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BAD NEUSTADT: Henriette, Wilhelm und ein gewisser Friedrich Schiller

BAD NEUSTADT

Henriette, Wilhelm und ein gewisser Friedrich Schiller

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    Das neue Buch mit dem Tagebuch von Wilhelm von Wolzogen in der Hand – Ines Freifrau von und zu Guttenberg und Professor Dr. Christoph Freiherr von Wolzogen
    Das neue Buch mit dem Tagebuch von Wilhelm von Wolzogen in der Hand – Ines Freifrau von und zu Guttenberg und Professor Dr. Christoph Freiherr von Wolzogen Foto: FOTO Stefan Kritzer

    Henriette von Wolzogen und Friedrich Schiller, ein aus Ruinen wieder auferstandenes Schloss und die Dörfer Mühlfeld und Bauerbach an der fränkisch-thüringischen Grenze. Die Geschichte des Adelsgeschlechts derer von Wolzogen hat ihre Spuren in der Region hinterlassen. Doch woher kam die Familie und wohin ging sie nach ihrer Zeit in Mühlfeld?

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichte, Literatur und bedeutende Menschen im fränkischen Raum“ hatte Ines Freifrau von und zu Guttenberg zu einem Vortrag in den Spiegelsaal des Schlosshotels geladen. Als Referent konnte der Frankfurter Professor der Philosophie, Dr. Christoph Freiherr von Wolzogen, gewonnen werden, ein Nachkomme der Familie Wolzogen, die ein knappes Jahrhundert in Mühlfeld gelebt hatte. Von Wolzogen ging in seinem Vortrag auf die Geschichte seiner Familie ein, schilderte deren Aufstieg in Niederösterreich sowie die Vertreibung und Emigration nach Franken und das Auseinanderfallen der Familie in mehrere Zweige. Weniger die historischen Fakten legte Professor von Wolzogen seinen Zuhörern im gut besuchten Spiegelsaal dar, als vielmehr die Vorgänge hinter den Kulissen der Macht, die in Briefen erhalten und dokumentiert sind. Als Motto seines Vortrags wählte von Wolzogen einen etwas abgewandelten Vers aus dem Familienwappen: „Im Stillesein und Hoffen liegt unsere Stärke“.

    Ob sich der Familienname Wolzogen von „wohl gezogen“ herleitet, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Jedenfalls tauchte der Name erstmals im 13. Jahrhundert in Niederösterreich auf. Im 16. Jahrhundert erhielt Paul Wolzogen das niederösterreichische Postmeisteramt, sein Sohn Hans wurde gar Oberhofpostmeister. 1607, also vor genau 400 Jahren, wurde die Familie in den Freiheitsstand des Heiligen Römischen Reiches berufen. Die Familie von Wolzogen sammelte beträchtliches Vermögen an. Sogar der österreichische Kaiser hatte Schulden bei ihr. Dennoch wurde die protestantische Familie spätestens nach 1620 von Kaiser Ferdinand II. aus dem katholischen Österreich vertrieben.

    Hans Paul I. von Wolzogen suchte sich daraufhin in Mitteldeutschland ein neues Auskommen, doch erst sein Enkel Johann Christoph II. brachte es in Meiningen wieder zu Wohlstand. An die Architektur des niederösterreichischen Schlosses Neuhaus angelehnt, baute er in Mühlfeld ein neues Schloss (1715). Achtzig Jahre blieb die Familie in dem teuren Schloss und musste es schließlich doch verkaufen. Danach verloren sich die Wege der Mühlfelder und die der Familie von Wolzogen. Erst mit der Restaurierung des Schlosses konnte wieder ein Kontakt zum Nachkommen Christoph Freiherr von Wolzogen hergestellt werden. Eine Reihe weiterer Fakten aus der Familiengeschichte konnte der Referent näher beleuchten.

    Unter anderem den Kontakt und die Beziehungen Schillers mit Henriette von Wolzogen, die dem damals noch jungen Dichterfürsten Asyl in Bauerbach gewährte. Einen interessanten Blick warf Professor von Wolzogen auch auf Wilhelm von Wolzogen. Der Schwager und Freund Schillers erlebte die Französische Revolution in Paris mit und schrieb eine Reihe von Briefen an Verwandte und Freunde. Diese, wie auch viele Tagebucheintragungen, sind erhalten und jetzt in einem neuen Buch über Wilhelm von Wolzogen mit dem Titel „Der größte Cursus, der je in der Politik geboten worden ist“ von Professor Christoph von Wolzogen herausgegeben worden.

    Darin findet sich auch ein Brief Wilhelm von Wolzogens, den dieser zu den Revolutionsumständen am 14. Juli 1789 in Paris geschrieben hat. Kein Wunder also, dass sich Professor Dr. Christoph von Wolzogen darüber freute, genau an diesem geschichtsträchtigen Datum 218 Jahre später einen Vortrag über die Geschichte seiner Familie zu halten.

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