Die Jagdpächter Siegfried Söder und Dr. Peter Lesmeister hatten sich mit dem Vorsitzenden der Waldberger Jagdgenossenschaft, Jagdvorsteher Hans-Günther Kessler, und weiteren Helfern viel Arbeit gemacht und ein umfangreiches Programm mit Schautafeln, Tierpräparaten und Vorführungen vorbereitet, so dass die Führung am Stauweiher in Waldberg für Kinder wie Erwachsene zu einem Erlebnis wurde.
Der Leiter der Bergwachtbereitschaft, Marko Hillenbrand und Naturschutzwart Thorsten Ziegler freuten sich über das große Interesse und darüber dass unter den über 50 Teilnehmern etliche junge Familien waren. Gerade die Kinder hatten Gelegenheit bei dieser Natur-Tour viel über Lebensraum, Nahrung und Besonderheiten der heimischen Wildtiere sowie über Schutz- und Hegemaßnahmen zu lernen.
Die BJV-Kreisgruppe Bad Neustadt hatte Schautafeln und Tierpräparate zur Verfügung gestellt, die Siegfried Söder erläuterte. Unter dem Stichwort „Jagd ist Naturschutz“ verwies Söder darauf, dass die Jäger viele Stunden für Biotopmaßnahmen, „ökologische Schlupflöcher“ wie die Anlage von Feldgehölzen oder Teichen, für Umweltaktionen und Flursäuberungen aufwenden. Demnach werden in Bayern durchschnittlich jedes Jahr 5700 Streuobstwiesen (mit einer Fläche von 2000 Fußballfeldern), über 4000 Teichflächen (insgesamt rund 1700 Hektar) von Jägern angelegt, 3600 neue Hecken mit einer Fläche von 820 Hektar sowie 6300 neue Feldholzinseln gepflanzt.
Dicht umringt waren die Tierpräparate, die an Bäumen oder im Gras zu besichtigen waren. Dazu gehörten Rehkitz, Jungfüchse, Steinmarder, Waschbär, Ringfasan, Schnepfe, Mäusebussard, Habicht, Schleiereule und Waldkauz, zu denen der Waidmann jeweils Erläuterungen gab.
Als „Neubürger“ bezeichnete Söder den Waschbär. „Er kommt ursprünglich aus Amerika, ist in den 80er Jahren erstmals in der Rhön aufgetaucht“. Er habe keine natürlichen Feinde, sei Allesfresser, ernähre sich von Obst über Mais bis zum Frosch.
Den Eichelhäher stellte Söder als den Wächter des Waldes vor. „Er schlägt Radau, sobald etwas Störendes auftaucht, er warnt die anderen Tiere“. Der Ringfasan stammt aus Tschechien. Rebhühner gibt es auch noch im Waldberger Revier. Sie dürfen aber nicht geschossen werden. Bussard, Habicht, Sperber und Fuchs sind ihre natürlichen Feinde.
Auch „der Vogel mit dem langen Gesicht“, die Schnepfe, wird nicht mehr gejagt. Er hält sich auf morastigen Böden auf. Söder erklärte die Bestimmungsmerkmale der einzelnen Greifvogelarten und dass bei uns noch Mäusebussard, Habicht, Sperber, Merlin, Turmfalken, roter und schwarzer Milan und Rohrweihe beheimatet sind. Die häufigsten Eulenarten in der Gegend sind die Waldohreule und der Waldkauz.
Rehkitze in Gefahr
Derzeit sei Brut- und Setzzeit, sagte Söder. Dabei verwies er darauf, dass leider immer wieder neugeborene Rehkitze in der Erntezeit den großen Mähwerken zum Opfer fallen. „In den ersten drei Wochen steigen Rehkitze nicht auf in der Wiese und können der Gefahr nicht ausweichen.“ Wenn sie Geräusche hören, ducken sie sich, werden nicht erkannt und leider oft angemäht.
Der Bestand von Rehwild, Fuchs und Hase sei derzeit recht gut, sagte Söder. Er berichtete von einem unerklärlichen Phänomen: „Im Frühjahr sieht man jede Menge Hasen; im Herbst sind sie auf unerklärliche Weise verschwunden.“ Laut Söder könnten „entweder die vielen Beutegreifer oder Abwanderung“ die Ursache sein. Denn: „Die Jäger schießen schon jahrelang keine Hasen, weil nicht viele da waren“. Es wäre interessant, über den Verbleib der Feldhasen mal eine Studie zu machen, sagte Söder.
Wie Siegfried Söder abschließend bekräftigte, sei es den Jägern ein besonderes Anliegen, der jungen Generation das Thema Naturschutz näher zu bringen. Aufklärungen und Exkursionen dieser Art sollten von Kindergärten und Schulen noch mehr genutzt werden, regte er an.
Im zweiten Teil der Veranstaltung standen die treuen vierbeinigen Begleiter der Jäger im Mittelpunkt: Jagdpächter Peter Lesmeister erklärte die verschiedenen Arten von Jagdhunden, die seine Jägerkollegen mitgebracht hatten.
Interessant waren dann die Vorführungen, die Iris Bohlender, „Trainerin für Mensch und Hund“ aus Bischofsheim mit ihrer Australien-Shepardhündin „Flocke“ zeigte. Nach dem „Signal zum Essen“ der Jagdhornbläser Erwin Söder aus Langenleiten Heribert Voll aus Gefäll und Werner Kirchner aus Wollbach (bei Bad Kissingen) klang die Tour dann bei Imbiss und gemütlichem Beisammensein an der Anglerhütte am Stauweiher aus.