Wer soll das sein – Johann Peter Benckert? Und warum sollte einen in Bad Neustadt die Wiedereröffnung einer Grotte in Potsdam interessieren? Vielleicht weil der 1709 in Neuhaus gebürtige Künstler, der Bildhauer Johann Peter Benckert, erheblich an der Entstehung dieser Grotte beteiligt war. Zum feierlichen Abschluss der Wiederherstellung des prächtigen Bauwerks im Weltkulturerbe-Park Sanssouci brachte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg den von Benckert geschaffenen Neptun wieder in sein Element.
3,5 Millionen Euro teures Projekt
Mit Dreizack und dem Kommando „Wasser marsch“ startete Fernsehmoderator Günther Jauch das Wasserspiel. Der Wahl-Potsdamer hatte mit einer Spende von einer Million Euro das 3,5 Millionen teure Projekt angestoßen, durchgeführt zwischen 2013 und 2018. Das Geld dafür floss fast ausschließlich aus privaten Spenden und Nachlässen, ergänzt durch Eintrittsgelder aus drei Schlössernächten.
Nach einer letzten Restaurierung in der DDR-Zeit war die Anlage nahe des östlichen Parkeingangs am Obelisken durch Verwitterung und Vandalismus fast in Vergessenheit geraten.
Eindrucksvolles Bauwerk
Musste sie bei den Illuminationen der Schlössernächte gnädig im Dunkeln bleiben, so ist die triumphbogenartige Grotte, 1751 bis 1757 nach einem Entwurf des Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff gefertigt, nun wieder ein eindrucksvolles Bauwerk aus weißem italienischen und rosafarbenem schlesischen Marmor.
Neptun aus strahlend weißem Marmor
Das Innere wurde durch Johann Peter Benckert vollkommen mit Muscheln, Kristalldrusen und Korallenzinken in eine Grotte umgestaltet. Zwischen zwei liegenden Najaden (Quellnymphen) von Georg Franz Ebenhech erhebt sich mittig über der Gotte der Meeresgott Neptun aus strahlend weißem Marmor. Dieser ist sicherlich die schönste Steinskulptur Benckerts, dazu auch seine größte. Gefertigt wurde sie erst 1760/61, da der Marmorblock wegen seiner Schwere acht Jahre lang in der italienischen Hafenstadt Livorno liegen blieb und erst nach grober Bearbeitung seine Reise nach Potsdam antreten konnte.
Steinerne Muschelschalen
Die steinernen Muschelschalen an den Seiten erinnern an ein Debakel. Schon unter Friedrich II. sollte der Park mit zahlreichen Wasserspielen ausgestattet werden, wie es in der damaligen Zeit Mode war. Doch es fehlte noch die Fähigkeit zur Lösung der enormen technischen Probleme. Mangelnder Wasserdruck ließ es nur wenige Minuten sprudeln. Nun plätschert es wieder zu Neptuns Füßen von Muschelschale zu Muschelschale.
Wenn Neptun heute auch als Kopie des Dresdener Bildhauers Peter Makolis gelten muss, bereits 1962/63 angefertigt, kehrte zur festlichen Wiedereröffnungs-Feier wenigstens der Kopf des von Benckert gefertigten Neptuns vorübergehend aus dem schützenden Depot zurück an seinen alten Wirkungsort.
Johann Peter Benckert Johann Peter Benckert (Benkert) wird 1709 als viertes Kind des Schmieds Johann Benckert geboren und am 11. September 1709 in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Neustadt getauft. Nach Ausbildung und Wanderjahren unter anderem in Eichstätt und München findet er in den 1730er Jahren in Bamberg eine neue Wirkungsstätte. Hier gelingt ihm in wenigen Jahren der Aufstieg zum Hofbildhauer. Es finden sich seine Werke zum Beispiel in der Wallfahrtskirche Gößweinstein, in Ebrach, Pommersfelden und natürlich in Bamberg selbst. Hier erinnert auch eine nach ihm benannte Straße an den Neuhäuser Bildhauer. Wohl bedingt durch die schlechte Zahlungsmoral des Bamberger Hofes, zieht es den Bildhauer 1746 weiter nach Potsdam. Hier werden Handwerker und Künstler dringend gesucht, um aus der Kleinstadt eine ansehnliche Residenz für den jungen Preußenkönig Friedrich II. zu schaffen. Der Bildhauer wird bis zu seinem Tode am 14. Dezember 1765 in Potsdam bleiben und arbeiten. Auch hier ist eine Straße nach ihm benannt – eine sehr attraktive sogar im bei Einwohnern wie Touristen beliebten Holländischen Viertel. Hier hatte Benckert Wohnung und Werkstatt. Neben Steinskulpturen für die neuen Häuser der Stadt sind es Arbeiten am Stadtschloss, im Lustgarten und natürlich im Schlosspark von Sanssouci, die Benckert ausführt. Neben den vergoldeten Asiaten am Chinesischen Teehaus, die jedem Potsdam-Besucher in Erinnerung bleiben, wird das nun auch die wiedereröffnete Neptungrotte sein. Ein Bild von Johann Peter Benckert findet sich in der Bad Neustädter Stadtchronik auf Seite 161. Das Grabmal, nach dem dieses Porträt entstand, lagert heute restaurierungsbedürftig im Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Ab 1745 führte Benckert in Potsdams historischer Mitte den Gasthof „Zum Einsiedler“. Das Haus wurde 1945 zerstört. Einzig das von Benkert hergestellte Wirtshausschild ist davon im Potsdam-Museum erhalten. Karen Schaelow-Weber