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BASTHEIM: Haferbrei fürs Volk, Wild und Bier für Adel und Klerus

BASTHEIM

Haferbrei fürs Volk, Wild und Bier für Adel und Klerus

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    Hingucker der neuen Ausstellung „Esskultur im Mittelalter“: die Küche mit ihrer nachgebauten Ofenstelle. Dort schmeckte der stellvertretende Landrat Josef Demar (rechts) die Suppe ab. Links daneben Kunsthistorikerin Alice Selinger, Gitarrist Carlo Hilsdorf und Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf.
    Hingucker der neuen Ausstellung „Esskultur im Mittelalter“: die Küche mit ihrer nachgebauten Ofenstelle. Dort schmeckte der stellvertretende Landrat Josef Demar (rechts) die Suppe ab. Links daneben Kunsthistorikerin Alice Selinger, Gitarrist Carlo Hilsdorf und Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf. Foto: Foto: Klaus-Dieter Hahn

    Es war dann doch kein Haferbrei, den das Serviceteam des Klosters Wechterswinkel den Besuchern zur Eröffnung der neuen Ausstellung servierte. Zwar lautet der Titel „Klosterküche und Haferbrei. Esskultur im Mittelalter“. Doch so ganz akribisch wollte man sich nicht an die Überschrift halten und das Publikum an diesem Abend mit dem früheren Arme-Leute-Essen „abspeisen“. Statt dessen gab es Heringssalat, Quarkspeisen und mit Hausmacherwurst belegte Brote, die zusammen mit Bier und dem Met aus Trinkhörnern „gar köstlich mundeten“.

    Doch bevor man sich zum Abschluss der Vernissage die Köstlichkeiten der Wechterswinkler Klosterküche schmecken ließ, hatte die Kuratorin der neuen Ausstellung, Kunsthistorikerin Alice Selinger, in ihrer Einführung das Bild vom in Saus und Braus schwelgenden Menschen des Mittelalters doch arg zurechtgerückt. Von wegen Festgelage mit Fleischbergen, dass sich die Tische bogen. „Die Ernährung im Mittelalter war sehr eintönig und alles andere als ein Genuss“, machte sie deutlich.

    Selbst auf den Fürstenhöfen und den Burgen war Hungersnot kein Fremdwort. Nahrungsmittel waren zumeist sehr knapp, eine Vorratshaltung und Konservierung kaum möglich. So kam bei der Landbevölkerung zumeist ungesalzener Haferbrei auf den Tisch. Wenn die Not gar sehr groß war, bestand der Brei auch mal aus Eicheln oder Nussschalen. Nicht umsonst galt der Spruch: „Reich ist der Mann, der sich satt essen kann!“

    Auf dem Gebiet des Acker- und Weinbaus leisteten die Klöster wertvolle Pionierarbeit. Sie bauten Obst, Gemüse und Getreide an, förderten die Fischzucht und nutzten Kräuter als Gewürze wie auch als Heilmittel. Kreativität zeichnete die Klosterbrüder beim Umgehen der Fastengebote aus. Da wurde auch einmal in der Fastenzeit ein Rehrücken in Form eines Fisches serviert, da man ja Fisch, aber kein Fleisch essen durfte. „Bier wurde plötzlich zum christlichen Heilmittel erklärt, weil es so wunderbar beruhigt“, sagte Selinger schmunzelnd. Da ist es nicht verwunderlich, dass laut einer Studie „Mönche im Mittelalter sechsmal so häufig an Fettsucht erkrankten wie ihre Zeitgenossen“.

    Wild war ausschließlich dem Adel vorbehalten. Viele Vogelarten landeten am Spieß. Zu Martini mussten die Bauern zumeist Fleisch – in Form ihrer Kühe oder Schweine – an die Herrscher abliefern. Für sie selbst blieb dann nur ein karger Speiseplan. Molke, Wasser (zumeist verunreinigt), selbst gebrautes Schwachbier als Getränke und Getreidebrei, Kraut, Rüben und Bohnen als Speisen, wobei der Adel Gemüse verschmähte, da es als Arme-Leute-Essen galt.

    Der Ackerbau im Rahmen der Dreifelderwirtschaft brachte nur wenig Ertrag. „Zumeist gerade mal das Doppelte der Aussaat. Heutzutage ernten wir mehr als das 50-fache der Aussaat“, machte die Kunsthistorikerin deutlich. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich der Roggen zur wichtigsten Getreideart. Der Verzehr von Getreide, vor allem von Mutterkorn, löste häufig auch schlimme Krankheiten, wie das berüchtigte „Antonius-Feuer“, aus.

    Unterschieden wurde im Mittelalter auch zwischen „Herrenspeisen“ und „Bauernspeisen“, was natürlich auch viel über den jeweiligen Stand aussagte. Beim Adel und Klerus wurden viele Speisen zusätzlich gesüßt, ja manche sogar übertrieben gefärbt. Lebensmittel aus dem Ausland hatten oft einen ungeheuren Preis. „500 Gramm Safran waren so viel wert wie ein ganzes Pferd“, erfuhren die Besucher. Während an den Höfen und in den Burgen schon große Küchen vorhanden waren, war in einer Bauernkate oft nur eine gemauerte Feuerstelle vorhanden, über der ein großer Kessel hing und in dem alle Speisen zubereitet wurden. Wichtigstes Küchengerät war dort der Mörser, da alles zerkleinert wurde.

    Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf dankte Alice Selinger für ihre eindrucksvolle und höchst informative Einführung in die Ausstellung, in deren Mittelpunkt der Nachbau einer mittelalterlichen Feuerstelle steht. Ihr Dank galt auch dem Fränkischen Freilandmuseum und dem Rhönmuseum in Fladungen, die Exponate zur Verfügung gestellt haben. Die Grüße des Landkreises überbrachte der stellvertretende Landrat Josef Demar. Für die musikalische Umrahmung sorgte Carlo Hilsdorf mit seiner Gitarre.

    Die Ausstellung ist bis 12. April immer mittwochs bis sonntags sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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