„Der Herbert“ ist ein Hofheimer Original. Und weit über die Stadt hinaus bekannt. Das hat dem Herbert nun sogar lokalen Werbe-Ruhm eingebracht. Und Ärger.
Bekannt ist der Herbert wie ein bunter Hund. „'Bunter Hund' dürft ihr aber nur schreiben, wenn ihr klarmacht, dass es im positiven Sinn gemeint ist“, sagt der Herbert schmunzelnd und bestimmend zugleich. Das tun wir hiermit. Der Herbert heißt mit Nachnamen Buchinger, ist 67 Jahre alt und warum er so bekannt ist, lässt sich schnell an dem erkennen, was er in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat – und immer noch macht.
Seit 40 Jahren ist der Herbert Kfz-Meister, viele kennen ihn als „Autoschrauber“, er trug gar einmal den Spitznamen „Haßgau-General“, für sein Mitwirken bei den Reservisten, fast 150-mal hat er schon Blut gespendet und wofür er besonders steht: Der Herbert ist mit Leib und Seele Schiedsrichter – seit knapp einem Vierteljahrhundert. Über 1300 Einsätze hat er absolviert, berichtet er stolz.
Und sein Bekanntheitsgrad ist in den vergangenen Wochen nun noch einmal nach oben geschnellt. Der Herbert ist nun auch Werbeträger. Für das neue Bier der Hofheimer Brauerei. Im Internet wie auf Plakatwänden lächelt der Herbert für das Bier, das keinen Namen hat, denn Gutes braucht auch keinen Namen, heißt es da und darum steht auf den Plakaten auch nicht Herbert Buchinger, sondern Herbert und drei Kreuzchen. Vor einigen Wochen hatte ihn der Brauereichef besucht und gefragt, ob er es sich vorstellen könne mitzumachen, berichtet Buchinger. „Das geht in Ordnung“, sagte der Herbert. „Ich hab's aus Gefälligkeit getan, weil es ein Familienbetrieb ist und ich die Familie auch schon lange kenne“. Dann folgte das Fotoshooting, „es war ganz professionell“, sagt der Herbert, dem es auch sichtlich Spaß gemacht hat. Zumal er auch seine Ideen mit einbringen konnte. So zeigt ihn eine Szene, wie er sich über einen Kasten Bier im Motorraum beugt – ganz nach Autoschrauber-Manier – dazu steht geschrieben: „Vier Reihen, 20 Zylinder – was für eine Kiste.“
„Wir haben für die Werbung ein Original gesucht und da ist Herbert Buchinger genau der Richtige“, sagen Brauereichef Michael Raab und Chris Thomsen von der Webdesign-Agentur, die mit dem Konzept einmal eine ganz andere Art von Werbung machen wollten. „99 Prozent positiv“ war die Resonanz auf die Werbung, berichten die beiden. Dass sie nicht von 100 Prozent sprechen, das dürfte mit dem Ärger zu tun haben, den sich Werbe-Model Herbert eingehandelt hat. Eine Szene – und die war groß auf den Plakatwänden zu sehen – zeigt Herbert gut gelaunt in Schiedsrichterkleidung auf dem Rasen liegend und vor ihm elf Flaschen Bier. Dazu in großen Lettern: „Der Schiri und seine 11 Flaschen.“ Und dies ist offenbar Betrachtern sauer aufgestoßen, denn „bis nach München zum Bayerischen Fußball-Verband ist das gegangen“, berichtet Buchinger, der dahinter „Neider“ vermutet, die ihm den Erfolg nicht gönnen. Dass sich mit Buchingers Werbeauftritt inzwischen die Rechtsabteilung des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) beschäftigt hat, bestätigt auf Anfrage der Bezirksvorsitzende Rolf Eppelein. Und die sagt, es ist erlaubt, weil Bierwerbung nun mal erlaubt ist und Buchinger ja auch seine Zustimmung gegeben hatte. Dennoch ist Eppelein gegen das Plakat und zwar wegen der Schrift darauf. Die sei zweideutig, denn mit den elf Flaschen könnten auch Spieler gemeint sein. Er habe mit Buchinger gesprochen und nachdem der ihm versichert habe, dass die Plakate schon bald wieder überklebt werden, werde man es dabei belassen. Ein Verfahren gegen Buchinger werde es nicht geben.
Der Herbert mag die Aufregung um das Plakat nicht verstehen. „Zweidrittel der Vereine leben doch vom Bierverkauf in den Sportheimen“, Brauereien treten als Sponsoren für Turniere auf und in den Sportheimen und an den Banden ist ebenfalls Brauerei-Werbung. „Ich sehe das, was ich gemacht habe, nicht als Problem und ich sehe auch nichts Verwerfliches dabei“, so Buchinger. Ähnlich hätten es ihm gegenüber auch Schiedsrichterkollegen erklärt, wenngleich die sich die eine oder andere Frotzelei über den „Werbe-Star“ nicht hatten verbeißen können, wie der Herbert schmunzelnd berichtet. Fest stehe für ihn außerdem: „Für härtere Sachen hätte ich sicher keine Werbung gemacht.“
Wie Buchinger sagt auch Michael Raab: „Wir wollten doch damit keine Leute kränken, ich spiel ja selber Fußball. Es war als Gaudi gedacht, einfach als lockerer Spruch.“ Ein anderer lockerer Spruch, der ein Bild schmückt, bei dem der Herbert freudig und zufrieden auf eine Flasche Bier blickt, scheint zumindest keine Folgen zu haben. Der Schriftzug lautet: „Lieber 'ne Pulle Bier als die Pullezei!“
Einigermaßen gelassen sieht den Spruch der stellvertretende Leiter der Haßfurter Polizeiinspektion, Peter Firsching: „Auch wenn ich kein Richter und kein Jurist bin: Ich sehe kein strafrechtlich relevantes Verhalten.“ Dennoch, so Firsching: „Über Geschmack lässt sich streiten.“ Und er fügt hinzu: „Wir haben da ganz andere Probleme angesichts der beginnenden Feste-Saison.“
Dass Werbe-Sprüche nicht immer der Realität entsprechen, das hat sich übrigens auch bei Herberts Kampagne gezeigt. Gutes braucht keinen Namen, heißt es da für das Bier ohne Namen. Schon nach wenigen Tagen hatte das Bier sehr wohl einen Namen: „Es Herbertle“, berichten Raab, Thomsen und der Herbert – sichtlich stolz.