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BAD NEUSTADT: Herrlich skurriler Wortsalat

BAD NEUSTADT

Herrlich skurriler Wortsalat

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    Diesmal gab es beim Poetry Slam im Bildhäuser Hof zwei Sieger. Konzentriert zuhören, das ist die Aufgabe der Zuhörer bei dem Dichterwettstreit.FOTO: Antonia Kritzer
    Diesmal gab es beim Poetry Slam im Bildhäuser Hof zwei Sieger. Konzentriert zuhören, das ist die Aufgabe der Zuhörer bei dem Dichterwettstreit.FOTO: Antonia Kritzer

    Sprache kann mitreißen, provozieren, die Gehirnzellen kribbeln lassen und vor allem begeistern. Die acht Wortakrobaten beim 4. „Poetry Slam“ haben den proppenvollen Bildhäuser Hof wieder wunderbar mit Poesie und Geschichten erfüllt. Zum ersten Mal gab es zwei Gewinner – beide haben den ersten Platz beim Dichterwettstreit verdient. Erik Leichter aus dem sächsischen Zwickau verteidigte seinen Titel vom letzten Slam und teilt sich den Preis – einen Blecheimer mit allem, was das Publikum spontan geben wollte, von Plastikrosen bis Schokoriegel – mit Clara Nielsen aus Hamburg.

    Moderiert wurde der „Word Battle“ erneut von Felix Kaden, der mit viel Humor und Begeisterung durch den Abend führte. Für die epischen musikalischen Effekte sorgte das DJ-Team „Culture Epic“.

    Das poetische Line-up sprühte nur so vor Kreativität, Humor und vor allem hochkarätigen Dichtern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, von Wien und Linz über Münnerstadt, Bad Neustadt und Zwickau bis nach Berlin und Hamburg. Alle Wortakrobaten überzeugten mit sprachlichen Saltos und Wortjonglagen, experimentellen Feinheiten und besonders viel Herzblut in den selbstverfassten Texten.

    Den Anfang machte Adina aus Wien, die einen herrlich skurrilen Wortsalat für eine verstörende Sprache voller dadaistischer Lebensweisheiten vortrug nach dem Motto „Reden ist wilder, Schweigen ist toll“. Zarte, zauberhafte Töne schlug Hannah Conrady aus Münnerstadt mit ihrem Text „Zwei Tagträumer“ an und schwebte mit dem Publikum mal eben über die „Realitätsgrenze“. Weiter ging es in der ersten Vorrunde mit Erik Leichter, dem Titelverteidiger, der mit seinem unverwechselbaren Humor erkennt: „Um die Sinnlosigkeit des Seins zu erkennen, brauche ich kein Nietzsche, mein Lebenslauf reicht da schon“, und kurzerhand beschließt, F-Promi zu werden. Der letzte in der Vorrunde, Sevi, sprach sich mit einem Text über drei tragische Kinderschicksale aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen in die Herzen des Publikums und ins Finale.

    Die zweite Vorrunde begann Marie Theres Schwinn, die wütend und wuchtig den Magerwahn anprangerte. Ins Finale reimte und rappte sich Clara Nielsen, die eine wortwörtlich coole Antwort auf Rückerts Frühlingslied aus der Sicht des Winters vortrug – sehr humorvoll und wortgewandt. Luisa Lucas aus Bad Neustadt sprach über ihre Hassliebe zum Schulfach Englisch. Die letzte Poetin in der Vorrunde war Kathi Mock, die einen Text „über die wohl weiblichste Emotion“ vortrug (oder wunderbar wütend brüllte): ein flammendes Plädoyer für die Wut. Mit diesem großartigen Text wurde sie ins Finale applaudiert.

    „Waslos-Nachrichten“

    Clara Nielsens Finaltext über das Glück ließ die Gehirnzellen sachte den Moonwalk tanzen und nahm das Publikum mit auf eine Reise über die Wolken und zurück. Von „Liebe im Neonlicht auf der Bordsteinkante vorm Dönerstand“ und einer etwas anderen Romantik sprach Sevi und erntete viel Lachen und Applaus. Erik Leichter sprach mit viel Witz über Liebe, die zu weit geht, und über Zwickauer Straßenbahnfahrer, und sicherte sich damit die Hälfte des Dichtereimers. Kathi Mock begeisterte mit ihrem Text „Anglizismen sind out“, in dem sie konsequent „WhatsApp-Messages“ zu „Waslos-Nachrichten“ und den CD-Player zum Kompaktscheibenabspielgerät machte.

    Pflichttermin: Am 13. November findet im Bildhäuser Hof der nächste Poetry Slam statt.

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