In gut eineinhalb Jahren muss das neue Umweltbildungszentrum des Biosphärenreservats Rhön mit dem Arbeitsnamen „Grünes Klassenzimmer“ fertiggestellt sein. Nur dann wird der 4,75 Millionen Euro teure Bau, der architektonisch einmalig in Deutschland sein dürfte, über Fördermittel bezahlt. Doch tut sich auf dem Baugelände seit dem Abriss der alten Oberelsbacher Schule derzeit nichts. Lediglich ein großes Schild weist auf die große Zukunftsinvestition in der Marktgemeinde hin.
Auch der erste Spatenstich, der nach ersten Ankündigungen aus dem vergangenen Jahr bereits im April und dann Anfang Juni hätte erfolgen sollen, hat bislang nicht stattgefunden.
Demnächst Baugenehmigung
Dennoch sehen die Verantwortlichen die Entwicklung gelassen und zuversichtlich. Das Projekt ist voll im Zeit- und Finanzplan, sind Bürgermeisterin Birgit Erb, Kreisbaumeister Herbert Bötsch und Architekt Stephan Neumahr einer Meinung.
Der Marktgemeinderat hat den Bauantrag Mitte Mai befürwortet, erläutert der Bürgermeisterin den aktuellen Stand. Derzeit liegt er zur Genehmigung im Landratsamt. Hier ist man in enger Abstimmung mit der Gemeinde als Bauherrin und dem Architekten. Größere Hindernisse für die Genehmigung sieht der Kreisbaumeister derzeit nicht, so dass er davon ausgeht, dass sie in den nächsten Tagen erfolgen dürfte.
Derzeit laufen die umfangreichen Ausführungsplanungen auch bei den begleitenden Büros, berichtet Stephan Neumahr. Baubeginn wird nach der Einschätzung des Architekten aus Sindelfingen Ende August oder Anfang September sein.
Das bedeute zwar eine Verschiebung im Vergleich zu den ersten Planungen, aber keine Verzögerung. Wie Kreisbaumeister Bötsch verdeutlicht, habe sich im Verlauf der vergangenen Monate gezeigt, dass für eine bessere Ausführungsplanung mehr Zeit benötigt wird, während die eigentliche Bauzeit wesentlich kürzer ausfallen werde, als zunächst erwartet.
So wird das Mauerwerk des eckigen Erdgeschosses samt der Decke, die den darüberliegenden Rundbau trägt, aus Beton und Mauerwerk gefertigt. Der Rohbau soll bis zum Beginn der Schlechtwetterperiode im Herbst abgeschlossen sein.
Die Wände des darüberliegenden Rundbaus werden in Massivholz-Tafelbauweise hergestellt. Bei dieser noch nicht sehr verbreiteten Bauweise werden die Teile gefertigt, indem fünf Schichten Holz kreuzweise zu etwa 85 bis 95 Millimeter dicken Platten verleimt werden. Die Herstellung der Fertigteile wird der beauftrage Betrieb – inzwischen gibt es auch der Rhön eine Firma mit der entsprechenden Zulassung – etwa zwei Monate benötigen.
Sobald das Wetter dann passt, benötige eine leistungsfähige Zimmerei für den Aufbau der beiden Obergeschosse nur vier bis sechs Wochen, so der Kreisbaumeister. Im Sommer 2011 erfolge der Innenausbau, im Herbst müsste das ganze Projekt dann fertig sein.
Im Erdgeschoss des behindertenfreundlichen und barrierefreien Bauwerks befinden sich neben den Versorgungseinrichtungen für das ganze Gebäude alle gemeinschaftlich zu nutzenden Bereiche, so Architekt Neumahr. Neben einen Innenhof und dem Foyer sind hier zwei Schulungs- und zwei Gruppenräumen, geplant, ebenso die Küche, für die kulinarische Versorgung der Besucher mit regionalen Produkten, und eine Cafeteria, die zum großen Veranstaltungsraum erweiterbar ist.
Hohe ökologische Standards
In den beiden Obergeschossen, die in Form eines fast geschossenen Rings entstehen sollen, werden jeweils 36 Doppelzimmer mit einer Nasszelle entstehen. So ist in jeder Etage genügend Platz für eine Klasse und ihre Betreuer.
Natürlich wird die Umweltbildungseinrichtung nach hohen Standards wärmegedämmt. Dem hohen ökologischen Ansprüchen an das Bauwerk wird auch der CO2-neutrale Baustoff Holz gerecht. Außerdem soll die Wärmeversorgung über das ebenfalls noch zu errichtende Biomasse-Heizkraftwerk im Oberelsbacher Gewerbegebiet erfolgen.
Auch, was die Finanzierung betrifft, sehen sich die Verantwortlichen auf einem guten Weg. Insgesamt fließen aus Mitteln des Konjunkturpakets II etwa 4,75 Millionen für das grüne Klassenzimmer nach Oberelsbach. Während eine Million Euro für den Abriss der alten Schule, Vorarbeiten und die Einrichtung benötigt werden, stehen für den Neubau also 3,75 Millionen Euro zur Verfügung. Laut Kostenschätzung befindet man sich im Plan, so Erb. Und in der Vergangenheit hätten die Kostenschätzungen sehr oft mit den tatsächlichen Kosten übereingestimmt.