Bad Neustadt (bjh) "Georg Trakl - Oh bleicher Engel" war die szenische Lesung mit Musik aus dem Werk des wohl berühmtesten Vertreter des deutschen Frühexpressionismus überschrieben, die im Bildhäuser Hof stattfand.
Aus seinem Gesamtwerk, das größtenteils erst posthum publiziert wurde, las Angelika Sedlmeier Ausschnitte vor. Eindrucksvoll verlieh sie mit ihrer Mimik den Werken Trakls ein Gesicht. Ihre weiche und warme Stimme sorgte dafür, dass man sich schnell in die zerrissene Seelenwelt des Autors einfinden konnte.
Sedlmeier spannte den Bogen von Trakls Geburt bis hin zu dessen frühem Tod, der sehr mysteriös geblieben ist. Verbunden wurden die einzelnen lyrischen Elemente mit Briefen an seine über alles geliebte Schwester, die sich als Symbol des bleichen Engels durch das Gesamtwerk Trakls zog. Trauer und Weltekel, düstere Visionen und prophetische Bilder standen im Vordergrund der Texte des feinfühligen Autors Trakl.
Michaela Schmid am Cello begleitete die szenische Lesung mit düsteren und verheißungsvollen Klangkompositionen. Wenn auch keine leichte Kost, so war der Abend dennoch eine Bereicherung für den Lyrikinteressierten. Der Applaus, der Sedlmeier und Schmid gespendet wurde, zeugte von der Begeisterung der Zuhörer an diesem Abend.
Gut waren zudem die recht kurzen Gedichte vorgetragen. Rainer Maria Rilke nannte die düster-verrätselte Lyrik des Autors einst "gleichsam auf Pausen aufgebaut, ein Paar Einfriedungen um das grenzenlos Wortlose: so stehen seine Zeilen da". Grenzenlos wortlos war auch die Atmosphäre im Bildhäuser Hof, in dem man während der Lesung eine Stecknadel hätte fallen hören können.