Nicht nur über Jahre, sondern über Jahrzehnte hat Heinrich Wagner an seinem neuen Buch gearbeitet. Sämtliche Urkunden und Regesten des Klosters Wechterswinkel von der Gründung bis zur Auflösung hat der Historiker in einem 364-seitigen wissenschaftlichen Buch zusammengefasst. Viele der Archivalien sind bis dato nicht veröffentlicht worden. Damit schafft Wagner einerseits Fakten in der Erforschung des einstigen Frauenklosters und bietet andererseits eine enorme Fülle an Material für künftige Forschungen an.
Zunächst sollten es „nur“ etwas mehr als 100 Urkunden seit Gründung des Frauenklosters Wechterswinkel um das Jahr 1143 sein. Doch dann hat Heinrich Wagner weiter Urkunde um Urkunde gesichtet, übersetzt, erforscht und letztlich veröffentlicht. Bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1592. Genau 318 Urkunden und Regesten, wie man die Zusammenfassung des rechtsrelevanten Inhalts von Urkunden nennt, sind auf diese Weise zusammengekommen. Ein Mammutwerk, das nicht nur Wagner einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Klosters ermöglicht.
„Dieses Buch bildet die Grundlage für die Erforschung des Frauenklosters Wechterswinkel für die kommenden 100 Jahre.“ Helmut Flachenecker, Professor für Fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg, war des Lobes voll über das 364 Seiten umfassende Werk von Heinrich Wagner. „Es ist die Krönung seiner bisherigen wissenschaftlichen Leistungen. Am nunmehr vorgelegten Forschungs- und Quellenstand dürfte sich in den nächsten Jahrzehnten nichts mehr ändern.“ Im Kreiskulturzentrum, dem Kloster Wechterswinkel – wo sonst? – war eine große Zahl an Heimatforschern sowie Vertretern aus Politik und Wissenschaft zusammengekommen, um das neue Buch wissbegierig in Empfang zu nehmen.
Für den promovierten Historiker Heinrich Wagner aus Heustreu ist das Buch mit dem Titel „Urkunden und Regesten des Frauenklosters Wechterswinkel“ ein Stück seines Lebenswerks. Der Autor der Ausgaben von Neustadt an der Saale, Kissingen und Mellrichstadt des hochwissenschaftlichen Historischen Atlas von Bayern hatte bereits bei der Ausarbeitung seiner Doktorarbeit in den 1970er Jahren die unzureichende Quellenlage des Klosters Wechterswinkel beklagt. Jetzt, fast 40 Jahre später, hat Heinrich Wagner die Urkunden und Regesten des Frauenklosters selbst umfassend veröffentlicht. Er vergas in seinen Dankesworten nicht zu erwähnen, dass es nicht leicht für ihn war, nach schwerer Krankheit vor drei Jahren das Buch fertigzustellen. Besonderer Dank ging darum an die Ärzte der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt sowie an Lebensgefährtin Ingrid Lemm-Erhard.
Wagners neues Buch ist gleichzeitig Band 70 in der Reihe der „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg“. Der Herausgeber der Reihe, Professor Wolfgang Weiß, Vorsitzender des Diözesan-Geschichtsvereins Würzburg, würdigte die Arbeiten Heinrich Wagners als fundamental für die Geschichtsforschung Unterfrankens und Südthüringens. Dass Wagner auch mal deutlich wird, wenn er anderer Meinung ist, lobte Weiß nachdrücklich: „Als Forscher scheut er nicht das offene Wort und die wissenschaftliche Diskussion.“
Für Landrat Thomas Habermann ist das neue Buch ein wichtiger Mosaikstein für das im Jahre 2008 wieder zum (kulturellen) Leben erwachte Kloster. Die Buchvorstellung wurde von Carlo Hilsdorf (Gitarre) mit Renaissancemusik umrahmt.
Heinrich Wagner: Die Urkunden und Regesten des Frauenklosters Wechterswinkel. Erschienen in der Reihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg“, Band 70. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh Würzburg, 2015. 364 Seiten.