch der große Schlauchwagen vor Ort.

    Probleme gab mit dem Löschwasser, das nach und nach zu Ende ging, auch eine Folge der großen Trockenheit dieser Tage. Bürgermeister Georg Menninger schlug vor, notfalls den Dorfweiher herzunehmen. Alarmiert wurden schließlich verschiedene Landwirte, die mit Güllefässern Wasser aus der Kläranlage abpumpten und zur Brandstelle fuhren. Auf einem Feldstück am Ortseingang wurde auch eine Art Swimmingpool als mobiler Wasserbehälter aufgebaut.

    „Die Feuerwehrleute haben ganz Großes geleistet“, sagt Dietmar May voller Dank. Das unterstreichen auch Kreisbrandinspektor Michael Weber (Bad Königshofen) und Kreisbrandmeister Martin Tuchlinski (Saal) am Brandort. Die größte Leistung ist sicherlich, dass die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf das nahe Wohnhaus verhindern konnte. In der Brandnacht selbst war das gar nicht so sicher. Ein starker Wind entfachte immer wieder die Flammen, dazu kam bedrohlicher Funkenflug. Der Feuerschein und der Qualm waren kilometerweit deutlich sichtbar. Auch die Bewohner einiger Nachbarhäuser wurden informiert und rasch in Sicherheit gebracht.

    Den Flammen fielen unter anderem auch etwa 280 Tonnen der Getreideernte zum Opfer. Ein benachbartes Wohnhaus wurde durch den starken Funkenflug ebenfalls in

    Vor Ort waren die Kreisbrandmeister und Kreisbrandinspektor Michael Weber, der an der Einsatzleistelle, gegenüber dem Friedhof die notwendigen Besprechungen vornahm.

    „Es ist ein Wunder, dass unser Haus noch steht“, sagt Dietmar May. und blickt über das Trümmerfeld und das unversehrte Wohnhaus mit dem Bauernladen.

    Der Biohof May

    Der Bauernhof May in Junkershausen gehört zu den Pionieren der Bio-Bewegung in der Landwirtschaft des Landkreises Rhön-Grabfeld. Dietmar und Klara May betreiben ihren Hof seit 1989 nach ökologischen Naturland-Richtlinien.

    Gründer ist Felix May. Er begann im Jahre 1938 mit dem Bau des heutigen Hofes, nachdem sein ehemaliges Gehöft im Dorf nach einem Blitzschlag vollständig niederbrannte. Nach der Fertigstellung 1945 begann er die Landwirtschaft nach und nach auszuweiten und wurde über die Jahre als erfolgreicher Herdbuchzüchter über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. 1965 übernahm dann Ildefons zusammen mit seiner Ehefrau Stilla den Hof, der zu dieser Zeit auf eine Fläche von 60 Hektar angewachsen und auf den Ackerbau, die Ferkelerzeugung sowie die Schweinemast ausgerichtet war.

    Ildefons May ist im ganzen Landkreis als leidenschaftlicher Büttenredner bekannt. Seine Frau Stilla war viele Jahre als Kreisbäuerin tätig und hat den Landfrauenchor aus der Taufe gehoben.

    Ildefons May übergab den Hof im Jahre 1989 an Dietmar und seine Gattin Klara. In der Überzeugung eine artgerechte und nachhaltige Landwirtschaft betreiben zu wollen, stellte Dietmar den Hof noch im gleichen Jahr um und bewirtschaftet ihn seither mit Leib und Seele nach ökologischen Richtlinien.

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