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KLEINBARDORF: Herr über 120 Kunstflugtauben

KLEINBARDORF

Herr über 120 Kunstflugtauben

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    Fliegende Kameraden: Frank Gessner spielt mit zwei seiner Dropper-Tauben.
    Fliegende Kameraden: Frank Gessner spielt mit zwei seiner Dropper-Tauben. Foto: Foto: Josef Kleinhenz

    Die einen beschäftigen sich mit Kaninchen und Kanarienvögeln, andere sammeln Briefmarken oder spielen Skat. Frank Gessner aus Kleinbardorf sind die Kunstflugtauben ein Steckenpferd geworden.

    Warum? „Sie vollführen in der Luft mit teils mehrfachen Überschlägen ein einzigartig schönes Schauspiel wie wenn sich ein Ball am Himmel dreht“, schwärmt der 24-jährige Züchter. „Meine Tiere fliegen nicht nur vom heimischen Schlag aus, sondern auch andernorts von einem Flugkasten, der nichts anderes als ein zerlegbarer kleiner Taubenschlag ist“, macht Gessner den flexiblen Transport seiner gefiederten Freunde zu Wettbewerben plausibel. Längst ist er auf der Siegerliste kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Kunstflugtauben-Fan hat 14 Deutsche Meisterschaften gewonnen und zweimal den Europa-Champion. Erst 2011 stand er deutschlandweit dreimal und einmal europaweit an der Spitze mit seinen Galatzer Rollern, Purzlern und Klatschtümmlern.

    International belegte er einen ersten Platz in seiner Klasse in der Schweiz. Bei der Deutschen Meisterschaft 2012, die vom 5. bis 8. Juli im unterfränkischen Hofheim ansteht, hofft Gessner erneut auf einen Titel.

    Frank Gessner besitzt 100 klassische Kunstflugtauben, deren Rassen in der Luft jeweils andere Kunstflugfiguren präsentieren. Dazu gehören als Beiwerk 20 weiße Dropper-Tauben. „Die Dropper sind sehr wichtig, weil sie für Ruhe und Gelassenheit unter den Tauben sorgen“, sagt Gessner. Alle zwölf Tauben, die er zu einem Wettkampf mitnimmt, müssen ruhig und ausgeglichen sein. „Wenn die Harmonie nicht stimmt, bin ich nicht erfolgreich“, weiß der Züchter.

    Mittlerweile kommt Gessner herum, denn er ist auch Wertungsrichter. In einer Jury bewertet er kunstvolle Schönheits- und Akrobatikflüge von klassischen Kunstflugtauben verschiedener Kategorien. Als Tauben-Schiri ist er deshalb nicht nur landesweit unterwegs, auch in Holland, Belgien, Frankreich und in der Schweiz fällt er sein Urteil. Als Wertungsrichter für alle Klassen im Deutschen Flugroller Club und im Deutschen Hochflugclub vergibt Frank Gessner Punkte für Purzler, Roller, Klatsch- und Rolltümmler, Sturzflug-, Spiel-, Drehflug- und Hochflugtauben. „Diese Tätigkeit macht mir unglaublich viel Spaß, denn hier komme ich auch mit Gleichgesinnten zum Fachsimpeln zusammen“.

    Vor dem Preis steht der Fleiß: Gessner trainiert vor Meisterschaften mit 20 ausgewählten Tauben. Üben heißt für ihn: „Ich fahre auf die Flur einer Grabfeldortschaft und lasse meine Tauben fliegen. Ausgesetzt sind sie Bedingungen, die sich auch bei Wettbewerben stellen. „Dabei kommt es entscheidend darauf an, dass alle Tauben innerhalb von 30 Minuten zurückfliegen und ihren Kasten am Boden aufsuchen“.

    Bahnt es sich aber an, dass sie länger als eine halbe Stunde in der Luft bleiben, sind neue Trainingseinheiten nötig. Die Tauben haben in diesem Fall das Flattern der weißen Dropper am Boden nicht beachtet. Denn wenn Gessner wie in einer Geheimsprache pfeift, flattern sie mit ihren Flügeln. „Das sind für die Kunstflugtauben am Himmel Signale, dass sie wieder runter sollen“, gibt er zu verstehen.

    Sensibilisiert wird in der Testphase vor allem ihr Orientierungssinn. Fazit: „Die Tauben sind lernfähig. Das zeigt sich darin, dass sie an einer für sie fremden Umgebung trotz vorhergehender Defizite plötzlich wieder gute Flugleistungen bieten“. Entscheidend für den Erfolg sei, welches Futter sie bekommen. Gessner: „Ich verwende Gerste und Weizen oder ein handelsübliches Mischfutter, das zu 50 Prozent mit Gerste gestreckt wird“.

    Wichtig ist Gessner nicht nur der sportliche Erfolg, auch die eigene Zucht spielt bei ihm eine große Rolle. Folgerichtig zieht er jährlich rund 150 Kunstflugtauben groß, die nach Flug- und Rollleistung selektiert werden. „Im Moment züchte ich 20 Zuchtpaare der Rassen Galatzer Roller, Takla (Türkische Klatschtümmler), Culbutant de Francais (Französische Purzler) und Arabische Trommeltauben“. Leider kommen immer wieder Tauben zu Tode. „Denn wie aus heiterem Himmel kommen Habicht, Sperber oder Wanderfalke und stürzen sich auf sie. Ich bin dagegen machtlos, auch weil diese Raubvögel unter Naturschutz stehen“, betont Gessner. Rund 30 Kunstflugtauben gehen jährlich so verloren. „Meistens sind es mit die besten!“.

    Auf das Hobby, sich auf Kunstflugtauben einzulassen, ist Frank Gessner im Dezember 1998 gekommen. Er besuchte eine Taubenlokalschau des Kleintierzuchtvereins Alsleben und traf auf Peter Lhotsky aus Sulzdorf, der bis dahin schon reichlich Erfahrungen mit diesen Vögeln gemacht hatte. Von ihm inspiriert kaufte sich Gessner noch im gleichen Monat Kunstflugtauben. Die Faszination ist ihm bis heute geblieben.

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