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Oberstreu: Historisch in Oberstreu: Wie die Ernte früher ablief

Oberstreu

Historisch in Oberstreu: Wie die Ernte früher ablief

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    Bevor der Mähbinder zum Einsatz kommt, muss mit der Sense eine Schneise ins Feld gemäht werden.
    Bevor der Mähbinder zum Einsatz kommt, muss mit der Sense eine Schneise ins Feld gemäht werden. Foto: Anja Behringer

    Früh um 9 Uhr merkt man es schon auf dem Feld am Ortsrand von Oberstreu: Es wird ein heißer Tag. Für die Männer, die sich dort versammelt haben, heißt es trotzdem kräftig anpacken. Sie wollen Weizen ernten, aber nicht mit einem modernen Mähdrescher, sondern auf die altmodische Art. Einige alte Traktoren stehen bereit, an einem hängt eine altertümlich anmutende Maschine. Ein Mähbinder aus dem Jahr 1938, erklärt Lothar Werner, der die Ernte organisiert hat. Vor 35 Jahren hat er die Aktion gestartet, seitdem findet sie alle fünf Jahre statt.

    Mit der Sense eine Schneise mähen

    Bevor es allerdings auf dem Traktor ins Weizenfeld geht, ist Handarbeit angesagt. Mit der Sense muss eine Schneise gemäht werden, damit der Traktor später Platz hat zu fahren, ohne Getreide zu zerstören. Denn mit dem Mähbinder wird das Getreide nicht vor dem Gefährt geschnitten, sondern seitlich. Die Felder lagen damals dicht aneinander, sodass es kaum Möglichkeiten gab, direkt mit dem Mähbinder anzusetzen, erklärt Werner.

    Sein Vater habe sich früher meist gegen 4 Uhr morgens auf den Weg gemacht, um anzumähen, erzählt er. Von den umstehenden Männern hört man Ähnliches. In den frühen Tagesstunden sei es noch nicht so warm, außerdem habe das Getreide sich besser binden lassen, weil es noch nachgiebieger war, tauschen sie Erinnerungen aus. Die Schneise mit der Hand musste meist nur der erste Bauer mähen, die Nachbarfelder konnten dann bereits seitlich anfangen, indem sie den Platz nutzten, den das abgeerntete Feld bot. "Aber einer musste halt anfangen und sich die Arbeit machen. Es nützt ja nichts, wenn das Feld reif ist", so Werner.

    Geernteten Weizen zu Garben binden

    Das Wetter sei gut für die Ernte, denn es müsse trocken sein, sagt der Oberstreuer. Sind die Weizenhalme abgeschnitten, werden sie zu Garben gebunden. Dafür fassen die Helfer das Getreide zu Bündeln, wobei darauf geachtet werden muss, dass alle Ähren in die selbe Richtung zeigen. Im knien werden sie eng gefasst und zusammengebunden. Die Garben werden, mit den Ähren nach oben, zum Trocknen gegeneinander gestellt.

    Die einzelnen Weizenhalme werden zu Bündeln zusammengefasst und zu Garben gebunden.
    Die einzelnen Weizenhalme werden zu Bündeln zusammengefasst und zu Garben gebunden. Foto: Anja Behringer

    Danach geht es daran, den Mähbinder vorzubereiten. Dabei werden unter anderem die Gummireifen entfernt, die nur für die Fahrt auf der Straße angebracht sind. Nachdem alles an Ort und Stelle ist, nimmt Roland Werner auf dem Mähbinder Platz, den Ignaz Streit mit seinem Traktor zieht. Die Aufgabe von Werner ist es, die Maschine zu steuern. Dabei geht es zum Beispiel um den Anschnittwinkel des Getreides, erklärt Lothar Werner. Das sei auch bei den heutigen Mähdreschern noch so, laufe aber automatisiert ab, erzählt er weiter.

    Garben mit den Ähren nach oben aufstellen

    Der Mähbinder schneidet den Weizen nicht nur ab, sondern bindet ihn auch gleich zu Garben. Dabei sorgt eine Haspel dafür, dass die Ähren alle in die gleiche Richtung weisen und somit nach dem Schnitt geordnet liegen. Mechanisch werden die Ähren mit einem Bindfaden zusammengefasst und rollen vom Mähbinder aufs Feld. Die Garben werden, wie bei der Ernte mit der Sense, aufgestellt, um zu trocknen.

    Der Mähbinder bindet bereits Garben. Diese werden von Helfern aufgestellt.
    Der Mähbinder bindet bereits Garben. Diese werden von Helfern aufgestellt. Foto: Anja Behringer

    Nachdem das Getreide abgeerntet und zum Trocknen aufgestellt ist, ist die Arbeit vorerst getan. Die Garben bleiben zwei bis drei Tage auf dem abgeernteten Feld stehen, um weiter zu trocknen. Dann werden sie abgeholt. In Oberstreu werden sie bis zum Brauhausfest im Oktober eingelagert. Dann werden sie beim Fest gedroschen. Wie das abläuft, zeigt Lothar Werner noch an einer Garbe.

    Weizenkörner mit dem Dreschflegel lösen

    Er legt den Weizen auf ein großes Tuch. Dann kommt ein Dreschflegel zum Einsatz. Das ist eine lange Holzstange, an der mit Lederriemen noch eine kürzere Holzstange befestigt ist. Mit den Flegeln wird auf den Weizen eingeschlagen, damit die Körner sich lösen. Beim Schlagen gilt es ein wenig aufzupassen, erklärt Werner, denn über die Lagerzeit wird das Leder der Riemen brüchig. Es könne also passieren, dass die Flegel beim Schlagen kaputt gehen und ein Teil wegfliegt.

    Mit Dreschflegeln werden die Weizenkörner aus den Ähren gelöst.
    Mit Dreschflegeln werden die Weizenkörner aus den Ähren gelöst. Foto: Anja Behringer

    Nachdem die Körner herausgeschlagen wurden, lässt sich mit den Strohhalmen noch etwas anfangen. Werner hat eine Matratzenhülle mitgebracht, in die er das Stroh stopft. Früher habe man nur auf solchen Matratzen geschlafen. Auf die Frage, ob man auf den Stohmatratzen denn bequem geschlafen habe, antwortet er überzeugt: "Nicht schlechter als jetzt" und erntet Zustimmung von seinen Erntekameraden.

    Bei der Ernte war ein Filmteam vom Bayerischen Rundfunk dabei. An diesem Freitag, 2. August, wird der Beitrag um 19 Uhr in der Sendung "Unser Land" gezeigt.

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