„Ich geh' schon auf in meiner Arbeit“, sagt Ralf Geis, und legt die Kartusche zur Seite, mit der er gerade in seiner Werkstatt einen dicken Strich Kleber aufgetragen hat, der die dicken Glasplatten zusammenhalten soll. Der 54 Jahre alte gelernte Maschinenbauer hat sein Hobby schon lange zum Beruf gemacht. Geis baut Aquarien für Kunden in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland.
Es sind die großen Becken, auf die sich der Aubstädter spezialisiert hat. Oft schicken die Aquarianer Zeichnungen mit ihren ganz speziellen Vorstellungen. An Geis ist es dann, daraus exakte Baupläne zu entwickeln. Oft sind es Geschäftsleute, die sich an ihn wenden. Sie kommen aus der Schweiz, Frankreich, Dänemark und natürlich aus allen Teilen Deutschlands. Sogar im Foyer einer Bank in Qatar steht ein Exemplar made in Aubstadt.
Manche der Aquarien sind so groß, dass sie vor Ort zusammengebaut werden müssen. Wie etwa das elf Meter lange und gut ein Meter hohe, mit Meerwasser gefüllte Becken in einem China–Restaurant in Nürnberg. Ein noch größeres hat Geis in die Schweiz nach Luzern geliefert – ebenfalls als Blickfang für ein Restaurant.
Natürlich gibt es auch Privatleute, die sich das Vergnügen eines inklusive Unter- und Oberbau zimmerhohen Exemplars leisten wollen. Wer dergleichen Pläne hat, ist allerdings gut beraten, zuvor einen Statiker zu Rate zu ziehen und die Qualität des Estrichs prüfen zu lassen. „Eine Tonne Gewicht kommt leicht zustande“, sagt Geis. Die meisten Leute wollen übrigens Salzwasseraquarien, weil die tropischen Meeresfische einfach farbenprächtiger sind.
Mit „kleinen Fischen“, um im Bild zu bleiben, beschäftigt sich Geis schon lange nicht mehr, weil es sich einfach nicht lohnt. Das war vor gut 30 Jahren noch anders. Da war er noch bei der Firma Siemens in Bad Neustadt beschäftigt und führte nebenbei einen kleinen Laden für Zierfische in Bad Königshofen. Später baute er in großer Stückzahl Aquarien in Standardgröße für den Großhandel zusammen.
Damals stattete Geis Aquarien auch noch selbst aus, wobei es ihm darauf ankam, die Gewässer so natürlich wie möglich nachzubilden. „Ich bin sogar in Ägypten im Roten Meer getaucht, um zu sehen, wie es da aussieht“, sagt er. Schiffswracks aus Plastik oder kleine Schatztruhen am Beckenboden sind allerdings nicht sein Ding. Seit Geis nur noch große Aquarien montiert, tüftelte er an Methoden, die Arbeit effektiver zu gestalten. Besondere Bedeutung kommt beim Bau dem Silikonkleber zu, mit dem die dicken und schweren Glasplatten zusammengehalten werden. Bis zu fünf Wochen dauerte es früher mit herkömmlichem Kleber, bis allein die Grundverklebung ausgehärtet war. Nach dem Montieren schloss sich dann noch eine zwei Wochen lange Wartezeit an, bis das Becken mit Wasser befüllt werden konnte.
Auf den Kleber kommt es an
Für Geis bedeutete das, oft mehrmals lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen zu müssen, um die Becken, die so groß waren, dass sie auch nicht mehr von einer Spedition als Ganzes geliefert werden konnten, vor Ort fertigzustellen. Bis er einen Silikonhersteller fand, der bereit war, sich seine praktischen Erfahrungen zunutze zu machen und einen Kleber herzustellen, der den Härtungsvorgang deutlich beschleunigt.
Dazu hat Geis eine Maschine zum Mischen und Dosieren des Klebers konstruiert, die ihm zusätzlich Zeit und Geld spart. Zeit, die er auch dringend braucht, um den Arbeitstag nicht allzu sehr ausufern zu lassen. Denn ein Gutteil des Pensums verwendet er für Beratungsgespräche mit seinen Kunden.