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WEISBACH: Hebamme aus Leidenschaft

WEISBACH

Hebamme aus Leidenschaft

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    Stolze Oma: Elisabeth Krenzer hat bereits fünf Enkel, die sie gerne um sich schart.
    Stolze Oma: Elisabeth Krenzer hat bereits fünf Enkel, die sie gerne um sich schart.

    „Wenn du Gefühle hast, bist du richtig.“

    Mütterlicher Ratschlag für Elisabeths Berufswahl

    Wenn alle Kinder und alle Mütter gekommen wären, um die sich Elisabeth Krenzer schon gekümmert hat, dann hätte ein Festzelt kaum gereicht. Denn in 35 Jahren hatte sie rund 4000 Säuglinge in ihrer Obhut und hat in dieser Zeit unzähligen Müttern bei der Entbindung geholfen.

    Immerhin fand sich eine große Schar an Gratulanten im Weisbacher Sportheim ein, um zu gratulieren, teils mit Kleinkindern und Babys. Elisabeth Krenzer wäre keine Hebamme, hätte sie nicht für einen abgetrennten Stillbereich und einen Wickelplatz gesorgt.

    Der lange Weg zum richtigen Beruf

    Dabei wusste sie als junges Mädchen gar nicht, was sie werden wollte. So machte sie zunächst eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Das sei für eine Frau nie verkehrt, hatte ihre Mutter gesagt. Im Anschluss machte sie noch eine Ausbildung zur Kinderpflegerin, merkte aber, dass das noch nicht der richtige Beruf für sie war. Während der Osterferien, die sie zuhause verbrachte, wurde ihr klar, was sie wirklich wollte. „Ich stand morgens auf“, erzählt sie, „und wusste, dass ich Hebamme werden will.“

    In Bamberg absolvierte sie die Ausbildung und arbeitete danach im Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen auf der Entbindungsstation und besuchte die Frauen auch zuhause. Nach 29 Jahren beendete sie 2011 die Tätigkeit im Kreißsaal schweren Herzens, denn damals wurden die Haftpflichtversicherungssätze für Hebammen enorm angehoben.

    Wenn du Gefühle hast, bist du richtig

    „Das fehlt mir schon sehr“, bedauert Elisabeth Krenzer diesen Schritt, der aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich war. Das war für sie immer das Größte, wenn mit ihrer Hilfe ein Kind auf die Welt kam. Sie hatte immer Freudentränen im Auge, wenn sie das Kind den glücklichen Eltern in die Arme legen durfte. Aber auch vor und nach der Geburt litt und leidet sie noch heute mit den Frauen, die sie betreut. Als angehende Hebamme zweifelte sie deshalb an ihrer Eignung für den Beruf, doch damals schon bestärkte sie ihr Mann und sagte ihr: „Wenn du Gefühle hast, bist du richtig“!

    So wie ihr Mann damals hinter ihr stand, hält er ihr heute noch den Rücken frei und unterstützt sie, wo er kann. Eines Abends riet Elisabeth Krenzer einer werdenden Mutter dringend, mit ihr ins Krankenhaus zu gehen, da sie alle Anzeichen einer nahen Geburt hatte. Da sie fürchtete nicht mehr rechtzeitig den Kreißsaal zu erreichen, bat sie ihren Mann das Auto zu fahren und einige Handtücher und Decken einzupacken. Den werdenden Eltern erklärte sie, dass sie nachts Probleme mit dem Fahren hätte, um sie nicht zu beunruhigen. Das Kind kam dann doch im Krankenhaus zur Welt, allerdings schon Minuten nach dem Eintreffen.

    Ruhe, Gelassenheit und Vertrauen ausstrahlen, ist ihr oberstes Ziel.

    Von den Krankenkassen bekommt sie zwischen 20 und 45 Minuten je Hausbesuch bezahlt. Doch oft dauert es. „Wenn ich in ein Haus komme und die junge Mutter in Tränen aufgelöst ist, kann ich doch nach wenigen Minuten nicht schon wieder gehen.“

    Sie tröstet und hört zu, freut sich über Fortschritte, die ein Kind macht, ist Ansprechpartnerin in vielen Bereichen. Gemeinsam mit den jungen Müttern badet sie das Baby, gibt Unterstützung beim Stillen und der Babypflege und berät bei Krankheiten oder der ersten Beikostmahlzeit des Kindes. Hat die junge Mutter keine Hilfe, geht Elisabeth Krenzer für sie schon mal zur Apotheke oder fährt mit zum Kinderarzt.

    Egal was sie tut – Elisabeth Krenzer strahlt einen fröhlichen Optimismus aus, der sich immer positiv auf ihre Umgebung auswirkt. „Wenn ich mal nicht lache, geht es mir schon richtig schlecht“, was zum Glück selten vorkommt.

    Dass sie Hebamme ist, prägt ihre ganze Familie, die neben drei Kindern auch schon fünf Enkelkinder zählt.

    Auch ihr jüngster Sohn Roland ist bereits erwachsen und wohnt im Hause seiner Eltern.

    Auf ihn kann Elisabeth Krenzer zählen, wenn eine Mutter zur Rückbildungsgymnastik kommen möchte, aber keinen Babysitter hat. Roland sieht das so:, „Wenn man der Sohn einer Hebamme ist, liegt einem das wohl im Blut.“ Bereits als kleiner Junge unterstützte er seine Mutter bei der Gymnastikstunde, indem er als Vorturner fungierte. Die Teilnehmerinnen hatte es immer sehr amüsiert, berichtet er.

    Als Elisabeth Krenzer ihr erstes eigenes Kind bekam, war auch sie in vielen Dingen unsicher. „Ich war einfach nur Mama“, lacht sie heute, „und fragte manchmal eine Kollegin um Rat. Aber man muss das selbst einmal erlebt haben, damit man weiß, worum es geht“.

    Geburt im Rettungswagen

    Sogar im Rettungswagen half Elisabeth schon einmal einem Kind auf die Welt, ein anderes Mal wurde ein Baby im Krankenhausaufzug geboren. Doch das waren Ausnahmen. Jedes Mal fühlt und leidet sie mit. „Wenn ich mal keine Gefühle mehr habe, muss ich aufhören“, ist sich Elisabeth Krenzer sicher.

    Die Geburtszahlen schwankten im Laufe der Jahre stark, stellte Elisabeth Krenzer fest. Allerdings scheint es in den letzten Jahren wieder einen Aufwärtstrend zu geben. Sie selbst hat in den vergangenen Jahren durchschnittlich jeweils 50 Mütter betreut. Die Ansprüche und Erwartungen, die Mütter an eine Hebamme stellen, haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. „Die Frauen werden anspruchsvoller“, stellt Krenzer fest.

    Allerdings hat sich auch der Verwaltungsaufwand für die Hebammen in den vergangenen Jahren vergrößert. „Die Zeit, die ich für Büroarbeiten brauche, fehlt mir bei der Betreuung“, stellt Krenzer fest und sie versteht es, wenn viele ihrer Kolleginnen aufhören.

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