Es gibt ein fantastisches Musikstück für Xylo- oder Marimbafon-Virtuosen, das den Titel „Erinnerungen an Zirkus Renz“ trägt. Diesen Zirkus Renz gibt es tatsächlich, besser gesagt: verschiedene Zirkusunternehmen, die diesen großen Namen tragen, aber nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben.
Einer dieser Ableger war jedenfalls am Wochenende zu einem Gastspiel auf Mellrichstadts Streuwiese. Und mit dem eingangs erwähnten Musikstück wurde auch die Vorstellung, Erwartungen weckend, eröffnet.
Zu den ganz Großen zirzenischer Kunst will er sich aber nicht rechnen, wie eine der Mitarbeiterinnen dem Reporter gestand. Jedoch abwechslungsreiche, farbenprächtige, zu Bewunderung und Beifall hinreißende Show-Unterhaltung vermochten die Akteure in und über der Manege sehr wohl zu bieten. Für die Kinder unter den Besuchern samt deren Mamas und Omas. Dazu gehörten auch die Tiere, die ihre Runden in der Manege drehten.
Drei majestätisch-hochmütig schauende Kamele, die gleichwohl den Kommandos ihres Dompteurs bereitwillig folgten, gaben den Auftakt. Diese Höckerträger und andere Tiere konnten in der Pause auch in der Tierschau bestaunt werden. Ein besonders elegantes Pferd, showmäßig herausgeputzt, zeigte Elemente der Dressur, wenn auch ohne Reiter im Sattel.
15 rotierende Hula-Hoop-Reifen
Absolute Hingucker waren aber die Darbietungen verschiedener Artistinnen: Eine ritt in die Manege wie eine Fee aus dem Land Avalon, zeigte dann aber halsbrecherische, höchst anmutige Bewegungen am Ring hoch über der Manege, als ob sie fliegen könnte. Eine andere tanzte Hula-Hoop, aber nicht so, wie es einmal eine frühere Generation mit einem einzelnen, armseligen Reifen gemacht hatte. Sie ließ gleich zwei Reifen um ihre Arme schwingen, ließ gleichzeitig einen weiteren um ihre Hüften und in ihren Kniekehlen rotieren und krönte dies mit mindesten 15 Reifen, die sie gleichzeitig um ihren Körper wirbeln ließ.
Über dem Boden schwebte eine der Künstlerinnen am Seil und zeigte, wie man dort oben seinen Körper in alle mögliche Positionen kopfüber und kopfunter bringen kann und sich dabei gleichzeitig wie ein schwindelerregender Kreisel dreht. Der Moderator trat selbst als Jongleur auf, balancierte verschiedene Gegenstände auf seinem Kinn – unter anderem eine ganz normale Schubkarre sowie fünf Holzstühle gleichzeitig; tanzte mit unglaublichem Gleichgewichtssinn auf einer Rolle, stritt sich auch zum Schein mit dem widerspenstigen Clown Charlie, der unbedingt seine eigene Schau abziehen wollte.
Biegsam wie eine Schlange
Ein kleines Mädchen, noch im frühen Grundschulalter, verbog sich auf einem Tisch, gelenkig wie eine Schlange.
Den spektakulären Höhepunkt setzte aber der Feuerschlucker, der nicht nur die Flammen in seinem Mund erstickte, sondern mit demselben Mund auch ungeheure Flammenfontänen in die Zirkuskuppel spie. Wer in den vorderen Reihen an der Manege saß, dem wurde dabei ordentlich heiß, denn das war echtes Feuer und keine Illusion.
Nach rund eineinhalb Stunden ging die Schau zu Ende. Der Moderator brachte es beim Finale in seinem gereimten Schlusswort auf den Punkt: „Zirkus darf niemals untergeh?n“, sagte er, was das Publikum mit zustimmendem Beifall quittierte.